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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Sorge heiserer Stimme. »Ich hatte keine Ahnung …«
    »Was willst du damit sagen?«, fragt sie verwirrt.
    »Dass du es nicht weißt.«
    »Dass ich was nicht weiß?« Vor Panik klingt ihre Stimme schrill. Als sie in die sanften blauen Augen ihres Vaters blickt, ahnt sie auf einmal, was er sagen wird.
    »Valentina«, erklärt Philip Rembrandt. »Ich bin nicht dein Vater.«

Maria
    Sie verändert ihn. Bevor Maria in Felix’ Leben getreten ist, drehte er surreale Märchenfilme, die von jungen Pariser Intellektuellen bewundert wurden. Jetzt ist Maria seine Muse. Seitdem ist das Düstere aus seinen Filmen verschwunden. Stattdessen hat Maria Felix dazu inspiriert, seine Märchen in erotische Abenteuer zu verwandeln – das sind ihre geheimen Filme. Sie sind nicht anrüchig, sie sind keine Pornografie, es ist die Kunst ihrer Liebe, die nur ihnen beiden vorbehalten ist.
    In der neuen, befreiten Welt, in der Maria nun lebt, glaubt sie, dass sie nichts Unmoralisches tun. Alles bringt ihre bisherige Weltsicht ins Wanken. Sie sieht Theaterstücke, die keine Handlung erzählen, sondern Ideen vermitteln – Felix nennt das Anti-Theater –, und in denen Ungeheuerliches gesprochen wird. Sie hört Jazzmusik, die ihre Sinnlichkeit anspricht, und besucht Ausstellungen mit erotischen Zeichnungen, von denen eine so anrüchig war, dass die Polizei sie beschlagnahmt hat. Felix erklärt ihr, dass André Massons erotische Zeichnungen eine direkte Antwort auf seine traumatischen Erlebnisse im Ersten Weltkrieg sind.
    »Ich begreife jetzt, dass es bei mir genauso ist, Liebes«, erklärt Felix. »Meine Filme sind eine Folge des Krieges. Sie sind ein Ausdruck meiner Liebe zum Leben. Das ist Erotik.«
    Maria betrachtet Massons erotische Zeichnungen, die vielen sich windenden nackten Körper. Anscheinend sind es nur Frauen. Sie haben volle Brüste und schwere Glieder und winden sich wie ein Funken sprühender Vulkan in gemeinsamer Ekstase himmelwärts. Maria denkt an die Filme, die Felix und sie machen, und es liegt ihr auf der Zunge zu fragen: Was für traumatische Erlebnisse gab es in deinem Leben? Erzähl mir von deiner verschwundenen Frau . Felix spricht nie von ihr, doch seit Maria von ihr weiß, ist sie stets bei ihnen im Hotelzimmer. Sie ist immer da, sie steht wie eine imaginäre Beobachterin hinter der laufenden Kamera. Doch Maria traut sich nicht, Felix zu fragen. Sie hat große Angst, dass er sie nicht mehr will, wenn sie ihn zu sehr bedrängt. Und dann wird Maria sterben, davon ist sie überzeugt.
    Ihre Tage in Paris bekommen einen regelmäßigen Ablauf. Den Morgen haben Felix und Maria für sich. Sie bleiben lange im Bett, bis die Sommersonne hoch am Himmel steht und für stickige Hitze im Zimmer sorgt. Doch das stört Maria nicht, für sie sind es die schönsten Stunden des Tages. Dann gehört Felix ganz ihr. Dann läuft auch keine Kamera, was normalerweise nachts der Fall ist. Es wäre zwar sinnvoller, bei Tageslicht zu drehen, doch es fühlt sich nicht richtig an, so etwas am Morgen zu tun. Sie brauchen den Abend, sie brauchen den Wein und das Essen, um ihre Sinne anzuregen. Das nächtliche Flair von Paris bringt ihr Blut in Wallung, und sobald Felix die Kamera einschaltet, verlieren sie jegliche Hemmung und Scham. Maria vertraut Felix, dass er diese Filme nie jemandem zeigen wird. Sie stellt sich vor, dass sie irgendwann alt sein werden, die Kinder erwachsen, Enkelkinder … und dass sie dann die alten Filme wiederentdecken und gemeinsam ansehen. All die Jahre über sind sie zusammengeblieben und lieben sich noch immer. Ihre Liebe wird in Schwarzweiß vor ihnen ablaufen und ihre Augen werden sich mit Sehnsucht füllen.
    An diesen Pariser Vormittagen in ihrem kleinen stickigen Hotelzimmer überlässt Maria Felix die Entscheidung, was sie tun. Manchmal hat er Lust, sie zu befriedigen, und manchmal will er mit ihr schlafen. Vernunft und Verstand spielen bei Maria keine Rolle mehr. Sie stellt sich vor, dass sie wie zwei kleine Vögel aus dem Fenster ihrer Mansarde geflogen sind und über Paris hinwegschweben. Es ist ihr egal, ob sie eines Tages zurückkehren.
    Am frühen Nachmittag werden sie hungrig. Sie ziehen sich rasch an. Normalerweise besteht Felix darauf, dass sie ein neues Kleid anzieht, das er ihr gekauft hat. Maria fragt sich, woher das Geld stammt, beschließt jedoch, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie gehen zum Mittagessen in ein Bistro im Viertel. Üblicherweise gesellen sich Theater- und Filmfreunde von Felix zu

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