Verbannte der Ewigkeit
Barrett. »Das kommt öfter vor. Ich helfe dir mit dem Fang. Heute gibt es frischen Trilobiten-Cocktail!«
Sie machten sich an den Aufstieg zum Lager. Plötzlich hörten sie einen lauten Ruf von oben. Es war Quesada. »Haltet ihn! Haltet ihn! Er läuft direkt auf euch zu!«
Barrett sah erschrocken auf und entdeckte Bruce Valdosto, der die Stufen zum Meer hinuntergestürmt kam, nackt, nur mit ein paar Resten seiner Fesseln behangen, die ihn an sein Bett gebunden hatten. Vielleicht hundert Meter weiter oben stand Quesada mit fuchtelnden Armen und völlig aufgelöst.
Valdosto kam schnell näher. Da er seit Wochen unter Drogen stand, war sein Körper abgemagert, die Muskeln schlaff geworden, und er konnte sich kaum aufrecht halten. Immer wieder fiel er, schlidderte auf dem rauhen Boden entlang, Sein Körper glänzte von Schweiß, und in seinen Augen sah man deutlich das Weiße. Er machte den Eindruck eines wilden Tieres, das seine Ketten gesprengt hatte und jetzt in blinder Wut in die Freiheit zu entkommen suchte.
Barrett und Hahn hatten kaum Zeit, ihre Last abzusetzen, als Valdosto schon heran war. Gemeinsam versuchten die Männer, ihm den Weg zu versperren.
Valdosto prallte mit voller Wucht gegen sie, halb laufend, halb fallend, und schlug wild um sich. Barrett wollte nach ihm greifen, verlor aber das Gleichgewicht, mußte für einen Augenblick sein gesamtes Gewicht auf sein krankes Bein verlagern, und eine ungeheure Schmerzwelle durchzuckte ihn, bevor er zu Boden ging. Dadurch entstand eine Lücke zwischen ihm und Hahn, die Valdosto sofort ausnutzte. Er riß sich aus Hahns Umklammerung und stürmte weiter die Stufen hinab.
»Val!« schrie Barrett. »Val, komm zurück!«
Hilflos mußte er zusehen, wie Valdosto das Wasser erreichte und sich von einem Felsen ins Meer stürzte. Wild fuchtelte er mit den Armen, dann überrollte ihn eine große Welle, und als Barrett ihn wiedersah, war er zwanzig Meter weit draußen.
Hahn war bereits an Rüdigers Dingi angelangt und löste die Vertäuung. Er schob das Boot ins Wasser, watete hinterher, schwang sich dann in das wackelige Gefährt und paddelte verzweifelt hinaus. Aber die Flut war da, und sie war unbarmherzig. Mit jedem Meter, den er vorankam, wurde er einen halben zurückgeworfen. Valdosto entfernte sich immer mehr – immer noch wirbelten seine Arme wild durch das Wasser.
Barrett, unfähig, sich zu rühren, stand neben Queseda und starrte hinaus auf das Drama. »Was ist geschehen?« fragte er nach einer Weile.
»Ich wollte ihm die fällige Spritze geben, als er plötzlich durchdrehte. Er war nicht angebunden, stieß mich einfach um und rannte davon. Er schrie immer wieder, daß er nach Hause schwimmen wolle …«
»Was er jetzt auch tut …«, sagte Barrett düster.
Sie beobachteten den schweigenden Kampf. Hahn, fast völlig erschöpft, versuchte verzweifelt, Valdosto zu erreichen. Aber das Boot war zu schwerfällig für einen Mann, und Valdosto hatte bereits das Riff und die Brandung hinter sich und schwamm stetig weiter hinaus auf die offene See. Eine vom Festland wegführende Strömung hatte ihn erfaßt, und kurz darauf war er nur noch ein kleiner Punkt am Horizont.
Inzwischen kamen auch einige andere Lagerinsassen gelaufen, angelockt durch das Geschrei. Sie alle, die Kranken, Verrückten, die Träumer, die Alten, die Verzweifelten, sie alle standen auf den Felsen und sahen Hahns verzweifeltem Kampf gegen die rauhe See zu. Hahn kehrte schließlich zurück, während Valdosto verschwunden blieb. Einige der Umstehenden waren aus ihrer Erstarrung erwacht und wateten ins Wasser hinaus, zerrten das Boot an Land und vertäuten es. Hahn taumelte an Land, sank auf die Knie, lehnte sich gegen einen Felsen und schnappte nach Luft. Schließlich erhob er sich zitternd und kam hinauf zu Barrett.
»Ich habe alles versucht«, keuchte er. »Das Boot war nicht zu bewegen. Ich habe versucht, ihn zu erreichen …«
»Ist schon gut«, sagte Barrett warm. »Das hätte niemand geschafft. Für einen Mann ist die See zu rauh.«
»Vielleicht hätte ich ihm nachschwimmen sollen …«
»Nein«, sagte Doc Quesada. »Valdosto war wahnsinnig und besaß dadurch unglaubliche Kräfte. Er hätte dich unter Wasser gezerrt, wenn du nicht schon vorher ertrunken wärst.«
»Seht ihr ihn noch?« fragte Barrett.
»Er ist seit ein paar Minuten verschwunden«, sagte Rüdiger leise. »Es ist besser so – für ihn, und für uns alle«, fügte er hinzu.
Barrett wandte sich um; die Männer
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