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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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erzählen? Aber vermutlich ist Antonella noch betrunken. Als Valentina gestern Abend nach Hause gekommen ist, hatte Antonella gerade eine dramatische Auseinandersetzung mit Isabella. Es ging um ihren Vater und ob er ein so großer Mistkerl war, wie Antonella behauptet. Vom Alkohol angeheizt, tobten und beschimpften die Frauen einander auf Italienisch. Schließlich klopfte ein Nachbar an die Wand und brachte sie zum Schweigen. Valentina hatte den beiden dann gut zugeredet, ins Bett zu gehen und darüber zu schlafen. Schließlich hatte der Abend damit geendet, dass Tante und Nichte sich tränenreich in die Arme fielen und sich gegenseitig ihrer Loyalität und Liebe versicherten. Antonella wäre gar nicht begeistert, wenn sie sie jetzt aus dem Schlaf risse. Außerdem war Antonella noch nie ein Fan von Thomas. Wenn Valentina ihr erzählte, dass er eine neue Freundin hatte, würde sie mit Sicherheit raten, ihn zu vergessen.
    Valentina weiß, dass sie das tun sollte, aber sie kann nicht.
    Ihn nach all den Monaten wiederzusehen hatte Valentina trotz der Umstände völlig aus der Fassung gebracht. Sie war unfähig gewesen, etwas zu sagen, es hatte ihr buchstäblich die Sprache verschlagen. Ungläubig hatte sie zugesehen, wie Anita auf ihren hohen Absätzen zu Thomas gestöckelt war, ihn umarmt und auf die Lippen geküsst hatte. Thomas hatte ebenso wie Valentina geschwiegen. Er hatte nicht gelächelt und sie nur mit durchdringendem Blick angesehen.
    »Thomas«, sagte Anita, »ich möchte dir meine neue Freundin Valentina vorstellen.«
    »Wir kennen uns bereits«, erklärte Thomas steif.
    »Ach wirklich?« Anita blickte überrascht von einem zum anderen.
    »Ja, ich habe sie kennengelernt, als ich in Mailand gelebt habe.« Er sah Valentina mit gerunzelter Stirn und fragendem Blick an.
    »Ach, ist das nicht unglaublich?«, bemerkte Anita und küsste Thomas auf die Wange. Ihre spontane Zuneigungsbekundung schnürte Valentina das Herz zusammen.
    »Vielleicht ist es kein so großer Zufall, wenn man überlegt, dass beide in Mailand gewohnt haben und im Kunstgeschäft tätig sind«, meinte Kirsti. Valentina bildete sich ein, eine gewisse Ironie aus ihren Worten herauszuhören, und fragte sich, warum.
    »Dann weißt du also schon alles über Valentina, Liebling?« Anita wandte sich wieder an Thomas.
    »Das würde ich ganz und gar nicht behaupten.« Thomas fühlte sich deutlich unwohl.
    Es folgte eine unangenehme Stille, als ob Kirsti und Anita insgeheim ihre Schlüsse ziehen würden.
    »Wie geht es dir, Valentina?«, fragte er leise, fast flüsternd.
    Sie hatte wie angewurzelt dagestanden und ihren ehemaligen Geliebten mit zugeschnürter Kehle angesehen. Sie sehnte sich so sehr danach, ihn zu berühren.
    »Gut.« Mehr brachte sie nicht heraus.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagte er und zeigte plötzlich sein typisches Lächeln.
    Jetzt gehen Valentina diese Worte nicht mehr aus dem Kopf. Schön, dich wiederzusehen. Meinte er das ernst? Obwohl er ganz offensichtlich nicht zu haben ist, empfindet sie genauso. Es war so schön, Thomas nach all diesen Monaten wiederzusehen und zu wissen, dass es ihm gut ging. Wenn er nur nicht mit Anita zusammen wäre. Aufgrund seiner Reaktion in der Galerie vermutet sie, dass er noch immer etwas für sie empfindet, oder hat sie sich nur eingebildet, dass er verwirrt gewesen war und die Begegnung ihn nicht kaltgelassen hatte? Doch selbst wenn er noch etwas für sie empfindet, muss sie ihn in Ruhe lassen. Er hat eine neue Freundin. Anita ist offensichtlich verrückt nach Thomas. Und es gehört zu Valentinas Prinzipien, sich nicht zwischen ein Paar zu drängen. Sie will Anita Thomas nicht wegnehmen. Das wäre falsch, und doch … Was, wenn er Valentina ebenso begehrt wie sie ihn? Was, wenn Anitas Gefühle einseitig sind? Es gibt nur einen Menschen, der ihr sagen kann, was sie tun soll, und der ist in Mailand. Sie blickt auf den Radiowecker. Es ist ein Uhr nachts, das heißt, in Mailand ist es zwei Uhr nachts. Besser, sie ruft Leonardo jetzt an als morgens, wenn er schläft. Sie schlägt die Decke zurück, steigt aus dem Bett, zieht ihren Seidenkimono über, lässt ihr Telefon in die Tasche gleiten und schleicht auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer. Sie geht nach unten in Isabellas Wohnzimmer, einen vornehmen, in Creme gehaltenen Raum, mit einem Ausblick auf den gegenüberliegenden Park. Es ist eine stürmische Nacht. Während sie Leonardos Nummer wählt, winken ihr die Äste von der anderen Straßenseite

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