Verborgene Lust
bleibt die Leitung stumm, dann meldet sich Leonardo mit anderer Stimme. Leonardo, der Herrscher. Ihre Haut kribbelt vor Erregung, und sie schließt die Augen. Sie stellt sich vor, dass er sie streng aus seinen dunklen Augen ansieht und sie mit seinem Blick fesselt.
»Was hast du an, Valentina?«
»Meinen Morgenrock.«
»Den blauen?«
»Ja.«
»Und was noch?«
»Nichts.«
»Du bist völlig nackt?«
»Ja.«
»Öffne deinen Morgenrock, und streichele mit den Händen deine Brüste, zieh an deinen Nippeln, und spüre, wie sie fest werden. Jetzt spreize die Beine.«
»Ja«, flüstert sie.
»Schließ die Augen, leg die Hand zwischen deine Beine, und streichele dich, Valentina.«
Sie schiebt eine Hand zwischen ihre Beine und spürt ihre Wärme und Erregung.
»Ich berühre dich, Valentina, merkst du das?«
»Oh, ja.«
Jetzt ist er bei ihr auf Isabellas Sofa, streichelt sie mit seinen schmalen langen Fingern und lindert ihren Schmerz darüber, dass die Liebe ihres Lebens mit einer anderen Frau zusammen ist.
»Schieb deine Finger in dich hinein, V. Das bin ich in dir. Ich vögele dich. Du spürst mich ganz tief in dir.«
In dem dunklen Wohnzimmer von Antonellas Tante, gegenüber dem rauschenden Park, spreizt Valentina die Beine noch weiter. Es ist ihr egal, ob jemand sie, ihre Erregung und ihre Ekstase sieht. Sie schiebt die Finger in sich hinein, beschleunigt den Rhythmus und steigert ihre Lust. Im einen Moment ist Leonardo neben ihr, im nächsten sieht sie Thomas’ Gesicht, wie er sie mit seinem bezaubernden Lächeln ansieht. Ja, sie glaubt, dass sie ihn noch immer liebt, aber sie versteht nicht, warum er mit Anita zusammen ist. Sie kommt zum Höhepunkt und sackt zitternd und erschöpft in sich zusammen. Anita hatte sich als Thomas’ Freundin bezeichnet. Er hatte also eine Frau gefunden, die sich nicht scheute, sich zu ihm zu bekennen. Strafte das Schicksal Valentina? Hat sie das nicht verdient, so wie sie Thomas behandelt hat? Sie versucht sich einzureden, dass Thomas zu gut für sie sei. Sie muss ihn mit seiner süßen, netten Anita in Ruhe lassen. Und dennoch brennt tief in Valentinas Bauch ein Feuer, das stärker ist als ihr Verstand. Sie will ihn zurück.
Sechs Stunden später trinken Antonella und Valentina gemeinsam Kaffee. Sie sind noch verschlafen, und Antonella kämpft mit einem Kater.
»Ich weiß nicht, wie Tante Isa es geschafft hat, heute morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen«, stöhnt sie.
»Hier«, Valentina wirft ihr eine Schachtel Schmerztabletten zu. »Nimm ein paar von denen, dann geht es dir besser.«
»Wie war es in der Galerie?«, fragt Antonella, während sie zwei Tabletten aus der Silberfolie in ihre Handfläche drückt.
Valentina will ihr keine Einzelheiten erzählen. Der Bericht über Anitas Privatvorstellung würde Antonella sicher begeistern, aber dass Thomas wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, gefiele ihr sicher weniger.
»Ganz okay. Die Ausstellung sieht gut aus. Es sind zwei Bilder von dir und Mikhail dabei.«
»Großartig, ich kann es kaum abwarten, sie zu sehen.« Antonella steht auf, schenkt sich ein Glas Wasser ein und schluckt die Tabletten hinunter. Sie setzt sich wieder an den Tisch und trinkt noch etwas Kaffee.
»Hoffentlich wirken die Tabletten bald. Ich fühle mich schrecklich.«
»Ihr wart ziemlich betrunken und habt euch angeschrien.«
Valentina schenkt sich Kaffee nach.
»So ist das, wenn meine Familie zusammenkommt. Wir sind eine rüpelhafte Bande.«
Valentina blickt zu ihrer Freundin. Antonella sieht müde und verletzlich aus. Ohne ihr Make-up wirkt sie viel jünger als achtundzwanzig. Normalerweise ist sie so fröhlich und optimistisch, aber heute sind ihre Augen traurig und ernst.
»Worum ging es bei dem Streit?«, fragt Valentina sanft.
»Meine Tante hat zu rechtfertigen versucht, dass mein Vater uns verlassen hat, als ich ein Kind war.«
Valentina runzelt verärgert die Stirn. Das verbindet sie mit Antonella. Sie sind beide von ihren Vätern verlassen worden, als sie noch klein waren. Antonella hat ihren Vater zwar ein paarmal gesehen, aber ihr Kontakt war sehr sporadisch. Nachdem er Antonellas Mutter verlassen hatte, ist er nach Argentinien gegangen.
»Was gibt es da zu rechtfertigen?«, will Valentina wissen. Sie klingt hart, sie ist wütend auf Antonellas Tante.
»Sie meint, er hätte das Richtige getan, weil bei uns zu Hause nur Streit herrschte. Meine Eltern haben sich ständig angeschrien.« Antonella fährt sich durch die
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