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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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er nicht wenigstens anstandshalber peinlich berührt tun?
    Sie folgt ihrem Vater in die geräumige Küche, in deren Mitte ein großer Holztisch steht. Auch hier hängen unzählige Bilder.
    »Bitte«, sagt er, »nimm doch Platz. Ich setze eben Wasser auf.«
    Schweigend sieht sie zu, wie er Wasser in einen Kessel füllt und ihn auf den Herd stellt. Er öffnet einen Schrank, nimmt eine Teekanne mit zartem Rosenmuster sowie zwei dazu passende Tassen mit Untertassen heraus, stellt das Geschirr auf den Tisch und füllt Milch in ein Kännchen. Dann geht er zu einem anderen Schrank, holt eine Kuchendose hervor und öffnet sie. Seine sorgsame Art fasziniert Valentina. Er ist ganz anders als ihre Mutter.
    »Möchtest du ein Stück Karottenkuchen?«, fragt er. »Ich habe ihn selbst gemacht.«
    Valentina schüttelt den Kopf und ist überrascht, dass der Exmann ihrer Mutter weiß, wie man einen Kuchen backt. »Nein danke, Tee ist wunderbar.«
    »Bist du sicher?« Er sieht sie besorgt an. »Du musst hungrig sein, es ist Mittagszeit.«
    »Nein, ich möchte wirklich nichts.«
    Etwas betrübt schließt er die Kuchendose und stellt sie zurück in den Schrank.
    Ihr Vater bringt die Kanne mit dem fertigen Tee zum Tisch und füllt ihre Tassen, dann nimmt er gegenüber von Valentina Platz und wartet, dass sie etwas sagt. Sie weiß nicht, wie sie anfangen soll. Es kommt ihr alles so surreal vor. Nach all diesen Jahren sitzt sie hier und trinkt mit ihrem Vater Tee. Mit ihrem Vater . Mit dem Mann, der die eine Hälfte von ihr ausmacht. Dennoch könnte er genauso gut ein Fremder sein.
    »Nun«, fragt ihr Vater schließlich, »wie geht es dir?«
    »Gut, danke«, erwidert sie steif.
    »Und wie geht es deinem Bruder?«, erkundigt er sich. »Ich hoffe, mit ihm, Debbie und den Kindern ist alles in Ordnung.«
    Überrascht reißt Valentina die Augen auf. Woher weiß er alles über Mattias Familie? Hat ihre Mutter es ihm erzählt?
    »Und Tina?«, fragt er angespannt weiter. Als er den Namen ihrer Mutter ausspricht, bemerkt Valentina in seinem Augenwinkel ein leichtes Zucken.
    »Es geht allen gut«, antwortet sie. »Sie sind in Amerika.«
    »Ja, ich weiß. Und du lebst jetzt in Mailand?«
    »Ich bin nie von dort weggegangen. Ich bin immer geblieben .« Sie betont das letzte Wort, sie kann nicht anders.
    Er nickt. »Ich bin in all den Jahren nicht mehr in Mailand gewesen«, sagt er versonnen. »Mein Lebensmittelpunkt ist jetzt in London.«
    Valentina kann nicht fassen, dass er so taktlos ist.
    »Nun, was führt dich nach London?«, fragt er schließlich.
    »Ich nehme an einer Fotoausstellung in der Lexington Gallery teil und bin zur Eröffnung hier gewesen.« Dass es sich dabei um erotische Fotografien handelt, verschweigt sie. Irgendwie möchte sie das ihrem wiedergefundenen Vater nicht sagen.
    »Das ist ja fantastisch. Deine Mutter muss sehr stolz auf dich sein.«
    »Sie weiß nichts davon. Ich habe es ihr nicht erzählt.«
    »Ach?« Ihr Vater scheint verwirrt. »Warum nicht?«
    »Unser Verhältnis ist nicht sehr gut.«
    »Das tut mir leid.« Er lächelt sie freundlich an, so wie man vielleicht einen entfernten Bekannten anlächelt, aber nicht sein eigen Fleisch und Blut.
    Plötzlich wird Valentina zornig. Wie kommt ihr Vater dazu, kalt wie ein Fisch vor ihr zu sitzen und so zu tun, als sei alles in Ordnung? Er soll sich genauso unwohl fühlen wie sie, genauso verlegen und verletzt. »Warum hast du uns alle verlassen?«, stößt sie aggressiv hervor.
    Nun ist es raus. Endlich fragt sie ihn, warum er sie abgewiesen hat.
    Während sie auf seine Antwort wartet, kann sie ihm nicht in die Augen sehen. Sie starrt auf den Küchentisch und zählt die Windungen in der Maserung.
    Ihr Vater schweigt. »Das tut mir leid, aber die Dinge waren ziemlich kompliziert. Ich hatte dich sehr lieb, Valentina. Du warst so ein liebenswertes kleines Ding.«
    »Entschuldige«, zischt sie und starrt ihn voller Abscheu an. »Wie kannst du von deiner Tochter wie von einem kleinen Hündchen oder einer Puppe sprechen, die man einfach so entsorgt?«
    Ihr Vater erblasst und wirkt ehrlich schockiert und sprachlos. »Wie konntest du Mattia und mich einfach verlassen?«, tobt sie weiter. »Wie konntest du zulassen, dass sie dich von deinen eigenen Kindern wegtreibt?«
    Valentina steigert sich in ihre Empörung hinein, da legt ihr Vater ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. Zu ihrer Überraschung wirkt seine kühle Hand tatsächlich beruhigend auf sie.
    »Valentina«, sagt er mit vor

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