Verborgene Lust
Sicherheit.«
»Ich bin ganz deiner Ansicht«, stimmt Leonardo ihr zu. »Aber Raquel ist anderer Meinung.«
»Es tut mir so leid, Leo. Weißt du, ich glaube, sie war ohnehin nicht die Richtige für dich«, wagt sie sich vor.
Leonardo lächelt schwach. »Wirklich? Und wer ist die Richtige für mich?«
Valentina denkt angestrengt nach. Unter all ihren Freundinnen ist nicht eine, die sie sich mit Leonardo vorstellen kann. Abgesehen von Celia vielleicht.
»Was ist mit Celia?«
»Vielleicht. Aber wir sind echte Freunde – wie du und ich, Valentina. Außerdem ist sie momentan auf der anderen Seite der Welt.« Er trinkt noch einen Schluck Kaffee. »Im Übrigen glaube ich, dass ich eine Weile für mich sein sollte.«
Valentina ist etwas erleichtert, dass Leonardo nicht gleich auf der Jagd nach einer neuen Frau ist. Sie hat Angst, dass er vielleicht einer begegnet, die kein Verständnis für ihre Freundschaft hat. Oder eifersüchtig auf die Zeit ist, die sie miteinander verbringen.
»Nun aber genug von mir«, sagt Leonardo und blickt auf seine Armbanduhr. »In ungefähr zwanzig Minuten muss ich zum Flughafen. Ich will unsere letzte gemeinsame Zeit nicht mit Litaneien über mein trauriges Privatleben verschwenden.«
Valentina beugt sich zu ihm hinüber und küsst ihn auf die Lippen. Er schmeckt genauso süß wie ihr Croissant.
»Wofür war das?« Leonardo wirkt erfreut.
»Ich habe dich wirklich gern, Leonardo«, antwortet Valentina. »Du bist der beste Freund auf der ganzen Welt.«
»Und was ist mit deinen anderen Freunden?«
»Du kennst mich in- und auswendig. Das ist komisch. Mit den anderen bin ich viel länger befreundet als mit dir. Aber es kommt mir vor, als würde ich dich schon immer kennen.«
»Als habe das Schicksal uns zusammengeführt?« Er sieht sie warm aus seinen braunen Augen an, und sie stellt fest, dass ihre Worte ihn aufgemuntert haben.
»Ja, es ist unser Schicksal, befreundet zu sein.« Sie nimmt einen Schluck von ihrem Cappuccino. »Leonardo, ich habe über Thomas nachgedacht und wie seltsam es ist, dass wir uns völlig überraschend über den Weg gelaufen sind. Und da ist mir etwas aufgefallen.« Sie zögert, steckt sich den letzten Bissen von ihrem Croissant in den Mund und leckt sich die Fingerspitzen ab. »Zwei der Bilder, die in der Lexington Gallery ausgestellt waren, sind noch ziemlich neu. Ich kann mich nicht erinnern, sie in meiner ursprünglichen Bewerbung mitgeschickt zu haben. Dennoch wollte die Galerie für die Ausstellung Abzüge von ihnen haben. Wo hat Kirsti Shaw die Bilder gesehen?«
Leonardo rutscht auf seinem Sitz hin und her und scheint sich etwas unwohl zu fühlen.
»Ich wusste es!«, ruft sie und zeigt mit dem Finger auf ihn. »Hast du Thomas die Bilder geschickt? Und hat er sie dann Kirsti Shaw gezeigt und sie gedrängt, mich in die Ausstellung aufzunehmen?«
Leonardo schweigt, aber die Schuld lässt ihn erröten.
Valentina sieht, dass sie auf der richtigen Spur ist. »Wenn das der Fall ist, hat Thomas sogar dazu beigetragen, dass ich ihn hier in London sehe. Ich glaube, die ganze Sache mit Anita dient nur dazu, mich eifersüchtig zu machen. Genau wie du gesagt hast. Er will herausfinden, ob ich ihn wirklich liebe. Er will, dass ich reagiere.«
Leonardo legt ihr eine Hand auf den Arm. »Valentina, jetzt muss ich dich unterbrechen«, sagt er.
»Ich weiß, dass du mir etwas verschweigst, Leo«, verkündet sie triumphierend. »Du hast ihm die Bilder geschickt, stimmt’s? Er versucht mich eifersüchtig zu machen, meinst du nicht?«
Leonardo schüttelt den Kopf und sieht überaus besorgt aus. »Ich glaube nicht, dass Thomas in irgendeiner Weise vorhat, dich eifersüchtig zu machen, Valentina. Nicht, seit ich ihn gestern Abend gesehen habe. Außerdem weiß er, dass du nicht besitzergreifend bist.«
»Nun, das Komische ist, Leo, dass ich tatsächlich etwas eifersüchtig bin. Das ist mir noch nie passiert. Wenn ich einen Mann nicht haben kann, zucke ich normalerweise mit den Schultern und ziehe weiter. Ich kann es aber nicht ertragen, Thomas an Anita zu verlieren. Ich verstehe das nicht.«
»Du bist verliebt, Schätzchen. Und zwar richtig.« Leonardo tätschelt ihre Hand und sieht erneut traurig aus.
»Aber ich glaube, es ist kein Zufall, dass Anita und ich an derselben Ausstellung teilnehmen. Das kann einfach nicht sein.«
»In der Hinsicht hast du recht«, stimmt Leonardo ihr zu und blickt ihr in die Augen, »aber ich fürchte, ich habe Kirsti deine letzte
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