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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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überfüllten Wohnzimmer einen langen Flur hinunter zum hinteren Teil der Wohnung. Sie betreten ein Zimmer, bei dem es sich offensichtlich um Anitas Schlafzimmer handelt – ein Boudoir, das zu einer Burlesque-Tänzerin passt. Drei Wände sind mit Velourstapeten bezogen, und in der Mitte des Raums steht eine Chaiselongue aus Samt. Die vierte Wand gegenüber dem Bett ist weiß gestrichen. Dort hängt ein riesiges impressionistisches Gemälde, das zwei Frauen auf einem Bett darstellt. Die eine Frau liegt auf dem Rücken, hat einen Arm gehoben und die Hand auf die Stirn gelegt, während die andere Frau sich zu ihr hinüberbeugt und auf sie hinabblickt. Der Blick der ersten Frau ist nicht der anderen zugewandt, sondern irgendwo zwischen die beiden gerichtet. Sie liegen sehr dicht beieinander und sind nur leicht mit Unterröcken bekleidet. Das Gemälde ist voller Anspielungen. Wohin blickt die erste Frau? Und was macht die andere mit ihr?
    »Was denkst du?«, fragt Anita, die direkt hinter ihr steht, sodass Valentina ihren Atem im Nacken spürt.
    »Es ist wirklich wunderschön. Es erinnert mich ein bisschen an Toulouse-Lautrec.«
    »Es ist von Toulouse-Lautrec!«
    »Mein Gott! Es muss ein Vermögen wert sein.«
    »Deshalb ist meine Wohnung ja auch bis an den Rand alarmgesichert. Es heißt Hingabe . Ich liebe die Andeutung.«
    »Es ist unglaublich erotisch.« Valentina dreht sich um und sieht Anita neugierig an. Was spielt diese Frau mit ihr? Und wo ist Thomas?
    Anita beugt sich vor und steckt Valentina eine Haarsträhne hinters Ohr. »Hast du schon einmal mit einer Frau geschlafen, Valentina?«, fragt sie und lächelt sie süß, fast etwas dümmlich an. Anstatt sie abzuwehren oder das Thema zu wechseln, stellt Valentina fest, dass sie sich von ihr angezogen fühlt. »Ja, das habe ich«, sagt sie.
    Die zwei Frauen blicken einander an, und Valentina spürt, dass zwischen ihnen etwas passieren könnte. Aber eigentlich will sie Thomas. Sie denkt wieder an den Dreier, mit dem sie Thomas ihr Vertrauen beweisen könnte. Aber ist sie mutig genug dafür? Kann sie Thomas mit einer anderen Frau teilen?
    Einen Moment herrscht angespannte Stille, dann zuckt Anita mit den Schultern. »Gehen wir zurück zur Party?«
    Es ist mindestens eine Stunde vergangen, und noch immer ist Thomas nirgends zu sehen. Valentina will ihm keine SMS schicken, um zu fragen, wo er ist, und sie will sich auch nicht bei Anita erkundigen, die jetzt auf der anderen Seite des Raums von ihren schillernden Freunden umgeben ist.
    Valentina sitzt auf einem riesigen Sofa in einer Gruppe von seltsamen Menschen aus der Kunstwelt. Sie blickt aus Anitas großen Französischen Fenstern auf die Themse und die Tower Bridge und lauscht der Musik. Es überrascht Valentina nicht, dass die Burlesque-Tänzerin altmodische Musik bevorzugt. Sie haben schon Billie Holiday, Frank Sinatra und Marlene Dietrich gehört, und jetzt erkennt Valentina eine modernere Huldigung der singenden Diva: das neue Album von Paloma Faith. Sie schmettert eines von Valentinas Lieblingsliedern. Jedes Wort, das Faith in ihrem Lied »Just Be« singt, scheint sich auf Valentina und Thomas zu beziehen: die Vorstellung, dass sie zusammen alt werden und, egal, was geschieht, für den Rest ihres Lebens miteinander verbunden sind. Ist das möglich? Ist dies nur eine kurze Störung in ihrer Liebesgeschichte? Während die kräftige Stimme Faiths Valentinas Laune hebt, erkennt sie einige Leute von der Ausstellungseröffnung wieder. Sie müsste hier nicht allein sitzen. Auf der anderen Seite des Raums steht Kirsti Shaw in einem schwarzen Overall und Pumps. Valentina könnte zu ihr gehen und sich mit ihr unterhalten. Doch sie hat keine Lust, sich zu bewegen. Sie wartet auf Thomas. Er soll sie sofort sehen, wenn er den Raum betritt. Valentina schlägt die Beine übereinander und starrt weiter aus dem Fenster.
    Plötzlich schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf: Vielleicht kommt Thomas gar nicht. Tatsächlich hat Anita ihn nicht erwähnt, als sie sich vorhin unterhalten haben. Haben sie vielleicht Schluss gemacht? Verschwendet sie ihre letzte Nacht in London etwa umsonst auf dieser langweiligen Party? Doch Valentina spürt, dass er kommen wird. Sie fühlt die Anspannung in ihrem Magen. Hin und wieder versucht irgendein Mann, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Valentina antwortet, ist aber kaum bei der Sache, sodass die Männer schnell wieder aufgeben.
    Valentina blickt weiter auf den dunklen bewegten Fluss, die

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