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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bekommen.«
    »Woher willst du wissen, daß es nicht einfach eine Lieferung Nachschub ist?«
    »Der Hammer glüht schon fünfzehn Minuten, also geht man sehr vorsichtig mit dem um, was man uns da schickt, und justiert ihn ganz genau. Ich bin sicher, wir bekommen ein neues Opfer. Außerdem erwarten wir zur Zeit keine Nachschublieferung.«
    Barrett nickte. »Okay, ich komme hinüber, um mir das anzusehen. Wenn es ein neuer Mann ist, legen wir ihn am besten mit Latimer zusammen, würde ich sagen.«
    Norton lachte rauh. »Wenn er ein Materialist ist, wird Latimer ihn mit seinem mystischen Unsinn verrückt machen. Wir sollten ihn lieber zu Altmann legen.«
    »Der hat ihn eine halbe Stunde später vergewaltigt.«
    »Darüber ist er hinweg, weißt du das nicht?« sagte Norton. »Er ist jetzt damit beschäftigt, sich eine Frau zu schaffen, du weißt ja …«
    »Vielleicht hat unser neuer Mann aber keine Rippe für diese Eva übrig?«
    »Sehr lustig, Jim.« Norton amüsierte sich keinesfalls. Plötzlich leuchteten seine Augen. »Weißt du, wen ich mir wünsche? Einen Erz-Konservativen, einen völlig reaktionären Spießer, das wäre mal was. Mann, das wäre was!«
    »Wärst du nicht auch mit einem Bolschewiken einverstanden?«
    »Hier wimmelt es von Bolschewiken, von rosa bis dunkelrot. Ich habe sie alle satt. Den ganzen Tag sitzen sie und fischen Trilobiten und plaudern über die Verdienste von Kerensky und Malenkow. Ich brauche jemanden, mit dem ich wirklich diskutieren kann, Jim!«
    »Gut«, sagte Barrett. »Vielleicht kommt ein Diskussionspartner für dich aus dem Hammer. Einer von diesen Objektivisten, die immer alles besser wissen, vielleicht?« Barrett lachte und fügte hinzu: »Vielleicht hat es Oben inzwischen eine Revolution gegeben, Charley. Vielleicht sind jetzt die Linken am Ruder, und man schickt uns nichts als Reaktionäre. Wie würde dir das gefallen? Dann gäbe es genügend zu diskutieren, und das Lager würde sich rasch mit ihnen füllen. Schließlich werden sie mehr sein als wir und eines Tages beschließen, die dreckigen Linken auszurotten, die ihnen die alte Regierung geschickt hat, und …«
    Barrett hielt inne. Norton starrte ihn mit wildem Blick an und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, um seine Nervosität und Verlegenheit zu verbergen.
    Barrett wurde plötzlich klar, daß er soeben einen schweren Fehler begangen hatte, den schwersten, den es im Hawksbill-Lager gab: er hatte sich gehen lassen, hatte seinen Mund gedankenlos aufgemacht. Ausgerechnet ihm, der er als ruhender Pol im Lager galt, auf den sich alle verlassen konnten, war das passiert. Er hatte die Kontrolle über sich verloren, und das war ein schlechtes Zeichen. Sein rechter Fuß schmerzte wieder, und vielleicht war auch das ein Grund dafür gewesen.
    Fest sagte er: »Gehen wir, vielleicht ist der Neue schon da.«
     
    Als sie aus der Hütte traten, hatte der Regen etwas nachgelassen. Zur Linken, über dem, was einmal der Atlantische Ozean genannt werden würde, ballten sich noch immer graue Wolken, aber im Westen nahm der Himmel bereits die normale graue Farbe an, die Trockenheit bedeutete. Bevor man ihn hierhergeschickt hatte, hatte Barrett geglaubt, einen völlig schwarzen Himmel vorzufinden, weil einfach noch zu wenig Staubpartikel in der Luft waren, um das Sonnenlicht zu brechen und das bekannte Blau hervorzurufen, aber der Himmel war bereits jetzt ständig in mattem Beige. Soviel zu wissenschaftlichen Theorien über dieses Zeitalter – Barrett selbst hatte sich nie sonderlich dafür interessiert.
    Durch den nachlassenden Regen gingen sie auf das Hauptgebäude zu. Barrett schwang verzweifelt seine Krücke, um einigermaßen Schritt mit Norton halten zu können und seine Behinderung nicht zu sehr merken zu lassen. Zweimal verlor er fast das Gleichgewicht.
    Vor ihnen lag das Hawksbill-Lager.
    Das gesamte Lager beanspruchte etwa einen Platz von fünfhundert Morgen, das Zentrum bildete das Hauptgebäude, ein Kuppelbau, der die meisten Ausrüstungsgegenstände und Vorräte beherbergte. Weiträumig darum herum waren die kleineren Plastikkuppeln der Unterkünfte für die Männer verteilt. Sie wirkten aus der Ferne wie riesige grüne Pilze. Einige der Hütten trugen noch als Schutz zusätzlich ein paar Blechplatten, wie auch Barretts, aber die meisten standen so da, wie sie aus dem Hammer gekommen waren.
    Insgesamt waren es achtzig Kuppeln, und das Lager hatte zur Zeit einhundertvierzig Einwohner, was der bisher höchste Stand war, und was

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