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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu.
     
    Eine Woche später besuchte er Barrett in dessen Wohnung. Ein Dutzend Leute waren gekommen, meist Mädchen. Sie saßen zu Hawksbills Füßen und sonnten sich in seinem Ruhm, während er ständig trank und meist nur sarkastische Bemerkungen machte. Deutlich bemerkte Barrett, daß die Mädchen ihn anhimmelten, und Hawksbill hatte alle Mühe, ihre Annäherungsversuche abzuwehren, bevor sie zu weit gingen. Er genoß es aber sichtlich, allgemeiner Mittelpunkt zu sein, und deshalb, wie Barrett vermutete, kam er in den nächsten Wochen öfter. Allerdings nutzte er seine Chancen nie in letzter Konsequenz aus.
    Bei den Besuchen kam meist nicht mehr heraus, als daß Hawksbill Unmengen von Barretts Spirituosen vertilgte und eine lange Kette von Ansichten verkündete, warum die Befreiungsfront zum Scheitern verurteilt sei. Takt war nie Hawksbills Stärke gewesen, und manchmal war er schmerzhaft präzise, wenn er die Fehler und Schwächen der Bewegung beim Namen nannte. Eine Weile dachte Barrett, daß es vielleicht falsch sei, ihn immer wieder mit den Revolutionären zusammenzubringen, da sein Pessimismus auf sie ansteckend wirken könnte. Aber dann bemerkte er, daß keiner von Hawksbills Zuhörern die Vorwürfe dieses Mannes ernst nahm. Man bewunderte den brillanten Verstand des Mannes auf dem Gebiet der Mathematik und hielt seinen Pessimismus für einen Bestandteil seines exzentrischen Wesens, zusammen etwa mit seinen nachlässigen Umgangsformen wie auch seinem Bauch. Deshalb hoffte Barrett immer noch, daß er ihn, wenn er ihn nur oft genug einlud, schließlich doch wieder auf ihre Seite bringen konnte.
    In einem unachtsamen Moment, als Hawksbill bereits wieder große Mengen Alkohol getrunken hatte, befragte Barrett ihn über das geheime Projekt, an dem er arbeitete.
    »Es geht um eine Zeitmaschine.«
    »Immer noch? Ich dachte, du hast das längst aufgegeben.«
    »Warum sollte ich? Die Gleichungen aus dem Jahre 1983 sind immer wieder diskutiert und angegriffen worden, und noch hat sich kein schwacher Punkt gezeigt. Es ist jetzt nur noch eine Frage der Übertragung einer Theorie in die Praxis.«
    »Aber du warst doch immer nur Theoretiker, wieso auf einmal die Praxis?«
    »Ich habe mich geändert«, sagte Hawksbill. »Ich habe die Theorie ausgearbeitet, soweit es nötig war, jetzt kommt die Umsetzung in die Praxis.« Er lehnte sich vor und faltete die Hände vor dem Bauch. »Die Zeitumkehrung ist ein anerkannter Fakt im subatomaren Bereich, Jim. Die Russen haben das schon vor über vierzig Jahren gezeigt. Meine Gleichungen bestätigen ihre damals noch wilden Vermutungen. Im Labor ist es schon heute möglich, den Zeitablauf umzukehren und ein Elektron eine volle Sekunde in die Zeit zurückzuschicken.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja, das ist bereits ein alter Hut. Wenn wir ein Elektron beschleunigen, verwandelt es sich in ein Positron. Das ist ganz natürlich, nur hat es dann den Hang, sich wieder vorwärts auf seiner Bahn zu bewegen und mit einem anderen Elektron zu kollidieren, so daß beide sich annullieren.«
    »Dann gibt es eine Atomexplosion?«
    »Kaum«, lächelte Hawksbill. »Dann wird Energie freigesetzt, aber es handelt sich nur um einen Gammastrahl. Immerhin ist es uns schließlich gelungen, unser rückwärts fliegendes Positron um den Faktor von einer Milliarde länger leben zu lassen, und das ergibt die schon erwähnte Sekunde. Wenn wir aber ein Elektron eine Sekunde in die Vergangenheit schicken können, so gibt es kein theoretisches Hindernis, nicht auch einen Elefanten eine Milliarde Jahre in die Vergangenheit zu schicken. Was wir lernen müssen, ist, die zu transportierende Masse zu vergrößern, das ist dann nur noch ein technisches Problem. Wir müssen aber auch noch mit der Umpolung des Elektrons fertig werden, denn sonst schicken wir nur Anti-Materie-Bomben in unsere eigene Vergangenheit und zerstören unsere Laboratorien. Wir müssen herausfinden, was mit einem Lebewesen geschieht, wenn die elektrische Ladung seiner Atome umgepolt wird, aber das sind nur sekundäre Probleme. In fünf, zehn oder zwanzig Jahren haben wir sie beseitigt. Was zählt, ist die Theorie, und sie ist hieb- und stichfest.« Hawksbill rülpste laut. »Mein Glas ist leer, Jim.«
    Barrett schenkte nach. »Warum unterstützt die Regierung dein Zeitmaschinen-Projekt?«
    »Was weiß ich? Mich interessiert nur, daß sie meine Kosten übernimmt. Ich tue nur meine Arbeit …«
    »Unglaublich«, sagte Barrett leise.
    »Die Zeitmaschine? Nicht

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