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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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Stantons Stimme bebte vor Erregung, „dieses niederträchtige Geschöpf verdient Ihr Mitleid nicht." Er wandte sich an die Magd und wetterte: „Gestehe deinem gütigen Herrn, was du ihm angetan hast, Unwürdige! Erzähle ihm, wobei man dich ertappt hat, und flehe um seine Vergebung!"
    Mühevoll wandte sie Wilcox ihr verheultes Gesicht zu und bat ihn erneut inständig, ihr zu verzeihen. Wilcox reichte ihr sein seidenes Taschentuch und forderte sie auf, sich die Nase zu putzen. Gladys tat, wie ihr geheißen. Mit einer schüchternen Geste wollte sie Wilcox das verrotzte Taschentuch zurückgeben, doch eilig war Stanton an ihrer Seite und nahm es ihr ab. Wütend zischte er: „Soviel Gnade hast du nicht verdient, Verkommene."
    Verängstigt sah Gladys von ihm zu Wilcox. Die Augen aller Anwesenden ruhten auf ihr, was ihre Verwirrung nur noch wachsen ließ. Mit soviel Geduld, wie Wilcox aufbringen konnte, forderte er Gladys auf, ihm zu sagen, wessen sie beschuldigt wurde.
    „Mylord", begann sie mit zitternder Stimme, „man hat mich gezwungen ..." Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, brach ihre Stimme. „Mylord", setzte sie nach einer kurzen Pause erneut an, „ich habe große Schuld auf mich geladen. Der Herr im Himmel wird mich strafen. Doch Sie müssen mir glauben, ich habe es nicht freiwillig getan, ich wurde gezwungen."
    Wilcox beugte sich vor und blickte Gladys direkt ins Gesicht. „Wozu wurdest du gezwungen?" wollte er wissen. Im Kamin sackte ein Scheit mit einem Funkenregen in sich zusammen.
    Das Mädchen zögerte einen Moment, doch dann erwiderte sie: „Dem neuen Hausdiener Arsen in die Speisen und Getränke zu mischen."
    Ein Raunen ging durch den Raum. Wilcox lehnte sich langsam zurück. Äußerlich blieb er vollkommen gefaßt. Mit erhobener Hand gebot der Lord den anderen zu schweigen. „Ich habe es geahnt", murmelte er gedankenverloren. Nachdem der erste Schrecken der Beichte von ihren Schultern genommen war, schien Gladys beflissen, den ganzen Tathergang zu schildern, um somit ihrer gequälten Seele Linderung zu verschaffen.
    Eilig setzte sie ihre Schilderung fort. „Mein Vater ist krank und kann nicht mehr arbeiten. Meine arme Mutter und ich müssen ganz alleine für den Unterhalt von sieben Kindern aufkommen und außerdem die teure Medizin für meinen Vater kaufen, damit er keine Schmerzen hat. Wenn meine Mutter ihre Stelle verliert, verhungern meine Geschwister, und Vater wird qualvoll sterben. Verstehen Sie, mein Herr?" Die Dienerin warf Wilcox einen verzweifelten Blick zu.
    Als der Lord sprach, war nichts von dem Aufruhr zu merken, der in ihm tobte. „Gladys", begann Wilcox eindringlich, „du mußt mir nun mitteilen, wer dich dazu veranlaßte, diese frevelhafte Tat zu begehen. Wenn du mir ehrlich antwortest, soll dir und deiner Familie kein Leid geschehen. Das verspreche ich dir."
    Kaum hatte sie diese noblen Worte vernommen, erhob Gladys ehrfurchtsvoll ihren Blick zu ihrem Dienstherrn. Abermals ergriff Stanton barsch das Wort. „Was zögerst du, einfältiges Ding? Der Herr hat dir sein Ehrenwort gegeben. Das Ehrenwort eines Kriegshelden Seiner Majestät. Was zauderst du also? Von dieser Gnade kannst du noch deinen Enkeln berichten."
    Wilcox erkannte, daß Gladys durch die harten Worte des ersten Dieners erschreckt in sich zusammensank. Durch einen strengen Blick gebot er Stanton zu schweigen. An Gladys gewandt wiederholte er sein Versprechen.
    Die Brust des Mädchens hob und senkte sich aufgeregt. Angst zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Doch dann, kaum hörbar, begann sie erneut zu sprechen. „Mein Herr, es war Lady Fairfax, die mich zwang!"
    Ein Holzscheit krachte im Kamin.
    Wilcox stürzte aus der Küche. Nichts um ihn herum nahm er mehr wahr – weder den empörten Ausruf Stantons noch das hysterische Gekreische Fiorindas. Nur ein Gedanke jagte immer wieder durch seinen Kopf, während er die Treppen zu den oberen Stockwerken hinaufstürmte: ,Jetzt, in diesem Moment ist sie bei ihm!'
    Wie hatte ihn diese bösartige Frau nur so täuschen können? Warum hatte er nicht früher auf seine Bedenken gehört und Philippe alleine gelassen? Angst und Schrecken kämpften in seiner Brust mit einer überschäumenden Wut.
    Entschlossen lief er den dunklen Flur hinunter. Die alten Holzdielen knarrten unter seinen kräftigen Schritten. Der Mond warf ein gespenstisches Licht auf die alten Rüstungen, die neben den großen Türen zum Westflügel des Schlosses Wache zu halten schienen. Niemand würde ihn

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