Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
Vom Netzwerk:
müssen dem Prinzen unbedingt berichten, wie schimpflich man hier mit denen verfährt, die der Krone nahestehen und treu ergeben sind. Sie müssen einer einsamen Witwe und Mutter helfen!"
    Während sie so sprach, fuchtelte sie wild mit den Händen in der Luft. Der sonst straff sitzende Dutt hatte sich gelockert, und einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Peinlich berührt wich Lady Fitzherbert auf ihrem Sitz zurück und versuchte bemüht, den flehenden Blick zu ignorieren. Es war offensichtlich, wie unangenehm ihr dieser ungebührliche Auftritt jener Frau war, mit der sie vor wenigen Minuten noch Arm in Arm über die Terrasse geschlendert war.
    Doch Lady Fairfax ließ nicht locker. Als sie erkannte, daß Lady Fitzherbert nicht gewillt war, ihrem Ansinnen nachzukommen, sank sie vor ihr auf die Knie und klammerte sich an den Saum ihres Kleides.
    „Madame!" Wilcox' Stimme klang wie ein Peitschenknall. „Sie vergessen sich. Das Spiel ist aus."
    Als sie die Stimme des Lords vernahm, sprang Lady Fairfax auf. Haßerfüllt glitzerten ihre Augen, als sie auf ihn zutrat. „Diese beiden da", sie deutete auf ihn und Philippe, „diese beiden treiben ungeheuerliche Dinge. Nachts, wenn sie alleine sind. Dinge, die kein wahrer Christenmensch sich vorstellen kann."
    Nun sprach sie die versammelte Gesellschaft an. Sie stand vor dem Altar und lamentierte wie eine Charge in einem billigen Possentheater. Fiorinda hatte sich inzwischen schutzsuchend hinter ihre Mutter geflüchtet, während diese fortfuhr, den Lord und Philippe zu beschuldigen. „Sie müssen mir glauben! Das schmutzige und unzüchtige Verhältnis dieser beiden ist der einzige Grund, warum die Hochzeit verhindert werden soll. Und das ist die Wahrheit!" Zustimmung suchend, blickte sie flehend in die Menge. Doch sie sah und hörte nichts als betretene Gesichter und ungläubiges Schweigen.
    Noch einmal wiederholte Wilcox seine letzten Worte, diesmal in vollkommen ruhigem Ton. „Das Spiel ist aus."
    Plötzlich ging eine Veränderung im Verhalten der Lady vor sich. Der ruhige Tonfall des Lords schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, denn von einem Augenblick auf den anderen war jede Erregung von ihr abgefallen. Ihre Stimme war leise und kontrolliert, als sie ihn ansprach. „Sie haben recht, mein Freund, das Spiel ist aus. Verloren haben wir beide." Blitzschnell hatte sie einen kleinen, silbernen Dolch hervorgezogen und stieß zu.
    Geistesgegenwärtig war der Lord zur Seite gewichen, und sie traf ins Leere. Bevor sie jedoch erneut angreifen konnte, wurde sie von hinten gefaßt. Der Major und Philippe hielten mit eisernem Griff die Arme der Lady fest und entwanden ihr die Waffe. Plötzlich war sie umringt von Uniformen. Die Männer der Garde, die Lady Fitzherbert zu den Feierlichkeiten auf Blenfield begleitet hatten, waren eingeschritten.
    Wie ein gehetztes Tier blickte Lady Fairfax um sich. Der Kapitän der Garde war auf sie zugetreten. Mit steinerner Miene verkündete er: „Lady Fairfax von Morlay Hall, im Namen des Königs, Sie sind verhaftet."
    „Nein!" Ein langgezogener Schrei gellte durch die Kirche. Mit übermächtiger Kraft riß sie sich aus den Fängen ihrer Gegner los. Doch sie war umstellt. Es gab kein Entkommen.
    Wahnsinn brach durch ihre Gesichtszüge, als hätte er schon lange im Verborgenen geschlummert, während die sonst so beherrschte Lady Fairfax sich rasend vor Wut das Kleid in Fetzen vom Leibe riß. Tobend wie eine Furie wurde sie in Eisen gelegt und vor der fassungslosen Hochzeitsgesellschaft abgeführt.

8
    Seit den turbulenten Ereignissen waren nun einige Tage ins Land gezogen, und das normale Leben schien allmählich wieder Einkehr auf Blenfield Park zu halten, nachdem die letzten Spuren der unglückseligen Hochzeitsfeier vom Personal beseitigt worden waren.
    Obwohl Philippe so eindrucksvoll in die Ereignisse eingegriffen hatte, war er doch noch sehr schwach. Die Tage im Kerker hatten ihm mehr zugesetzt, als er zugeben wollte. Der Entschlossenheit des Arztes, der dem jungen Mann strikte Bettruhe verordnet hatte, konnte Philippe nicht viel entgegensetzen.
    Wilcox wirkte seltsam in sich gekehrt trotz des glücklichen Ausgangs dieses Abenteuers. Er stand morgens früh auf und unternahm Ausritte, von denen er oft erst am Abend zurückkehrte. Der Major hatte das Gefühl, als suchte er mit Absicht die Einsamkeit und Stille der Natur.
    Eines Morgens betrat Wilcox mit einem Brief in der Hand den blauen Salon, in den sich der Major zurückgezogen

Weitere Kostenlose Bücher