Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
Vom Netzwerk:
unerquickliche Wort."
    In diesem Moment war es um die Beherrschung der Lady Fairfax geschehen, und ein kleiner, lange unterdrückter Aufschrei der Empörung entrang sich ihrer Brust.
    Die beiden Männer horchten auf. „Was war das, Wilcox?"
    Der Lord zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Du weißt ja, wie es ist, in einem alten, großen Haus zu leben. Überall pfeifft der Wind, und die Dielen knarren."
    Lady Fairfax hatte unterdessen in aller Eile ihre Röcke zusammengerafft und huschte auf Katzenpfoten den dunklen Gang entlang. Empört stieß sie die Tür zum blauen Salon auf, in dem Fiorinda mit bangem Herzen auf sie wartete. Gespannt blickte sie ihrer Mutter entgegen, als diese das Zimmer betrat und mit einer ruckartigen Bewegung ihren schwarzen Schleier vom Kopf zerrte. „Und? Was hat er gesagt? Wann findet die Hochzeit statt?"
    „Mein Kind, ein Fluch lastet auf diesem Haus! Und ich möchte wetten, daß Böses im Spiele ist."
    Schwer atmend ließ sie sich auf das Sofa fallen, während Fiorinda besorgt herbeigeeilt kam und ihr Luft zufächelte.
    „Aber Mutter – nie sah ich dich so aufgelöst und ungezügelt!"
    „Mein Täubchen, wir müssen nun sehr tapfer sein. Die Zeit der Entbehrungen und der Konzentration auf das Wesentliche ist angebrochen."
    Fiorinda blickte ihre Mutter verständnislos an.
    „Mach nicht solch einen dummen Gesichtsausdruck, Fiorinda. Es ist kein Wunder, daß Wilcox dich noch nicht geheiratet hat. Und er wird dich auch nicht heiraten. Verstehst du?"
    „Mutter, du bist grausam. Ich verstehe das nicht."
    Lady Fairfax versetzte ihrer Tochter einen Stoß und blickte sie erbost an. „Du willst nicht verstehen! Dunkle Machenschaften durchkreuzen unsere Pläne. Wilcox beherbergt einen französischen Edelmann unter seinem Dach."
    Erregt schnappte sie nach Luft, während ihre Tochter sie ungläubig anstarrte. „Mutter, beruhige dich! Weißt du, was du sagst?"
    „Natürlich weiß ich das", antwortete Lady Fairfax scharf. „Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Solange der Franzose im Haus ist, wird dich Wilcox nicht heiraten."
    „Mutter, du phantasierst. Natürlich werden wir heiraten. Ich spüre es. Ich gehöre zu ihm."
    „O Gott!" Lady Fairfax war entsetzt. „Womit habe ich solch eine einfältige Tochter verdient?"
    Entrüstet erhob sie sich vom Sofa. „Ohne mich wärst du verloren. Der Junge, den wir für einen Diener hielten, ist an allem schuld. Nicht nur, daß er ein Spion ist. O nein! Er scheint mit dem Lord ... intim befreundet zu sein. Gemeinsam hecken sie finstere Pläne aus. Er muß diesen Ort verlassen, sonst werden Schande und Zerstörung dieses Schloß heimsuchen." Angespannt überlegte sie. „Wir können uns keine Fehler mehr leisten. Wir müssen hart durchgreifen."
    „Aber Mutter, wovon redest du nur? Ich verstehe kein Wort." Fiorinda hatte die Hand ihrer Mutter ergriffen.
    „Rühr mich nicht an!" Bestimmt schritt Lady Fairfax ans Fenster und starrte in die dunkle Nacht hinaus.
    „Aber natürlich!" Sie lachte schrill auf. „Natürlich! Ich werde mich um den Jungen kümmern, und schon bald werden wir unser Ziel erreicht haben. Wir brauchen doch keine Häscher, die die Arbeit für uns erledigen. Nein, nein, warum so viel Wind?"
    Verständnislos blickte Fiorinda ihre Mutter an, doch an deren dunklem Blick erkannte sie, daß es besser war, keine weiteren Fragen zu stellen.

3
    Am nächsten Morgen begab sich der Lord als erstes in das Gemach seines jungen Freundes. Als er das Schlafzimmer betrat, saß Philippe schon aufrecht im Bett und nahm ein üppiges Frühstück zu sich.
    Der Junge grinste, als er seinen Beschützer sah. „Wunderbares Frühstück hier! Besser als bei uns zu Hause. Viel besser."
    Wilcox lächelte und schloß die Tür hinter sich. „Hast du heute nacht besser geschlafen?"
    „O ja. Ich habe wunderbar geschlafen", entgegnete Philippe. Doch die Schatten unter seinen Augen straften ihn Lügen, was Wilcox leicht beunruhigt zur Kenntnis nahm. Dennoch schien Philippe guter Dinge. Er schob das Tablett beiseite und räkelte sich genüßlich. Verschmitzt bemerkte er: „Jedenfalls werde ich heute beim Ausschenken des Weins keinen Schwächeanfall bekommen."
    „Falls Stanton dir überhaupt noch so eine verantwortungsvolle Aufgabe überträgt", erwiderte Wilcox belustigt. „Du mußt wissen, er ist sehr heikel, wenn es um das Kristall der Kellinghursts geht. Aber ich bin mir sicher, er findet eine andere, angemessene Arbeit für dich.

Weitere Kostenlose Bücher