Verborgen im Niemandsland
Schicksal ein für alle Mal fahren lassen konnten, war eine mehr als ausreichende Entschädigung für alle Mühsal, die sie hatte auf sich nehmen müssen.
Die Hochgefühle von Cleo und Lieutenant Danesfield waren jedoch nicht von langer Dauer. Denn als die Soldaten am späten Nachmittag die letzten Vorberge hinter sich gelassen hatten und hinaus auf ebenes, offenes Gelände gelangten, erfolgte der Überfall .
Die Buschbanditen tauchten wie aus dem Nichts plötzlich hinter ihnen auf und eröffneten von der letzten Hügelgruppe aus das Feuer.
Panik brach in der kleinen Truppe aus. Schrille Befehle vermischten sich mit gellenden Schreien und Flüchen. Zwei Soldaten fanden gleich im ersten Kugelhagel den Tod. Zwei andere wurden von ihren tödlich getroffenen Pferden zu Boden gerissen.
»Runter von den Pferden!... In Deckung!«, brüllte Jethro Haines, der als Einziger die Nerven bewahrte. »Geht in Deckung, Männer!... Runter vom Transportwagen!... Kippt ihn auf die Seite und verschanzt euch dahinter!... Finley! Jackson! Nehmt Deckung hinter den toten Pferden!«
Lieutenant Danesfield brachte keinen Ton heraus. Er hielt die Angreifer für Siedler und war fassungslos, dass diese sie schon längst entdeckt hatten und dass es ihnen gelungen war, unbemerkt in ihren Rücken zu gelangen und sich in den Hinterhalt zu legen. Aber was ihn noch mehr verstörte, war die Tatsache, dass sie es gewagt hatten, das Feuer auf sie zu eröffnen. Wussten sie denn nicht, dass sie damit ihr Leben verwirkt hatten und dafür am Galgen enden würden? Es ergab einfach keinen Sinn. Kein Siedler, der auch nur über einen Rest von gesundem Menschenverstand verfügte, griff einen Offizier des Königs mit seinen Truppen an - nicht einmal an diesem einsamen Ort, der so viele Tagesreisen von der offiziellen Grenze der Kolonie entfernt lag. Solch eine Auseinandersetzung konnte ein Siedler niemals gewinnen, auch wenn ihm kurzfristig ein Sieg vergönnt sein sollte.
»Runter vom Pferd, Sir!«, schrie Corporal Haines ihn an, und erst jetzt löste sich Danesfield aus seiner fassungslosen Starre. Gerade noch rechtzeitig sprang er vom Pferd. Denn schon im nächsten Moment riss eine Kugel ein Stück Leder aus dem Sattel.
Gleichzeitig sirrte eine Kugel so nahe an Cleos Kopf vorbei, dass sie den Luftzug an ihrer Schläfe verspürte. Zwei andere Kugeln bohrten sich mit einem hässlich trockenen Klatschen in das Holz ihres einachsigen Gefährts. Ein Geschoss schlug im rechten Seitenbord ein. Das andere fraß sich in das Rückenbrett ihres Kutschbocks. Sie schrie in Todesangst auf, ließ die Zügel fahren und sprang in kopfloser Panik vom Wagen. Schmerzhaft hart schlug sie auf der festgebackenen Erde auf, wirbelte, von ihrem eigenen Schwung mitgerissen, mehrmals um ihre eigene Achse, blieb dann endlich liegen und presste sich flach und am ganzen Leib zitternd auf den Boden. Als die ersten Schüsse fielen, zögerte Henry nicht lange. Er verschwendete nicht einen Gedanken daran, wer sie dort von der Hügelkuppe aus unter Feuer nahm. Er sah nur das Erschrecken und die Panik, die der völlig unerwartete Überfall unter den Soldaten hervorrief, und eine günstige Gelegenheit, in dem Durcheinander die Flucht zu ergreifen.
Er sprang mit den Soldaten vom Transportwagen, als Corporal Haines ihnen den Befehl zuschrie. Doch während die anderen Männer das Fuhrwerk auf die Seite kippten, um dahinter in Stellung zu gehen, rannte er, so schnell er konnte, von ihnen weg.
Er kam jedoch nicht weit. Die Kugel eines Buschbanditen traf ihn seitlich in den Brustkorb, riss ihn zu Boden und beendete sein Leben.
»Da hat er seinen gerechten Judaslohn!«, murmelte Jethro Haines, als er sah, wie Henry Blake getroffen von den Beinen gerissen wurde und mit verrenkten Gliedern leblos im trockenen Gras liegen blieb.
»Was haben Sie da gesagt?«, krächzte Danesfield, der sich zu ihm in den Schutz eines tödlich getroffenen Pferdes gerobbt hatte. Von links und rechts kamen die Schreie und das Stöhnen der Verwundeten.
»Dass ich mit allem gerechnet hätte, nur nicht mit so etwas ...« Jethro Haines brach mitten im Satz ab. »Verflucht, sie kommen!... Sie wagen einen Frontalangriff!... Das ist unser Ende!«
Die übermächtige Reitergruppe der Buschbanditen galoppierte unter wildem Geschrei den Hügel hinunter, um die lächerliche Verteidigungsstellung der wenigen noch kampffähigen Soldaten im Sturm zu überrennen und dabei jeden niederzumachen, der noch eine Waffe halten konnte.
Doch
Weitere Kostenlose Bücher