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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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durch die Erotik einen Zustand von Verzückung und tiefer Andacht, den sie in ihren Filmen festhalten. Maria sollte sich nicht schämen. Doch als sie die Kathedrale betritt, senkt sie unwillkürlich den Kopf. Der Geruch von Weihrauch überwältigt sie. Ihr wird schwindelig, und sie fühlt sich schwerelos. Für eine Sekunde erinnert sie sich daran, wie es war, die Psyche zu tanzen: flüchtig, leicht wie Luft, geschmeidig. Seit sie ihre Jungfräulichkeit verloren hat, fühlt sie sich schwer: ihre Glieder, ihr Blut, ihre Leidenschaft – alles ist schwer.
    Sie geht zu einer der seitlichen Kapellen und blickt hinauf zur Jungfrau Maria, die gütig zu ihr hinablächelt und verzeihend die Hand hebt. Maria sehnt sich danach, die Falten ihres Umhangs zu berühren. Sie entzündet eine Kerze und wirft ein paar Centimes in die Büchse, dann fällt sie auf die Knie, schließt die Augen und faltet die Hände. Doch sie weiß nicht, wofür sie beten soll. Sie bittet Gott darum, auf ihre Mutter und Pina zu achten, und betet, dass sie in Sicherheit und glücklich sind. Sie betet für Jacqueline und dass sie ihr verzeihen möge, dass sie weggelaufen ist. Dann betet sie für Joan, dass sie einen Mann findet, der sie wirklich liebt. Sie betet sogar für Guido. Und schließlich betet sie für Felix. Ihren Mann. Sie betet für seine Sicherheit und dass er bald zurückkehren möge. Sie schließt fest die Augen und betet für seine Seele, dass sie geheilt wird und sie bald ein normales Leben führen können.
    Der Tag ist schon weit vorangeschritten, als sie auf dem Rückweg zum Hotel Vivienne begegnet.
    »Maria, Liebes, wohin gehst du?«, fragt sie die Frau mit den fuchsroten Haaren.
    »Ins Hotel Montana«, antwortet Maria.
    »Und wo ist Felix?«
    »Er musste weg zum Arbeiten.«
    »Dann bist du ganz allein?« Viviennes Augen hellen sich auf. »Nun, Liebes, dann musst du mit mir kommen. Wenn die Katze fort ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch!« Ein Nein akzeptiert Vivienne nicht, sie hakt sich bei Maria unter und begleitet sie. »Ziehen wir uns zuerst um. Du solltest dieses elfenbeinfarbene Abendkleid mit diesem unglaublichen roten Cape tragen, in dem ich dich einmal nachts gesehen habe. Erst essen wir etwas zu Abend und trinken dazu eine Menge Wein. Dann besuchen wir den besten neuen Jazzclub der Stadt. Hast du Geld?«
    Als ihre Absätze zusammen über das Kopfsteinpflaster klappern, hebt sich Marias Laune. Sie ist froh, dass die lebhafte Vivienne sie vor der Einsamkeit ihres Hotelzimmers rettet.
    »Ja, ich habe etwas Geld«, sagt sie.
    »Ausgezeichnet«, erwidert Vivienne.
    Es ist eine weitere lange heiße Nacht in Paris. Vivienne und Maria drängen sich wieder einmal in einen neuen Jazzclub und lauschen dem überschäumenden Boris Vian. Sie sind von Amerikanern umgeben. Maria ist etwas nervös, dass sie Richard wiederbegegnen könnte und er sie fragt, warum Felix und sie ihn letzte Nacht haben stehen lassen. Vivienne spricht hervorragend Englisch und unterhält ihre Begleiter mit Geschichten aus der Resistance und ihren heldenhaften Taten während des Kriegs.
    »Warum besteht jeder Franzose darauf, Mitglied in der Resistance oder Gaullist gewesen zu sein? Ich meine, viele Leute haben mit den Deutschen kollaboriert. Wo sind die ganzen Mistkerle jetzt?«, fragt einer der Amerikaner.
    Vivienne zuckt mit den Schultern. »Haben Sie je von der Épuration sauvage gehört?«
    »Nein.«
    »Wenn Sie meinen, der Terror nach der Revolution sei schlimm gewesen … nun, das war genauso heftig. Wir haben unsere Verräter beseitigt.«
    Vivienne spricht deutliche Worte, in der Dunkelheit des Clubs leuchten ihre grünen Augen wie die einer Schlange.
    »Aber doch sicher nicht alle? Ich meine, Ihre Regierung hat mit den Nazis kollaboriert. Da gibt es doch sicher noch einige im System.«
    Vivienne seufzt etwas ungeduldig. »Wir haben die meisten gefasst.«
    »Ich habe davon gehört«, schaltet sich ein anderer Amerikaner ein. »Ziemlich übel, das stimmt. Habt ihr nicht den Frauen, die mit Nazis geschlafen haben, die Köpfe geschoren?«
    »Natürlich. Sie haben es nicht anders verdient«, erklärt Vivienne streng. »Sie waren ebenfalls Kollaborateure.«
    »In horizontaler Hinsicht.« Ein Amerikaner lacht.
    »Das ist nicht lustig«, entgegnet Vivienne plötzlich ernst und sieht Maria dabei direkt in die Augen, als wollte sie ihr etwas mitteilen. »Ich meine, unsere Männer haben in der Resistance ihr Leben riskiert – in Verstecken oder jahrelang als

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