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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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wurde, wäre sie vor Überraschung beinahe über ihre Schleppe gestolpert. Sie mußte sich am Altar stützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, was zur Folge hatte, daß das Blumengebinde nun etwas schief auf ihrem Kopf saß.
    Lady Fairfax hatte sich inzwischen wieder unter Kontrolle. Eilig raffte sie ihre Röcke und schritt auf den Geistlichen zu. „Fahren Sie fort mit der Trauung – auf der Stelle!" verlangte sie mit energischer Stimme.
    „Es tut mir leid, Mylady", erwiderte dieser verunsichert, „aber wenn es berechtigte Gründe gegen diese Eheschließung gibt, müssen sie jetzt gehört werden." Er blinzelte zu Philippe hinüber, der noch im Eingang stand, und forderte ihn auf, näherzutreten. „Sir, haben Sie einen Einwand vorzubringen?" Der gute Pfarrer hatte sichtlich Mühe, die ungewöhnliche Situation zu meistern, und schaute den Eindringling erwartungsvoll an.
    Wilcox schien als einziger vollkommen ungerührt durch die Unterbrechung zu sein. Im Ton eines Mannes, der gewohnt ist, Befehle zu erteilen, erwiderte er: „Wir wollen hören, was der junge Mann zu sagen hat."
    Wütend blitzte Lady Fairfax ihn an. „Das war doch alles ein Plan", zischte sie, „aber glaube ja nicht, daß du damit durchkommst. Ich werde mich zu wehren wissen."
    Philippe hatte inzwischen das Mittelschiff zur Hälfte durchquert und war nun für jedermann sichtbar. Er verbeugte sich leicht vor dem Pfarrer und begann zu sprechen.
    „Mon père, verzeihen Sie mein ungebührliches Eindringen. Ich bin der Graf de la Cour, ein Emigrant und Gast im Hause Seiner Lordschaft, der die unendliche Güte besaß, mir auf meiner Flucht vor französischen Spionen Obdach zu gewähren. Diese Frau allerdings", er zeigte auf Lady Fairfax, „hat mich entführt, um eine Heirat zwischen ihrer Tochter und dem Lord zu erzwingen. Sie wußte, daß die Familie Seiner Lordschaft mit meiner Familie seit Jahren in Freundschaft verbunden ist. Daher war ihr klar, daß er es nicht zulassen würde, wenn sie mir ein Leid antut."
    Ein schrilles Lachen erklang. „Alles Lüge!" höhnte Lady Fairfax. „Kein Mensch wird einem dahergelaufenen französischen Bengel mehr glauben schenken als einer englischen Lady. Das ist doch absurd!"
    Philippe ließ sich von diesem Einwurf nicht beirren. Laut und vernehmlich fuhr er fort. „Mesdames et Messieurs, in meinem Land geschehen furchtbare Dinge, seitdem der Usurpator Napoleon Frankreich regiert. Mein Vater war ein prominenter Gegner der napoleonischen Regierung und wurde deswegen getötet. Ich mußte fliehen, um nicht selber ermordet zu werden. Dies alles war Lady Fairfax bekannt. Sie wußte, daß die französische Regierung einen sehr hohen Preis für denjenigen bereithält, der mich ausliefert. Sie hatte von Anfang an vor, dies zu tun. Sie wollte die Hochzeit erpressen und mich dem Feind ausliefern, da sie selber mit den Schergen Napoleons in Verbindung steht. Deshalb darf die Trauung nicht vollzogen werden."
    „Das sind starke Anschuldigungen", erklärte der Pfarrer. „Können Sie diese auch beweisen?"
    Lady Fairfax stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. „Sie wollen diesem Kretin doch nicht länger Gehör schenken. Lord Kellinghurst hat meiner Tochter am Totenbett seines Vaters die Ehe versprochen. Nun muß er sie heiraten. Und diesen Kerl da stecken Sie am besten gleich ins Gefängnis!"
    Unterdessen hatte Philippe die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, so daß die tiefen Schnittwunden, welche die Eisenfesseln in seine Handgelenke gegraben hatten, deutlich sichtbar wurden. „Sie glauben doch nicht etwa, dies hätte ich mir selber zugefügt?" stieß er anklagend hervor.
    „Stimmt das? Spricht der junge Mann die Wahrheit?" begehrte der Pfarrer zu wissen. Dabei wandte er sich an den Lord. Alle Augenpaare richteten sich nun erwartungsvoll auf Wilcox. Für einen kurzen Moment versank die Kirche in atemlose Stille.
    „Ja, es stimmt."
    Lautes Gemurmel erfüllte plötzlich das Gotteshaus. „Lüge, alles Lüge!" rief Lady Fairfax empört aus. Sie wandte sich an die Anwesenden. „Sie dürfen diesem Schmutzfinken", dabei zeigte sie auf Philippe, „kein Gehör schenken. Er ist ein verkommenes Subjekt, das mit allen Mitteln versucht, diese Heirat zu verhindern, um das Vermögen des Lords an sich zu bringen."
    Ihr Blick fiel auf Lady Fitzherbert, die wie alle übrigen Gäste den Ereignissen, die sich vor dem Altar abspielten, atemlos gefolgt war. Hilfesuchend stürzte sie auf die Dame zu. „Teuerste Freundin, Sie

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