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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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für uns verloren. Es ist zum Wahnsinnigwerden!«
    »Uns wird es früher oder später auch so gehen«, sagte Quesada niedergeschlagen.
    »Ich bin noch nicht verrückt, und du auch nicht.«
    »Das ist doch nur eine Frage der Zeit. Ich bin auch erst elf Jahre hier.«
    »Altmann ist erst acht Jahre im Lager, und Valdosto noch weniger.« Barrett wandte sich um. »Da kommt unser neuer Freund.«
    Hahn kam aus dem Untersuchungsraum heraus und gesellte sich zu ihnen. Er sah immer noch ein wenig blaß aus, aber die Angst war aus seinen Augen verschwunden. Er begann, sich auf das Unvermeidliche einzustellen.
    »Ich hörte den Rest eures Gespräches mit«, sagte er. »Gibt es viele Geisteskranke hier?«
    »Einige von uns haben keine sinnvolle Beschäftigung gefunden, und die Langeweile bringt sie auf dumme Gedanken«, sagte Barrett.
    »Was gibt es hier Sinnvolles zu tun?«
    »Quesada hat seine Aufgabe, ich kümmere mich um den Verwaltungskram. Zwei der Männer studieren das Leben im Wasser. Wir haben eine Zeitung, die ein paar Leute beschäftigt. Wir gehen Fischen und unternehmen Expeditionen. Aber es gibt auch welche, die sich von der Verzweiflung übermannen lassen, und dann drehen sie einmal durch. Ich schätze, wir haben dreißig oder vierzig ernsthaft Kranke hier, von insgesamt einhundertvierzig Leuten.«
    »Das ist nicht schlecht«, sagte Hahn, »wenn man die angeborene Unausgeglichenheit bedenkt, die allen Männern, die man hierher schickt, eigen ist. Dann kommen ja auch noch die extremen Lebensbedingungen hinzu.«
    »Angeborene Unausgeglichenheit?« wiederholte Barrett. »Das habe ich noch nie gehört. Die meisten von uns waren verdammt normal und kämpften auf der richtigen Seite. Im Gegenteil, wir stellen unser Denken nicht ab und paßten uns an. Glaubst du, daß ein Revolutionär von vornherein verrückt ist? Wenn ja, warum bist du dann hier?«
    »Du hast mich falsch verstanden, Barrett. Ich ziehe keine Verbindung zwischen regierungsfeindlicher Tätigkeit und geistiger Gesundheit, bei Gott nicht. Aber du mußt zugeben, daß viele Mitglieder revolutionärer Bewegungen, sagen wir, etwas ungestüm sind.«
    »Valdosto«, murmelte Quesada. »Er wollte Bomben werfen.«
    »Okay«, lachte Barrett. »Hahn, mir scheint, du bist schon wieder ganz schön munter, wenn man bedenkt, daß du vor ein paar Minuten noch nicht sprechen konntest.«
    »Ich wollte nicht etwa überheblich sein«, sagte Hahn schnell. »Ich meine …«
    »Schon gut. Was hast du Oben gemacht?«
    »Ich war Ökonom.«
    »Genau das, was wir brauchen«, sagte Quesada sarkastisch. »Er kann unsere Zahlungsbilanz in Ordnung bringen.«
    »Als Ökonom wirst du hier viel diskutieren können«, sagte Barrett. »Hier wimmelt es von Wirtschaftsfachleuten und solchen, die sich dafür halten, die dir ihre Ideen aufschwatzen wollen. Einige von ihnen sind sogar fast normal. Komm, ich zeige dir dein Quartier.«

 
3.
     
    Zu Donald Latimers Hütte ging es ein paar hundert Meter bergab, und Barrett war dankbar dafür, obgleich er den selben Weg unter größeren Anstrengungen wieder zurück machen mußte. Die Hütte lag am Ostrand des Lagers, und von ihr konnte man hinaus aufs Meer blicken. Hahn bemerkte natürlich Barretts Behinderung, und Barrett war irritiert darüber, wie der junge Mann sich bemühte, sich seinem Tempo anzupassen.
    Dieser Hahn verwunderte ihn überhaupt immer mehr, er schien voller Widersprüche. Einmal kam er hier mit dem schwersten Zeitschock an, den Barrett je erlebt hatte, zum anderen hatte er sich erstaunlich schnell erholt. Er sah äußerst schwach und gebrechlich aus, besaß aber stahlharte Muskeln. Nach außen hin schien er verwirrt, sprach aber trotzdem überlegt und ruhig. Barret fragte sich, was dieser Mann getan haben könnte, daß man ihn zum Hawksbill-Lager verbannt hatte. Aber dazu war noch Zeit genug.
    Hahn deutete auf den Horizont. »Ist es überall so? Nichts als Felsen und Wasser?«
    »Ja, etwas anderes kennen wir hier nicht. Noch hat sich kein Leben an Land entwickelt, und es wird auch noch eine Weile dauern, bis es soweit ist. Einerseits ist alles sehr einfach hier: keine Besiedlungs- oder Wohnungsprobleme, kein Verkehrschaos, kein Menschengewimmel. Es wächst nur hier und da etwas Moos.«
    »Und im Meer? Gibt es schon Dinosaurier?«
    Barrett schüttelte den Kopf. »Wirbeltiere wird es erst in dreißig oder vierzig Millionen Jahren geben. Wir befinden uns im Kambrium, und es gibt noch nicht einmal Fische. Wir finden nur ein paar

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