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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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unergiebiges Gespräch gequält, wobei er nur auf Fragen Barretts reagiert, aber keinen eigenen Beitrag geleistet hatte. Und er hatte einen Haufen Unsinn verzapft. Er schien den Unterschied zwischen Ricardo und Keynes nicht zu kennen, was für einen Ökonomen höchst seltsam war. Er schien keine Ahnung zu haben, wofür seine politische Organisation überhaupt eintrat, und er hatte auch nicht auf Barretts provozierende, doktrinäre Thesen geantwortet. Er schien so wenig revolutionär vorbelastet zu sein, daß er sich nicht einmal an Hutchetts erstaunliche Sendung von vor elf Jahre erinnerte.
    Irgend etwas stimmte mit ihm nicht.
    Wie war es möglich, daß man ein dreißigjähriges Kind für so gefährlich gehalten hatte, es nach dem Hawksbill-Lager zu verbannen? Meist kamen nur die klügsten – und somit gefährlichsten Leute –, in den »Genuß«, verbannt zu werden. Eine Verbannung in die Vergangenheit kam einem Todesurteil gleich, und einen solchen Schritt machte selbst eine Regierung wie die jetzige nicht leichtfertig.
    Barrett konnte sich absolut nicht denken, warum Hahn hier war. Er schien von der Verbannung tief getroffen und zeigte Trauer über den Verlust seiner Angehörigen, aber ansonsten war vieles sehr seltsam an ihm.
    War er vielleicht doch – wie Don Latimer gesagt hatte – ein Spion?
    Barrett verwarf diesen Gedanken; er wollte sich nicht von Latimers Wahnvorstellungen anstecken lassen. Die Regierung würde kaum einen Spion die Einbahnstraße in die Vergangenheit hinab senden, nur um Revolutionäre zu überwachen, die sowieso keine Schwierigkeiten mehr machen konnten. Aber was war dann Hahns Aufgabe?
    Er wollte in Zukunft gut auf ihn aufpassen, beschloß Barrett.
    Natürlich brauchte er dabei Unterstützung, und das ergab für einige Lagerbewohner, die ständig deprimiert und von Ängsten und Aberglauben geplagt wurden, eine brauchbare Aufgabe. Sie konnten Detektiv spielen, was ihnen ein wenig Selbstvertrauen und Halt geben und sie nicht ganz dem Trauma der Nutzlosigkeit verfallen lassen würde.
    Und dabei würde Barrett doch noch erfahren, was es mit Hahn auf sich hatte.
    Am nächsten Tag nahm er nach dem Mittagessen Don Latimer beiseite.
    »Ich habe mich gestern mit unserem Freund Hahn unterhalten«, sagte er. »Was ich dabei erfuhr, klang reichlich seltsam und verworren.«
    Latimer sah sich in seinen Vermutungen bestätigt und strahlte. »Seltsam? Wieso?«
    »Ich habe versucht, ihn über ökonomische und politische Theorien auszuhorchen, aber entweder hat er keinen blassen Schimmer von beiden, oder er hält mich für zu dumm, seinen Gedankengängen folgen zu können, und sagt lieber gar nichts. Auf jeden Fall ist er sehr eigenartig.«
    »Ich habe dir ja gesagt, daß mit ihm etwas nicht stimmt.«
    »Ja, und ich glaube dir.«
    »Was hast du weiter vor?«
    »Nichts Spezielles, wir werden ihn einfach weiterhin überwachen.«
    »Und wenn er doch ein Spion von Oben ist?«
    Barrett schüttelte den Kopf. Mit dieser Theorie konnte er sich immer noch nicht anfreunden. »Wir werden alles tun, um uns zu schützen, Don, aber es ist wichtig, daß wir keine voreiligen Schlüsse ziehen. Es kann genauso gut sein, daß wir Hahn Unrecht tun, und ich möchte nichts unternehmen, was das Zusammenleben mit ihm erschwert oder in Zukunft unmöglich macht. In einer Gemeinschaft wie der unseren dürfen wir nicht schon von vornherein Spannungen erzeugen, oder wir brechen bald auseinander. Wir werden uns also um Hahn kümmern, aber nicht zu auffällig. Beobachte ihn, tue so, als ob du schläfst, und wenn es einmal möglich sein sollte, versuche, einen Blick in seine Aufzeichnungen zu werfen. Aber bitte so, daß er es nicht bemerkt oder mißtrauisch wird.«
    Latimer strahlte vor Stolz. »Du kannst mit mir rechnen, Jim.«
    »Und noch etwas: Suche dir einen Helfer, der ebenfalls ein Auge auf Hahn wirft. Ned Altmann scheint ganz gut mit ihm auszukommen, sieh zu, daß du auch ihn einspannen kannst. Die Hauptverantwortung allerdings trägst du, ich lasse dir ansonsten freie Hand. Sammle Informationen und informiere dann mich, okay?«
    »Selbstverständlich«, sagte Latimer.
    Sie alle hatten jetzt ein Auge auf den Neuen.
     
    Am fünften Tag nach Hahns Ankunft suchte Rüdiger zwei neue Leute für sein Fischer-Team, da zwei seiner Leute mit auf die Expedition zum Inneren See gegangen waren. Barrett schlug ihm vor, doch Hahn zu nehmen. Rüdiger sprach den Genannten an, und Hahn schien hocherfreut über das Angebot. »Ich weiß nicht

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