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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Forschungsauftrag.«
    »Geheim?«
    »Natürlich; gibt es denn etwas anderes?« sagte Hawksbill mit einem schwachen Lächeln.
    Beim Anblick Hawksbills sträubten sich Barrett die Nackenhaare. Hinter einer dicken Brille funkelten kalte, fast feindselige Augen – die starke Kurzsichtigkeit beraubte das Gesicht aller menschlichen Wärme, und wenn man in diese Augen sah, meinte man, ein Wesen von einem anderen Planeten vor sich zu haben. Fröstelnd sagte Barrett: »Ich wußte nicht, daß du dich von der Regierung hast kaufen lassen. Vielleicht sollten wir uns hier lieber nicht unterhalten, um dich nicht zu kompromittieren.«
    »Heißt das, daß du immer noch der Revolution hinterherläufst?«
    »Ja.«
    Der Mathematiker lächelte kurz. »Ich habe immer geglaubt, daß ein Mensch mit deiner Intelligenz diesen Haufen Irre längst durchschaut hätte.«
    »So eine große Leuchte bin ich wiederum nicht, Ed«, sagte Barrett sarkastisch. »Ich habe nicht einmal ein Diplom, wie du weißt. Ich bin immerhin noch dumm genug, einen Sinn in dem zu sehen, was wir täglich tun. Du hast doch auch einmal so gedacht.«
    »Das tue ich noch.«
    »Du bist gegen die Regierung und arbeitest trotzdem für sie?«
    Die Eiswürfel in Hawksbills Glas klirrten. »Ist das so schwer zu begreifen? Die Regierung und ich haben eine Vernunftehe geschlossen. Man weiß dort, daß ich vom Revolutionsbazillus infiziert bin, und ich weiß, daß sie ein Haufen faschistischer Bastarde sind. Trotzdem führe ich mit ihrer Hilfe Experimente durch, die mir ohne Regierungsunterstützung nicht möglich wären, denn sie kosten Milliarden. Deshalb bin ich auf die Regierung angewiesen. Sie ist wiederum an meinem Projekt interessiert und weiß meine Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Deshalb werde ich unterstützt, ohne daß man mich nach meiner Überzeugung fragt. Ich hasse diese Leute, sie mißtrauen mir, und auf dieser Basis versuchen wir zusammenzuarbeiten.«
    »Man nennt das wohl doppelte Moral.«
    »O nein«, sagte Hawksbill. »Das ist Realpolitik, Zynismus, wenn du willst, aber keine doppelte Moral. Keine der beiden Seiten macht sich Illusionen über die andere. Ich brauche das Geld, sie brauchen mein Hirn. Trotzdem hasse ich die Philosophie dieser Regierung, das weißt du.«
    »Wenn das so ist«, sagte Barrett, »könntest du ja immer noch mit uns zusammenarbeiten, ohne deine Zuschüsse zu gefährden.«
    »Ja, vermutlich.«
    »Warum kommst du dann nicht mehr zu uns? Wir brauchen deine Fähigkeiten, Ed. Wir vermissen dich; können wir dich nicht wieder für uns gewinnen?«
    »Nein«, sagte Hawksbill. »Ich will auch erklären, warum: Ich habe mich nicht aus der Gruppe zurückgezogen, weil ich eine Verhaftung fürchtete oder meine Überzeugung geändert hätte. Nein, ich verließ sie, weil es mich langweilte, weil ich der Meinung war und bin, daß die Kontinentale Befreiungsfront meine Energie nur verschwendet.«
    »Zumindest bist du ehrlich.«
    »Weißt du auch, warum? Weil die Führung der Bewegung immer mehr in die Hände endlos palavernder Theoretiker übergegangen ist. Wo ist die Revolution? Wir schreiben das Jahr 1998, Jim. Die Syndikalisten sitzen seit fast vierzehn Jahren fest im Sattel, und es hat keinen sichtbaren Versuch gegeben, sie zu verjagen.«
    »Revolutionen lassen sich nicht in einer Woche planen ‚und durchführen.«
    »Aber es sind vierzehn Jahre vergangen, Jim, vierzehn Jahre! Wenn Jack Bernstein die Bewegung geführt hätte, hätte es vielleicht ein paar Aktionen gegeben, aber er hat sich verbittert zurückgezogen. Verstehst du: Edmond Hawksbill hat nur ein Leben zu leben, und er möchte es sinnvoll verbringen. Ich bin die endlosen Debatten leid, meine Forschungen sind mir wichtiger, deshalb zog ich mich zurück.«
    »Es tut mir leid, daß wir dich gelangweilt haben, Ed.«
    »Ich bedauere es auch. Eine Weile glaubte ich, wir könnten etwas erreichen, das Land würde seine Freiheit zurückerhalten, aber dann wurde mir klar, daß es sinnlos war.«
    »Würdest du mich trotzdem einmal besuchen? Vielleicht kannst du uns helfen, wieder aktiv zu werden«, sagte Barrett. »Es kommen immer mehr junge Leute zu uns, und zur Zeit ist ein Mann namens Valdosto bei uns, der Temperament für zehn besitzt. Wenn du mit deinem Prestige …«
    Hawksbill blieb skeptisch und konnte seinen Unwillen nur schwer verbergen, trotzdem konnte er nicht verleugnen, daß er noch immer die Ideale der Bewegung unterstützte, und schließlich sagte er Barrett einen Besuch

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