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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Kriechtiere, ein paar Burschen, die wie Tintenfische aussehen, und Trilobiten. Mel Rüdiger, der Mann, der dir am Hammer den Alkohol gab, sammelt Trilobiten. Er schreibt sogar ein Buch darüber, seine Doktorarbeit, sozusagen.«
    »Aber niemand wird es jemals lesen – in der Zukunft, meine ich.«
    »›Oben‹, wie wir sagen.«
    »Ja, Oben.«
    »Das ist ja das Traurige«, fuhr Barrett fort. »Die ganze hervorragende Arbeit ist umsonst, weil es hier niemanden interessiert, wie die verdammten Trilobiten leben. Wir haben Rüdiger vorgeschlagen, seine Texte in Stein zu hauen, damit sie später von Paläontologen gefunden werden können. Aber er sagt, das sei sinnlos. Eine Milliarde Jahre werden diese Platten nicht überstehen. Und wenn man sie doch finden sollte, wird womöglich noch ein Kult oder eine Religion darauf gegründet.«
    Hahn schnüffelte mit erhobener Nase. »Warum riecht es hier so komisch?«
    »Die Luft hat hier eine andere Zusammensetzung, als wir sie kennen. Wir haben sie schon analysiert und fanden mehr Stickstoff, etwas weniger Sauerstoff und überhaupt kein Kohlendioxyd. Aber allein deshalb riecht es nicht so seltsam, sondern das liegt daran, daß diese Luft noch nicht verpestet ist, wie wir es von Oben gewöhnt sind. Wir paar Leutchen reichen dazu nicht aus.«
    Lächelnd sagte Hahn: »Ich bin etwas enttäuscht von dieser eintönigen Welt, denn ich erwartete fleischfressende Pflanzen, Pterosaurier, die durch die Luft jagen, und vielleicht Tyrannosaurier, die den Lagerzaun anknabbern.«
    »Keinen Dschungel, keine Pteropoden, keine Riesensaurier, und kein Zaun. Du hast in der Schule in Geschichte schlecht aufgepaßt. Wir befinden uns im späten Kambrium, und da gibt es ausschließlich Seeleben.«
    »Es war sehr entgegenkommend, eine solche friedliche Ära auszusuchen, um politische Gefangene zu verbannen«, sagte Hahn. »Ich erwartete hier einen mörderischen Kampf auf Leben und Tod.«
    Barrett lachte. »Natürlich suchten sie eine Zeitspanne aus, in der wir keinen Schaden anrichten können. Wir mußten also noch weit vor die Entwicklung der Säugetiere zurückgeschickt werden, nur um nicht vielleicht zufällig den Urahn der Menschheit umzubringen. Man wollte kein Risiko eingehen, daß wir vielleicht die gesamte Zukunft, ihre Welt verändern oder gar auslöschen.«
    »Und im Einfangen von Trilobiten sehen sie keine Gefahr?«
    »Sie halten das für ungefährlich«, bestätigte Barrett. »Und sie scheinen recht zu behalten. Das Lager besteht jetzt fünfundzwanzig Jahre, und noch haben wir keinerlei Auswirkungen unserer Existenz hier auf die Zukunft feststellen können. Natürlich ist man vorsichtig genug, uns keine Frauen zu schicken.«
    »Warum?«
    »Damit wir uns nicht vermehren. Das gäbe ein schönes Durcheinander: eine große menschliche Ansiedlung eine Milliarde Jahre vor Christus! Dann wären vielleicht unsere Nachfahren eines Tages in irgendeiner Form an der Macht und die jetzigen Herren Sklaven. Nein, das gäbe zu viele Zeitparadoxa, deshalb keine Frauen.«
    »Aber man schickt doch auch Frauen in die Vergangenheit?«
    »O ja, natürlich. Es gibt auch Verbanntenlager für Frauen, aber sie liegen ein paar hundert Millionen Jahre über uns, im späten Silur, und wir werden uns niemals treffen. Deshalb versucht Ned Altmann, aus Abfällen eine Frau zu bauen.«
    »Gott benötigte für Adam noch weniger.«
    »Altmann ist nicht Gott«, betonte Barrett. »Das ist die Wurzel seines Problems. Hier ist die Hütte, in der du wohnen wirst, Hahn. Ich lege dich mit Don Latimer zusammen. Er ist ein zwar sensibler, aber aufgeweckter und angenehmer Zeitgenosse. Ich möchte dich darauf hinweisen, daß er in letzter Zeit obskuren mystischen Ideen nachhängt. Im letzten Jahr hat sein früherer Hüttenkamerad Selbstmord begangen, und seitdem versucht Don, auf übersinnlichen Wegen aus dem Lager zu entfliehen.«
    »Nimmt er die Sache wirklich ernst?«
    »Ich fürchte, ja. Und wir bemühen uns auch, ihn ernst zu nehmen. Wir akzeptieren hier die Eigenarten eines jeden, das ist die einzige Möglichkeit, eine Massenpsychose zu verhindern. Latimer wird vermutlich versuchen, dich für seine Versuche zu interessieren. Wenn du es bei ihm nicht aushältst, lege ich dich zu einem anderen, aber ich möchte sehen, wie er auf einen Neuen reagiert. Gib ihm eine Chance, bitte.«
    »Vielleicht kann ich mit ihm auf übersinnlichem Wege entkommen.«
    »Wenn es klappt, vergeßt mich nicht«, sagte Barrett. Die Männer lachten. Dann

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