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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hatte, als Barrett sich an den Neuen heranmachte. Die Männer hatten sich eine Stunde lang einen Computer-Film angesehen, den Hutchett programmiert hatte. Die Leute Oben waren so nett gewesen, einen einfachen, aber brauchbaren Computer zu schicken, den Hutchett benützte, indem er Linien, Raster, Hell- und Dunkeltöne zu Zeichentrickfilmen konzipierte. Es war ein einfaches, aber geschicktes Vergnügen, und wenngleich es nur Trickfilme waren, so konnte man doch viele Themen mit ihnen gestalten.
    Danach also, als Barrett den Eindruck hatte, daß Hahn in etwas gelöster Stimmung war und vielleicht seine übliche Zurückhaltung etwas abgelegt hatte, setzte Barrett sich neben ihn und sagte: »Ein gelungener Abend, nicht wahr?«
    »Ja, sehr unterhaltsam.«
    »Die Filme hat Sid Hutchett gemacht. Er ist wirklich ein Genie, unser Sid. Hast du ihn noch kennengelernt, bevor er mit auf die Expedition gegangen ist?«
    »Der Mann mit der Hakennase und dem flachen Kinn?«
    »Ja, das ist er. Ein guter Mann. Er war Computer-Fachmann der Kontinentalen Befreiungsfront, bis man ihn ’19 schnappte. Er programmierte die gefälschte Sendung, in der Kanzler Arnold sein eigenes Regime denunzierte. Bei Gott, das hätte ich selbst zu gern gesehen. Erinnerst du dich daran?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Hahn und runzelte die Stirn. »Wann war das?«
    »Die Sendung lief im Jahre 2018. War das vor deiner Zeit? Es ist doch gerade elf Jahre her?«
    »Ich war damals neunzehn und politisch kaum interessiert, weißt du? Mein Bewußtsein änderte sich erst spät.«
    »So ging es vielen von uns. Immerhin, mit neunzehn ist man ja schon ziemlich erwachsen. Hast du studiert?«
    Hahn grinste. »Allerdings. Ich hatte mich völlig der Wissenschaft verschrieben.«
    »Und du hast niemals etwas von dieser Sendung gehört? Der ganze Kontinent war im Aufruhr über diese Blasphemie.«
    »Das muß ich verpaßt haben.«
    »Es war der größte Jux des Jahrhunderts«, sagte Barrett, »und du hast ihn verpaßt? Mit einem Schlag wurde die Befreiungsfront bekannt. Du hast doch sicher von ihr gehört?«
    »Natürlich.« Hahn schien unsicher zu werden.
    »In welcher Gruppe hast du denn mitgearbeitet?«
    »Bei den Kreuzzüglern der Freiheit.«
    »Kenne ich nicht, tut mir leid. Eine der neueren Gruppen?«
    »Ja, sie wurde erst vor rund fünf Jahren in Kalifornien gegründet.«
    »Und was für ein Programm hatte sie?«
    »Oh, das übliche«, sagte Hahn. »Freie Wahlen, eine repräsentative Regierungsform, die Auflösung der Geheimarchive des Geheimdienstes, die Restauration der bürgerlichen Rechte und anderer bürgerlicher Freiheiten.«
    »Und auf ökonomischem Gebiet? Wart ihr Marxisten oder Anhänger eines seiner Nachfolger?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wir glaubten an eine Art … Kapitalismus mit gewissen Regierungsbefugnissen.«
    »Etwas rechts vom Staatssozialismus und etwas links vom allgemeinen Laissez-faire?« fragte Barrett.
    »Ja, so ähnlich.«
    »Aber man hat das doch Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts versucht und ist damit gescheitert. Damals gab es eine zwangsläufige Entwicklung zum totalitären Sozialismus, der zusammenbrach und den syndikalistischen Kapitalismus hervorbrachte, mit einer Regierung, die sich liberal nannte, in Wirklichkeit aber alle individuellen Freiheiten im Namen der Freiheit einschränkte. Wenn also deine Gruppe einfach die ökonomische Uhr in das Jahr 1955 zurückdrehen wollte, kann nicht viel mit ihr losgewesen sein.«
    Hahn sah ihn gelangweilt an. »Weißt du, ich habe mich nicht gerade in höchsten ideologischen Gefilden herumgetrieben.«
    »Du warst einfach Wirtschaftswissenschaftler?«
    »Genau.«
    »Hattest du eine spezielle Aufgabe in euerer Gruppe?«
    »Ich war für die Pläne zuständig, mit denen wir schließlich das System ändern wollten.«
    »Wobei deine Arbeit auf dem modifizierten Liberalismus Ricardos basierte?«
    »Ja, in gewisser Weise.«
    »Wobei ihr, wie ich vermute, faschistoide Tendenzen in den Werken Keynes’ vermeiden wolltet.«
    »So könnte man es nennen.« Hahn stand auf und lächelte verlegen. »Weißt du, Jim, ich würde gern weiter über diese Dinge mit dir diskutieren, aber ich muß jetzt gehen. Ned Altmann hat mich gebeten, mal bei ihm vorbeizuschauen und ihm zu helfen, seinen Dreckklumpen zum Leben zu erwecken. Wenn du also nichts dagegen hast, so …«
     
    Barrett war verwirrter als zuvor. Hahn hatte in keiner Weise mit ihm diskutiert – er hatte sich mit Mühe und Not über ein lahmes und

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