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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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fühlte, in Worte fassen können. Und selbst wenn er es könnte, würde er sich nicht trauen, denn spätestens seit seiner Rettung aus der Ruine wußte er, daß er mehr empfand – daß er Wilcox liebte. Wie eigentümlich dieses Gefühl doch war. Schwer und leicht zugleich pochte sein Herz, sobald er nicht abgelenkt war. Trotzdem vermied er es, gegenüber den anderen beiden über seine wahren Gefühle zu sprechen, da er glaubte, der richtige Zeitpunkt dafür sei noch nicht gekommen – wenn er denn jemals einträte. Doch für den Moment gönnte sich Philippe selbst ein wenig Ruhe. Er wußte, daß er nicht viel dagegen unternehmen konnte, wenn er spürte, daß wieder jene Melancholie wie eine geschmeidige Raubkatze über ihn herfiel.
    Sollte er nicht endlich seinen Gefühlen freien Lauf lassen und sich dem Lord erklären? Durfte er nicht sogar hoffen, daß sein Begehren erwidert wurde? Immerhin hatte Wilcox sein Leben für ihn riskiert.
    Unentschlossen schritt er weiter und zupfte einzelne Blätter von der hohen Buchenhecke ab. Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht wäre Wilcox über eine Offenbarung seiner Gefühle gar nicht so überrascht, und schließlich wollte Philippe sich ihrer nicht länger schämen. ,Was wird passieren, wenn ich es ihm sage? Wird er mich nicht doch zurückweisen?' Er überlegte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und die Innenflächen seiner Hände wurden feucht. Trotzdem spürte er auch eine Zuversicht in sich wachsen, während er weiterlief. ,Und selbst wenn er mich zurückweist, so habe ich doch Klarheit gewonnen. Klarheit über mein Leben! Wenn er mich nicht auch begehrt, wird es mir jedoch das Herz zerreißen!'
    Er blieb stehen und schloß angesichts dieser schmerzhaften Gedanken die Augen. Alles drehte sich in seinem Kopf, doch er wollte jetzt mutig sein. Er mußte Wilcox seine Liebe gestehen!
    „Philippe!"
    Wie aus einem fernen Traum hörte er die Stimme Wilcox' aus einiger Entfernung seinen Namen rufen. War es nur seine Einbildung? Er blickte über die hügelige Rasenfläche in die Richtung des Schlosses.
    „Philippe, da bist du ja. Ich habe dich überall gesucht!" Wilcox kam auf ihn zugelaufen. „Ich dachte, du wärst ausgeritten", fuhr er fort, als er Philippe erreicht hatte.
    „Nein, alleine hatte ich keinen Spaß daran, und ich wollte ein wenig nachdenken. Einfach nur so. Wie früher. Als Junge, nachdem meine Mutter gestorben war, bin ich immer in den Park gegangen und habe mit den Bäumen gesprochen. Sie waren meine Freunde, und ich konnte ihnen stundenlang zuhören, wenn der Wind durch ihre Blätter strich. Von ihnen erfuhr ich, daß Mutter mir viel Liebe sendete und daß es ihr gutging. Viel besser, als während ihrer schrecklichen Krankheit."
    „Ich verstehe dich, denn auch ich hatte einen geheimen Ort, den ich aufsuchte. Wenn ich traurig war, zog es mich in die Einsamkeit der Bibliothek. Dort fand ich Trost in den alten Geschichten von fernen Ländern."
    Die beiden blickten sich schweigend an. Außer einer Feldlerche, die ihr Lied hoch über ihnen erklingen ließ, war es vollkommen still, und das helle Licht warf schmale Schatten auf das markante Gesicht des Lords. Philippe bemerkte, wie sich eine leichte Wärme in seiner Brust ausbreitete.
    „Wilcox?"
    „Hm?"
    „Ich glaube, daß ich mit dir sprechen muß." Philippe spürte, daß sein Herzschlag wieder schneller wurde und daß er errötete. „Ich muß auch mit dir sprechen", antwortete der Lord.
    Ein kurzes Lächeln überflog den Mund des Franzosen. Was könnte ihm Wilcox nur sagen wollen? Sollte er etwa doch das gleiche empfinden? Wollte er sich vielleicht von dem gleichen Geheimnis befreien wie er? War das möglich? Langsam hob er den Kopf, da er nicht zu traurig erscheinen wollte. Er war so aufgeregt, daß er kaum sprechen konnte.
    „Sprich du, Wilcox", sagte er abgehackt.
    „Es könnte aber einen Moment dauern und dich vielleicht ein wenig ... sollen wir nicht ins Haus zurückgehen?” Der Lord unterbrach seinen Satz kurz. „Vielleicht findest du es komisch, oder ... du ärgerst dich. Ich möchte aber auf keinen Fall, daß du etwas Falsches von mir denkst."
    Philippe war sich nun ganz sicher. Sein Herz pochte so stark, daß er Wilcox' Worte nur undeutlich hörte. „Laß mich nicht länger warten, mein Freund", sagte er knapp. Seine Wangen glühten.
    „Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Und doch ist es so kurz, was ich zu sagen habe. Wir haben viel gemeinsam erlebt in den letzten Wochen. Es war alles

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