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und die Kirche. Vor dem Fenster befand sich eine Sitzgruppe mit einem Serviertischchen, auf dem Anna Geschirr, eine Thermoskanne, selbst gebackene Zimtröllchen und Kuchen angerichtet hatte.
Henrik Vanger machte eine einladende Geste, die Mikael geflissentlich übersah. Stattdessen drehte er eine Runde durchs Zimmer und studierte zunächst das Bücherregal und danach die Wand mit den gerahmten Blumen. Der Schreibtisch war säuberlich aufgeräumt, ein paar einzelne Blätter waren zu einem Stoß aufgeschichtet. Ganz hinten auf dem Tisch stand die gerahmte Fotografie eines hübschen dunkelhaarigen Mädchens mit herausforderndem Blick. Eine junge Dame, die in absehbarer Zeit gefährlich werden wird, dachte Mikael. Das Bild war offensichtlich ein Konfirmationsporträt und so verblasst, dass es schon seit Jahren dort stehen musste. Plötzlich wurde Mikael gewahr, dass Henrik Vanger ihn beobachtete.
»Können Sie sich an sie erinnern, Mikael?«, fragte er.
»Erinnern?« Mikael zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, Sie sind ihr schon begegnet. Sie sind sogar schon einmal in diesem Zimmer gewesen.«
Mikael sah sich um und schüttelte den Kopf.
»Nein - wie könnten Sie sich auch daran erinnern! Ich kannte Ihren Vater. Ich habe Kurt Blomkvist in den fünfziger und sechziger Jahren mehrmals Aufträge gegeben; er hat als Installateur und Maschinentechniker für mich gearbeitet. Ein talentierter Kerl war das. Ich versuchte ihn zu überreden, sich fortzubilden und Ingenieur zu werden. Sie waren den ganzen Sommer 1963 hier, als wir den Maschinenpark einer Papierfabrik in Hedestad auswechselten. Es war schwierig, eine Wohnung für Ihre Familie zu finden. Wir haben das Problem damals so gelöst, dass Sie in dem kleinen Holzhaus auf der anderen Seite der Straße wohnten. Sie können das Haus von diesem Fenster aus sehen.«
Henrik Vanger trat an den Schreibtisch und nahm das Porträt in die Hand.
»Das ist Harriet Vanger, die Enkelin meines Bruders Richard Vanger. Sie hat in jenem Sommer ein paarmal auf Sie aufgepasst. Sie waren damals zwei oder drei Jahre alt - ich erinnere mich nicht. Harriet war zwölf.«
»Sie müssen verzeihen, aber ich habe nicht die geringste Erinnerung an die Dinge, die Sie mir da erzählen.« Mikael war nicht einmal völlig überzeugt davon, dass Henrik Vanger die Wahrheit sagte.
»Das kann ich verstehen. Aber ich erinnere mich an Sie. Sie sind hier überall auf dem Hof herumgesprungen, mit Harriet im Schlepptau. Wenn Sie irgendwo auf die Nase fielen, konnte ich Sie schreien hören. Ich erinnere mich, dass ich Ihnen einmal ein Spielzeug gegeben habe, einen gelben Blechtraktor, mit dem ich selbst als Kind gespielt hatte und der Sie in hellste Begeisterung versetzte. Ich glaube zumindest, dass er gelb war.«
Plötzlich wurde Mikael innerlich kalt. Allerdings erinnerte er sich an den gelben Traktor. Als er älter wurde, hatte er immer noch zur Zierde auf einem Regal in seinem Kinderzimmer gestanden.
»Erinnern Sie sich daran?«
»Ja, ich erinnere mich. Vielleicht amüsiert es Sie zu hören, dass es diesen Traktor immer noch gibt, im Spielzeugmuseum am Mariatorget in Stockholm. Ich habe ihn gestiftet, als sie vor zehn Jahren altes Originalspielzeug suchten.«
»Wirklich?« Henrik Vanger gluckste vergnügt. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen …«
Der alte Mann trat ans Bücherregal und zog ein Fotoalbum aus einem der unteren Fächer. Mikael bemerkte, dass er offenbar Schwierigkeiten mit dem Bücken hatte und sich deshalb am Regal abstützte, als er sich wieder aufrichtete. Henrik Vanger machte Mikael ein Zeichen, sich aufs Sofa zu setzen, während er im Fotoalbum blätterte. Er wusste, wonach er suchte, und legte das Album kurz darauf auf das Tischchen. Er deutete auf ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem man den Schatten des Fotografen am unteren Rand erkennen konnte. Im Vordergrund stand ein hellhaariger, kleiner Junge mit kurzer Hose, der verwirrt und ein bisschen ängstlich in die Kamera starrte.
»Das hier sind Sie, in jenem Sommer. Ihre Eltern sitzen auf den Gartenmöbeln im Hintergrund. Harriet wird halb verdeckt von ihrer Mutter, und der Junge links neben Ihrem Vater ist Harriets Bruder, Martin Vanger, der heute den Vanger-Konzern führt.«
Mikael erkannte ohne Probleme seine Eltern wieder. Seine Mutter war offenkundig schwanger - seine Schwester musste damals also unterwegs gewesen sein. Er betrachtete das Bild mit gemischten Gefühlen, während Henrik Vanger Kaffee einschenkte und ihm die Schüssel
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