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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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Sitz zurückfallen.
    „So schwer?" fragte der Major. „Es wird nur in den ersten Tagen schmerzen, aber dann werden neue Lebensgeister in dich kehren. Ich weiß, was nun in dir vorgeht. Glaube mir!"
    Wußte Livingston wirklich, was er dachte und was er nun fühlte? Die Männer schwiegen für einen Moment. „Es gibt Wunden, die nur die Zeit heilen kann, mein Junge", hob der Major erneut an. „Und noch sind die letzten Worte nicht gesprochen."
    Philippe war erstaunt. Sein Gesicht schien ein offenes Buch zu sein, aber es war ihm gleichgültig. Er hatte nichts zu verstecken, und er brauchte einen Freund, mit dem er sprechen konnte.
    „Spuck's aus! Los, mach schon! Sag mir, was dir auf dem Herzen liegt. Ein alter Junggeselle hat die besten Ratschläge!" Er lachte vergnügt auf, und auch Philippes Gesicht erhellte sich ein wenig.
    „Ja, aber ...", begann er stockend. „Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen darf. Ich komme mir so dumm vor. Hat Wilcox dir nichts von alledem erzählt?"
    „Papperlapapp! Er hat geschwiegen wie ein Grab. Schieß schon los. Ich bin ganz Ohr. Ich ahne schon, wo der Hase im Pfeffer liegt."
    „Dann muß ich dir ja gar nicht so viel erzählen." Philippe fühlte sich unsicher, doch dann sprach er weiter. „Seit jener ersten Nacht, in der ich auf Blenfield Park ankam, ist mein Leben wie umgekrempelt. Ich wußte erst selber nicht, was dieses eigentümliche Gefühl in mir war, und ich führte alles auf meine Verwirrung zurück, doch dann ... dann wußte ich, daß es etwas ganz anderes war. Es war etwas, das ich noch nicht kannte."
    „Hm – was war es denn?" Der Major schaute ihn erwartungsvoll an.
    „Oh, du machst es mir nicht leicht, Livingston." Er errötete ein wenig. „Es war ein Gefühl der Zuneigung. Es war sehr tief und ... ich habe mich in Wilcox verliebt. Nun ist es endlich raus! Ich konnte mit niemandem darüber sprechen. Die ganze Zeit brannte es in mir, schlimmer als jedes Gift und jede Pein, doch gleichzeitig wurde es meine neue und einzige Hoffnung." Er unterbrach sich kurz und schluckte. „Alles habe ich überlebt, weil ich wußte, Wilcox würde mich nicht im Stich lassen. Und so verbrachte ich die Tage des Schreckens wie ein kleines Schiffchen auf offener See, immer kurz vor dem Untergang. Doch es ging nicht unter, und eines Tages erreichte es das rettende Ufer. So dachte ich, ohne zu ahnen, welch entbehrungsvolle Zeit nun auf mich warten würde."
    Mit seinem kurzen Liebesgeständnis schien dem jungen Mann ein Stein vom Herzen zu fallen.
    Ein kurzes Schweigen breitete sich in der Kutsche aus, die unbeholfen über die Steine des Küstenweges holperte. Endlich hatten sie die See erreicht.
    „Es ist alles so wundervoll – es könnte so schön sein! Das Meer, die Brandung. Verstehst du mich, Livingston?"
    Der Major nickte ihm wissend zu. „Natürlich verstehe ich das! Ein alter Soldat ist ja auch nicht aus Holz."
    „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe ihm alles gesagt, was mein Herz bewegt, aber er war kühl und abweisend. Ich erkenne ihn nicht wieder. All seine Wärme und Freundschaft für mich scheinen verschwunden zu sein. Was aber hätte ich sonst noch tun können?" Er hielt inne, und Tränen traten ihm in die Augen.
    „Aber, aber, mein Freund." Der Major tätschelte ihm tröstend das Knie. „Wilcox ist ein harter Brocken. Du solltest nicht weinen. Vielleicht gelangst du ja zu dem Schluß, daß mit der Zeit auch der Rat kommt. Ich bin bei dir, und ich habe viele große französische Liebesgeschichten gelesen. Vielleicht werden sie uns ja jetzt weiterhelfen." Er zwinkerte Philippe zu, der versuchte den gutgemeinten Trost mit einem Lächeln zu beantworten.
    Der Major wunderte sich selber über seinen beschwichtigenden Tonfall, denn in seinem Innern fühlte auch er sich beunruhigt. Natürlich wußte er, was Philippe meinte. Die kühle Distanz, die Wilcox dem jungen Franzosen entgegengebracht hatte, hatte auch er gespürt. Und doch war es ihm, als hätte sich in den letzten Wochen noch etwas am Lord verändert. Ein Feuer war in seine Augen getreten. Ein Glanz, den er niemals zuvor in diesem unergründlichen Blick gesehen hatte.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der vorbeiziehenden Landschaft zu, und so verbrachten sie in schweigendem Einvernehmen die weitere Fahrt.
    Plötzlich hielt die Kutsche an. Livingston erhob sich schwerfällig aus seinem Sitz, um hinauszuschauen.
    Trousham! Endlich waren sie angekommen. Ein freundlich aussehendes, altes

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