Verborgene Lust
Arbeit geschickt. Thomas hatte keine Ahnung, dass du an derselben Ausstellung wie Anita teilnimmst.«
» Du hast die Bilder direkt an die Galerie geschickt?«, fragt Valentina, schockiert, dass er so etwas hinter ihrem Rücken tut.
»Thomas hat mir von der Ausstellung erzählt. Ich fand, es wäre eine großartige Chance für dich. Ich wusste, dass du dich bereits bei der Galerie beworben hattest. Also habe ich Kirsti Shaw an dich erinnert und ihr eine neue Arbeit von dir gezeigt.«
»Ich kann nicht glauben, dass du dir meinetwegen solche Umstände machst.«
»Ich hatte auch noch ein anderes Motiv. Du und Thomas habt mich verrückt gemacht. Er hat mir gemailt und gefragt, wie es dir geht. Und du hast mich gefragt, wie es ihm geht. Aber immer wenn ich einem von euch vorgeschlagen habe, die festgefahrene Situation zu ändern, wart ihr beide zu stur oder zu verletzt oder zu stolz, etwas zu unternehmen. Ich fand das schrecklich schade.« Er zögert und durchbohrt sie mit seinem Blick. »Ihr solltet zusammen sein. Deshalb habe ich gedacht, wenn du an der Ausstellung teilnimmst, wäre das eine Gelegenheit, ihm auf natürliche Weise zu begegnen.«
»Aber Anita?«
»Ich hatte keine Ahnung von Anita. Ich war total überrascht, als du herausgefunden hast, dass er eine Freundin hat«, sagt Leonardo kopfschüttelnd. Offenbar tut es ihm wirklich leid.
Ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit steht Valentina auf, beugt sich vor und umarmt Leonardo fest. Als sie ihn wieder loslässt, sieht er völlig verwirrt aus.
»Wofür war das?«
»Dafür, dass du dich so um mein Glück sorgst.« Sie ist wirklich gerührt, dass Leonardo an Thomas und sie glaubt.
»Valentina«, rät ihr Freund, »gib nicht auf. Die Tatsache, dass Thomas und Anita nicht miteinander schlafen, spricht Bände. Ich glaube noch immer, dass ihr zwei wieder zusammenkommen könnt.«
»Aber dazu muss ich sie auseinanderbringen.« Valentina ringt mit sich. »Ich mag Anita wirklich gern. Ich weiß nicht, ob ich ihr so etwa Gemeines antun kann.«
Leonardo lächelt milde. »Du tust immer so cool, aber im Grunde hast du ein weiches Herz, stimmt’s, V.?«
Sie setzt sich wieder auf ihren Stuhl und ist ein wenig befangen. »Ich weiß nicht. Meine Mutter meint immer, ich sei hartherzig.«
»Was weiß deine Mutter schon?« Leonardo nimmt ihre Hand und drückt sie – ein angenehmes Gefühl. »Natürlich«, sagt er leiser, damit er ihre ganze Aufmerksamkeit hat, »gibt es andere Wege, das Problem zu lösen.«
»Was meinst du?«
»Nun, du hast gesagt, Thomas will, dass du ihm deine Liebe beweist.«
»Ja, aber wie soll ich das machen?«
»Ob eine Frau ihn liebt, spürt ein Mann beim Sex. Also erfüll ihm seine ultimative Sexfantasie. So kannst du ihm deine Liebe zeigen.«
»Ja, aber ich habe dir doch gesagt, ich will nicht, dass Thomas Anita betrügt oder mit ihr Schluss macht.«
»Das schlage ich dir auch nicht vor. Denn was meinst du, wovon die meisten Männer träumen?«
Darüber muss Valentina nicht erst nachdenken. »Mit zwei Frauen gleichzeitig zu schlafen.«
»Genau«, bestätigt Leonardo, dessen Laune offenbar steigt, denn er lächelt sie frech an.
»Meinst du, ich soll Thomas zurückgewinnen, indem ich mich auf einen Dreier mit ihm und Anita einlasse?« Valentina ist entsetzt. Das kann nicht sein Ernst sein. »Abgesehen von dem Gefühlschaos, das ich hinterlasse, ist das nicht auch unmoralisch?«
»Natürlich nicht. Hör zu, ich habe mich lange mit dem Thema auseinandergesetzt. Nicht nur mit Dreiern, sondern auch mit Orgien.« Leonardo sieht sie ernst an. »Ich meine, ich bin schließlich katholisch erzogen. Und eine Menge Leute, die in meinen Club kommen, werden von einer komplizierten Beziehung zwischen Sex und Religion getrieben. Sie sehnen sich danach, Sünder zu sein, damit sie sich anschließend reinigen können.«
Valentina erschaudert. »So habe ich das nie empfunden, Leonardo«, sagt sie. »Ich habe nie das Gefühl gehabt, etwas Schlechtes zu tun, solange niemand betrogen oder verletzt wird.«
»Der Unterschied zwischen dem Sexualleben von Menschen und Tieren ist die erotische Lust.« Langsam ist Leonardo wieder er selbst: Sexführer und Guru. Während er über sein Lieblingsthema spricht, scheint sein Schmerz wegen Raquel etwas zu verblassen. »Wir haben keinen jahreszeitenbedingten Sex. Wir haben keinen Sex, nur um uns fortzupflanzen. Wir haben auch Sex, um Sinnenfreuden zu erleben. Stimmt doch, oder?«
Valentina nickt. Sie liebt es, wenn
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