Verborgene Liebesglut
Lady Fairfax auf dem Platz ihres Gastgebers gesessen, hätte sie gesehen, wie bei diesen Worten Philippe die Zornesröte bis unter die Haarwurzeln stieg. Ein aufmunternder Blick von Wilcox besänftigte ihn jedoch sofort.
„Gutes Personal ist so wichtig, besonders wenn man eine Familie gründen möchte. Finden Sie nicht auch, Wilcox?” fügte Lady Fairfax mit Nachdruck hinzu.
Fiorinda, die bei diesen Worten aus ihrer steifen Haltung herausgerissen wurde, erwiderte entzückt: „Denk dir nur, Mutter, ein französischer Koch war schon immer ein Herzenswunsch von mir." Dabei warf sie Wilcox einen verschämten Blick zu. Nur mit Mühe konnte Wilcox seine Empörung über diese plumpe Bemerkung unterdrücken.
Er wußte genau, worauf Lady Fairfax und Fiorinda anspielten. Er hatte befürchtet, daß sie das Thema seiner Eheschließung mit Fiorinda während ihres Aufenthaltes ansprechen würde, doch er hatte nicht damit gerechnet, daß sie es damit so eilig hatte. Auf keinen Fall wollte er dulden, daß in Anwesenheit Philippes diese Angelegenheit erörtert werden sollte. Er spürte sein Herz schneller schlagen, und einen Augenblick schwieg er, um sich zu sammeln. Dann fragte er gelassen: „Wie sind Ihre Pläne für Ihren Aufenthalt auf Blenfield, Mylady?"
„O mein Bester!" Der stechende Blick von Lady Fairfax durchdrang ihn. „Ich denke, es gibt viele Dinge zwischen uns zu besprechen. Die wenigen Tage werden uns nicht reichen, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Zunächst einmal wäre da der entscheidende Termin zu klären."
Wilcox blickte sie fragend an. „Hätten Sie die Güte, mir mitzuteilen, worauf Sie anspielen?"
Fiorinda lachte gekünstelt auf. „Wilcox! Mutter ist so gut und macht sich Gedanken über unsere Hochzeit."
Das Klirren zerschellenden Glases auf dem Marmorboden ersparte Wilcox eine Antwort. Schnell sprang er auf und eilte zu Philippe, der leichenblaß die Glasscherben auf das Tablett häufte, das er bei Fiorindas Worten hatte fallen lassen.
Lady Fairfax erhob sich von ihrem Stuhl und blickte voller Verachtung auf Philippe. „Wilcox, mein Teurer", bemerkte sie mit Eiseskälte, „bei der Wahl dieses Hausdieners scheint das Glück Ihnen nicht hold gewesen zu sein. Sie müssen mit Strenge solche Unachtsamkeit ahnden. Wollen Sie ihn nicht bestrafen?"
Empört blickte Wilcox zu ihr auf. „Madame, ein Versehen ist kein Verbrechen." Er wandte ihr den Rücken zu und bat Stanton, den unglücklichen Philippe aus dem Zimmer zu führen. Anschließend begab er sich wieder auf seinen Platz und hob die Tafel auf. Die Herren zogen sich in den Rauchsalon zurück, während die Damen den blauen Salon aufsuchten, um dort den Tee einzunehmen.
Der Major, der sich während des Zwischenfalls ruhig verhalten hatte, machte seinem Ärger Luft. „Dieses bösartige Weib! Hast du gesehen, wie sie sich aufführt? Ganz so, als wäre sie schon die Herrin auf Blenfield."
Wilcox blickte seinem Freund offen ins Gesicht. „Genau das beabsichtigt sie zu sein. Wenn ich Fiorinda heirate, wird sie nicht eher ruhen, bis sie alles unter ihren Einfluß gebracht hat." Der Major schnaubte empört. „Aber das wirst du doch nicht zulassen, oder?"
„Nein, das werde ich nicht." Wilcox trat ans Fenster und öffnete es. Die kühle Luft des Abends strömte in den Raum, und die süßen Düfte des Parks erfüllten bald alle Winkel des Zimmers. „Statt dessen werde ich endlich etwas frische Luft in mein Leben lassen und alte Zwänge abschütteln."
Wilcox atmete tief ein und blickte hinaus auf die silberne Pracht der mondlichtdurchfluteten Parklandschaft. Mit einem Mal war alle Schwere von ihm abgefallen. So befreit und glücklich hatte er sich noch nie gefühlt. „Ich werde Fiorinda nicht heiraten. Fiorinda nicht und auch keine andere. Ich möchte überhaupt nicht heiraten."
Langsam schritt er zu dem Major und faßte ihn an den Schultern. „Siehst du, mein Freund, ich habe zu lange in Freiheit gelebt, um sie jetzt aufzugeben. Durch den Krieg ist mir klar geworden, daß sich das Leben von einem Moment auf den anderen verändern kann. Darum ist es wichtiger, im Moment zu leben."
„Aber willst du deswegen überhaupt nicht heiraten?” Der Major war erstaunt. So aufgewühlt hatte er den Lord schon lange nicht mehr gesehen.
Wilcox wandte sich von seinem Freund ab, trat erneut ans Fenster und schwieg. Erst nach einigen Augenblicken sprach er weiter. „Weißt du, mein treuer Freund, als ich meinem Vater das Versprechen gab, Fiorinda zu
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