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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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erwiderte der spitzbäuchige Herr, „Sir Ambrose Hottsworth." Sichtlich erregt ob der Wichtigkeit der Rolle, die er bei diesem glänzenden Anlaß spielen durfte, nahm Sir Hottsworth neben Fiorinda seinen Platz ein. Fiorinda schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    Der Pfarrer fuhr fort: „Verehrte Anwesende, wir sind heute zusammengekommen, um diesen Mann und diese Frau in den heiligen Stand der Ehe zu versetzen, der ein ehrenhafter Stand ist und den zu betreten ein jeder junge Christenmensch trachten sollte." Während der Geistliche seine vorbereitete Predigt verlas, deren wesentlicher Inhalt zum einen ein Aufruf war, der französischen Gefahr zu trotzen und in diesen schweren Zeiten dem Vaterland zu dienen, und zum anderen eine Betonung der noblen Abkunft des Brautpaares, bewegten gänzlich unterschiedliche Empfindungen die Gemüter der Anwesenden.
    Fiorinda genoß das Gefühl, im Mittelpunkt der Ereignisse zu stehen. Der Major hingegen konnte das unbändige Verlangen, Lady Fairfax vor allen Gästen den Hals umzudrehen, nur schwer unterdrücken. ,Dieses verfluchte Weib. Noch lacht sie.' Hätte die Dame gewußt, wie glühend sie in diesem Augenblick vom Major gehaßt wurde, so hätte sie das in ihrem Tun keineswegs behindert. Sie saß regungslos mit geschlossenen Augen da, bewegte stumm die Lippen, als hielte sie Zwiesprache mit Gott und rechnete. Eile tat Not, wenn sie verhindern wollte, daß Morlay Hall unter den Hammer kam. Wilcox würde sich schnell von einem Teil seines Vermögens trennen müssen. Aber was tat das schon? An Geld mangelte es am allerwenigsten auf Blenfield Park.
    Wilcox schien von den Geschehnissen um ihn herum völlig unberührt. Gleichmütig lauschte er den Worten des Pfarrers, senkte bei den entsprechenden Stellen in der Predigt das Haupt oder faltete die Hände, wenn er dazu aufgefordert wurde. Tatsächlich aber war jeder Muskel seines Körpers angespannt. Dieses Possentheater war für einen Mann wie ihn, der kaum eine Tugend so sehr schätzte wie Ehrlichkeit, schier unerträglich. Doch bald wäre es vorbei. Er sehnte sich danach, dem ganzen Trubel den Rücken zu kehren, sich auf sein Pferd zu schwingen und in die Stille der Wälder zu reiten.
    Inzwischen war der Pfarrer mit seiner Rede am Ende. Erwartungsvolles Schweigen senkte sich über die Versammlung. Dann hob der Geistliche erneut an: „Bist du, Fiorinda Virginia Augusta Fairfax gewillt, mit dem hier anwesenden Wilcox Arthur James, Lord Kellinghurst die Ehe einzugehen, um mit ihm nach Gottes Willen im heiligen Stand der Ehe vereint zu leben? Willst du ihn lieben und ehren, ihm dienen und gehorchen, in guten wie in schlechten Zeiten? Willst du zu ihm stehen und jedem anderen Manne auf ewig entsagen und ihm die Treue halten, bis der Tod euch scheidet. Willst du das, so antworte mit Ja."
    „Ja, ich will gehorchen", hauchte Fiorinda. Offensichtlich war sie so ergriffen, daß ihr ein einfaches Ja auf die vielen Fragen unangemessen erschien. Der Major verdrehte sichtlich irritiert die Augen.
    Nun wandte sich der Pfarrer an Wilcox. „Willst du, Wilcox Arthur James, die hier anwesende Fiorinda Virginia Augusta Fairfax zu deinem, dir rechtmäßig angetrauten Eheweib nehmen? Willst du sie beschützen und ihr beistehen, in guten wie in schlechten Zeiten. Willst du sie lieben und ehren, bis der Tod euch scheidet, so antworte mit Ja."
    „ Arrêt! "
    Der Ruf hallte durch das Gemäuer, während die Kirche von gleißendem Tageslicht erhellt wurde. Wilcox schloß erlöst die Augen. Endlich! Langsam hatte er gefürchtet, Philippe hätte verschlafen und würde gar nicht mehr kommen. Überraschte und erstaunte Gesichter wandten sich dem jungen Franzosen zu. Durch die hereindringenden Sonnenstrahlen geblendet, nahmen die Anwesenden ihn zunächst nur schemenhaft wahr.
    Wie ein Racheengel, der aus dem Schatten hervortritt, stand Philippe im lichtdurchfluteten Portal der Kirche. In der ersten Reihe entstand einige Aufregung. Offensichtlich hatte Lady Fairfax sich genötigt gefühlt, ihre Rechenaufgaben zu unterbrechen, und war aufgesprungen. Fassungslosigkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht – was der Major mit dem größten Vergnügen zur Kenntnis nahm.
    Lady Fitzherbert kleidete in Worte, was wohl jeder Gast dachte. Erstaunt rief sie aus: „So etwas habe ich noch nie erlebt! Teuerste", sie richtete ihr Augenmerk auf Lady Fairfax, „was geht hier vor?"
    Auch für Fiorinda war dies ein Augenblick des Schreckens. Als sie des jungen Mannes ansichtig

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