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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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ist er hier gut aufgehoben! Du müßtest lediglich das Wachpersonal aufstocken, und Philippe wäre vor jedem Eindringling geschützt", entgegnete der Major fassungslos.
    „Nein!" Dieses kleine Wort sprach Wilcox mit einer ihm eigentümlichen Entschlußkraft, die den Major augenblicklich verstummen ließ. „Er ist hier nicht gut aufgehoben. Er kann nicht wie in einer mittelalterlichen Festung leben. Er braucht seine Freiheit. Er muß fort von hier!"
    „Zum Teufel mit dem Gerede von Freiheit! Du machst dir etwas vor, Wilcox. Es steckt doch etwas ganz anderes dahinter, und all das ist nur ein Vorwand ..."
    „Wofür sollte es ein Vorwand sein?” unterbrach ihn der Lord. „Etwa ,Herzensangelegenheiten' oder wie du es nennst?" bemerkte er mißbilligend.
    Herausfordernd blickte der Major ihn an.
    „Nein, Thomas, du befindest dich auf dem Holzweg. Anstatt darüber zu verhandeln, ob er hierbleibt oder nicht, sollten wir überlegen, wie wir es ihm beibringen, daß er in Sicherheit geschafft werden muß."
    „Wieso wir? O nein, dieses Mal nicht, mein Freund. Dieses Mal wirst du ihm sagen, daß du ihn fortschickst nach Trousham, und zwar von Angesicht zu Angesicht."
    „Richtig! Zu seiner eigenen Sicherheit, ganz so, wie ich es geplant hatte. Ich habe bereits einen Boten dorthin geschickt, um Miss Allen zu verständigen."
    Der Major nickte mißmutig, zog es aber vor, nicht weiter zu widersprechen.
    „Bevor du mich vierteilst, Livingston, habe ich eine letzte Bitte an dich. Darf ich? Ich möchte, daß du ihn begleitest. In deinem Schutz wird er Trousham sicher erreichen. Niemand außer Stanton und dem alten Kutscher wird von diesem Vorhaben erfahren."
    Der Major raunte, sichtlich verärgert, etwas Unverständliches in seinen Bart. „Du willst mich also wieder einspannen?" fragte er. „Aber glaube mir: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, denn diesmal bin ich nicht deiner Meinung."
    „Das nehme ich dir nicht übel", erklärte Wilcox unbeeindruckt. „Aber ich kann es nur wiederholen: Der Grund für meinen Entschluß ist und bleibt Philippes Sicherheit. Nun, nachdem nicht nur alle Dienstboten, sondern sämtliche Pächter der Umgebung und vor allem der Hof davon erfahren haben, daß wir ein Mitglied der Familie de la Cour unter diesem Dach beherbergen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Intrige gesponnen wird. Ganz London spricht über unseren jungen Grafen. Man munkelt, daß die Franzosen unermeßliche Summen an Kopfgeld ausgesetzt haben. Machen wir uns nichts vor, Thomas. Es ist hier zu gefährlich für Philippe. So vertraue mir doch endlich."
    Der Major überlegte einen Moment. „Wann werden wir abreisen?"
    „Morgen früh", entgegnete Wilcox mit regungslosem Gesicht.
    Philippe hatte sich unterdessen in den Park zurückgezogen und schlenderte über den Rasen. Das Licht der Sonne wärmte seine Haut, und eine dicke Hummel, die kurz in seinen Haaren hängenblieb, ließ ihn für einen Moment aus seinen Gedanken aufhorchen. Er folgte dem Insekt zu einem dichten Rosenstrauch, der in voller Blüte stand und einen milden Duft verbreitete.
    ,Was für prachtvolle Meisterwerke der Natur diese Blüten doch sind', dachte er bei sich und roch an einer Blüte, deren Blätter ihm beim ersten Hauch der Berührung in die Hand rieselten. Für einen Moment schloß er die Augen. „Ja, so ist es", flüsterte er leise. „Eine vage Berührung, ein gehauchter Kuß, und schon ist alles verändert." Wieder betrachtete er die rosafarbenen Blüten. „Aus den Knospen werden Blüten, die Blüten lassen ihre Blätter fallen, und dann ...?" Er atmete tief ein, „dann wächst eine Frucht für die kalte und sorgenvolle Jahreszeit heran."
    Mit einer flinken Bewegung wandte er sich ab und schritt weiter über den Rasen. Die ausgedehnten Spaziergänge der letzten Wochen und nicht zuletzt die Kochkünste seines Landsmannes hatten dazu beigetragen, um aus ihm wieder einen zufriedenen und gesunden jungen Mann zu machen. Nur abends, wenn er alleine in seinem Bett lag, suchte ihn eine gewisse Melancholie heim, die tief in seinem Innersten schlummerte und sich nicht vollkommen verbergen ließ.
    Dreimal war sein Leben nun auf ungewöhnlichste Art und Weise gerettet worden, und beim letzten Mal war Wilcox sogar dazu bereit gewesen, mit seinem dafür zu bezahlen. Alles, was er besaß, hatte der Lord ihm gegeben: ein Zuhause, ein Leben in Reichtum und jenes tiefe Gefühl der Wärme und Geborgenheit.
    Niemals würde er alles, was er

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