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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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wenigen Tagen hatte er die Monotonie des Alltags beklagt, und jetzt bestürmten ihn die verschiedensten Ereignisse. Doch eines war ihm klar: Philippes Sicherheit mußte im Vordergrund all seiner Handlungen stehen.
    Entschlossen unterbrach er seine unruhige Wanderung durch den Raum und lehnte sich für einen Moment an den Kamin. Jetzt gleich mußte er zu Lady Fairfax gehen und mit ihr reden. Er atmete tief durch und wollte gerade den Raum verlassen, als sein Blick auf den Rücken eines großen, ledernen Sessels fiel, auf dessen Armlehne eine blasse Hand ruhte, die ein riesiger Mondstein zierte.
    Noch bevor Wilcox sein Erstaunen zum Ausdruck bringen konnte, beugte Lady Fairfax sich mit einem Lächeln zu ihrem Gastgeber. Nur ein leichtes, spöttisches Anheben ihrer Augenbraue verriet, daß ihr Wilcox' Unruhe durchaus nicht verborgen geblieben war.
    „Mein Lieber", sprach sie den immer noch vollkommen überraschten Lord an, „was für eine ungewöhnliche Stunde, um die Bibliothek aufzusuchen." Sie stieß ein gekünsteltes Lachen aus. „Aber was rede ich dumme, alte Frau? Schließlich bin ich ja auch hier, nicht wahr?"
    Wilcox war inzwischen an den Sessel herangetreten und sah, daß Lady Fairfax von allen Werken in der Bibliothek ausgerechnet einen Katalog gewählt hatte, in dem jedes Stück des Familiensilbers dokumentiert war.
    ,Dieses schamlose Weib', dachte der Lord empört. Laut erwiderte er: „Ich hoffe, Madame, Sie finden die Lektüre anregend."
    Lady Fairfax klappte das Buch zu und erhob sich. „Lieber Wilcox", flötete sie, „Ihre verehrte Frau Mutter hat die herrlichsten Stücke zusammengetragen, die man in England finden kann. Sie sind zu beneiden." Achtlos ließ sie den Katalog auf den Sessel fallen und wollte gerade die Bibliothek verlassen, als Wilcox sich ihr in den Weg stellte.
    „Madame, ich habe in einer äußerst ernsten Angelegenheit mit Ihnen zu reden."
    Überraschung vortäuschend hob sie ihren Blick. „Und um was, mein Lieber, kann es sich bei dieser ernsten Angelegenheit handeln? Ich bin gespannt, dies zu erfahren."
    Wilcox atmete tief durch. „Es betrifft Fiorinda und mich."
    Doch zu seinem größten Erstaunen winkte Lady Fairfax sofort ab und erwiderte entschuldigend: „Mein teurer Freund, der Morgen ist so wunderbar, daß es mich dürstet, in den lieblichen Park von Blenfield zu treten und unter den schattigen Bäumen etwas frische Luft zu schöpfen. Leider hindert mich eine leichte Migräne, Angelegenheiten von solcher Tragweite heute morgen zu erörtern. Wir werden jedoch genug Gelegenheit haben, uns zu besprechen, da ich beschlossen habe, unsere kleine Visite etwas auszudehnen."
    Mit diesen Worten rauschte sie an Wilcox vorbei. An der Tür blieb sie jedoch noch einmal stehen und wandte sich um. „Wilcox, dieses herrliche Frühlingswetter verlangt nach einer kleinen Ausfahrt. Ich bin sicher, Fiorinda wäre entzückt, und zusammen mit dem wackeren Major wären wir ein so reizendes Quartett." Bevor Wilcox etwas erwidern konnte, hatte Lady Fairfax die Tür schon hinter sich geschlossen.
    Major Livingston seufzte verärgert. Fiorinda Fairfax war wirklich das einfältigste Geschöpf, das man sich nur denken konnte. Gerade wollte er sich in aller Ruhe über den gebratenen Speck hermachen, als sie, noch sichtlich verschlafen, das Frühstückszimmer betrat und sich zu ihm an den Tisch setzte.
    Im stillen verfluchte er Wilcox, da dieser nicht anwesend war, und er daher als Stellvertreter des Gastgebers die Honneurs machen mußte. „Tee, Miss Fairfax?"
    Fiorinda setzte ganz automatisch ihr Jungmädchenlächeln auf und beugte sich verführerisch über den Tisch. „Zu gütig, Major Livingston", hauchte sie in einem Tonfall, der gänzlich ungeeignet war für eine harmlose Unterhaltung beim Frühstück. Dabei schenkte sie ihm einen aufreizenden Ausblick auf ihr üppiges Dekolleté. Livingston wandte sich zum Büfett, verdrehte die Augen und dachte leicht amüsiert: ,Mein Gott! Sie versucht mit mir zu flirten.' Er reichte ihr die Tasse und hoffte somit, seiner Verpflichtung als Gastgeber genüge getan zu haben.
    Doch leider sah er sich genötigt, Fiorindas albernen Ausführungen über den Krieg im allgemeinen sowie über die Schwierigkeiten, die dieser für die Garderobe einer jungen Dame von Stand mit sich brachte, im besonderen zu lauschen. Gerade als er Wilcox zum zweiten Mal an diesem Morgen zum Teufel schickte, wurde die Tür zum Frühstückszimmer geöffnet, und der Lord betrat den

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