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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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meldete Ranjit sich zu Wort. »Wenn Sie nicht erklären können, was geschehen ist, dann kann es niemand. Da muss irgendetwas sein, irgendetwas, das Sie vergessen haben, etwas aus der Vergangenheit.«
    »Ihr Vertrauen in mich rührt mich, Ranjit.« Sir Alric klang ungewöhnlich verbittert. »Aber nein. Ich habe niemals von etwas Derartigem gehört. Ich würde mich daran erinnern, glauben Sie mir.«
    Ranjit drückte beruhigend Cassies Schultern. »Sind Sie sich sicher, dass das Verbindungsritual noch nie zuvor unterbrochen wurde?«
    Sir Alric schaute wieder auf die Stadt hinaus. »Nein. Nein, Ranjit, das ist noch nie passiert. Und Sie haben recht, es ist der einzige Punkt, in dem Cassie sich von uns anderen unterscheidet: ihr unterbrochenes Ritual.«
    »Ein Teil des Geistes ist draußen geblieben«, sagte Cassie leise. »Ein Teil von Estelle. Sie redet davon, dass sie sich in einer Leere befindet.«
    Sir Alric fuhr ruckartig herum. »Sie spricht mit Ihnen? Sie hören ihre Stimme?«
    »Ja.« Cassies Schultern sackten herunter.
    »Das sollte nicht passieren«, murmelte er und rieb sich die Stirn. »Das sollte nicht passieren.«
    »Sie will hereingelassen werden. Genau wie Sie es mir am Ende des letzten Trimesters gesagt haben. Sie sagten, sie würde keine Ruhe geben, bis sie sich zur Gänze mit mir vereint habe.«
    Sir Alric schwieg, nickte jedoch langsam. Zwischen seinen Brauen stand eine steile Falte.
    »Was geschieht mit mir?« Cassies Stimme nahm einen verzweifelten Klang an.
    Sir Alric sah ihr in die Augen. »Ich weiß es nicht.«
    Cassie befreite sich sachte aus Ranjits Griff und stand auf. »Sie machen mir nicht gerade Mut.«
    »Es tut mir leid. Es gibt einige Leute, die ich fragen kann, und einige alte Texte, die ich konsultieren kann, aber für den Augenblick, Cassandra, kann ich Ihnen keine klaren Antworten geben.«
    »Oh, wunderbar.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ein Teil des Geistes, den Sie als Estelle betrachten, konnte nicht in Sie eindringen. Sie ist gespalten, dabei ist Ihre Macht ebenfalls gespalten.« Er schüttelte mutlos den Kopf. »Das ist die einzige Erklärung, die ich habe, Cassandra. Wenn wir uns mit unseren Geistern vereinen, gelangt die Macht, mit der sie uns ausstatten, in uns hinein, wird ein Teil von uns. Aber Ihr Geist hat sich nicht vollkommen mit Ihrem Körper vereint, daher können Sie vielleicht ein wenig von Ihrer Macht nach außen projizieren. Ich bin mir nicht sicher.«
    Cassie lehnte sich mit einer Schulter gegen die Glasscheibe und schaute ebenfalls auf das funkelnde Gitternetz der Straßen hinaus. Dann richtete sie sich auf und ihre Miene hellte sich plötzlich auf.
    »Dann ... Moment mal. Wenn ein Teil der Macht außerhalb von mir ist, kann ich vielleicht alles hinausbekommen?« Sie drehte sich aufgeregt zu Sir Alric um. »Ich kann Estelle loswerden!«
    Tief in ihrem Innern glaubte sie, ein ängstliches Wimmern zu hören, einen heulenden Protest, aber sie ignorierte es.
    Jetzt stand Ranjit auf. »Ist es das, was du willst, Cassie?«, fragte er durch zusammengepresste Zähne. »Wirklich?«
    »Natürlich! Würdest du es nicht wollen?«
    Er antwortete nicht, sah sie lediglich an. Einen Moment lang sagten sie beide nichts.
    »Cassandra«, brach Sir Alric schließlich das Schweigen. »Sie müssen extrem vorsichtig sein. Wir wissen nicht, wozu Sie fähig sind. Was immer diese Macht ist, sie scheint sehr gefährlich zu sein. Und was noch wichtiger ist: Ihr Geist wird Sie um keinen Preis verlassen wollen. Ohne Ihren Körper wird er für immer in der Leere verloren sein. Glauben Sie mir, er wird unbedingt an Ihnen festhalten wollen. Wer weiß, wozu Estelle in der Lage ist, wenn sie sich bedroht fühlt. Bis wir mehr über Ihre Macht in Erfahrung gebracht haben, dürfen Sie sie auf keinen Fall provozieren.«
    »Und wie genau vermeide ich es, sie zu provozieren?« Cassie funkelte beide an. »Sie hat ihren eigenen Kopf, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Fangen Sie damit an, Ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen«, blaffte Sir Alric sie an. »Es war Ihr Zorn, der heute Abend die Macht des Geistes entflammt hat. Lassen Sie das nicht noch einmal zu.«
    »Oh, klar, keine Sorge«, knurrte sie sarkastisch. »Ein Kinderspiel.«
    Ranjit seufzte entnervt. »Cassie, er versucht nur zu helfen.«
    Sie wirbelte herum. »Behandle mich nicht so von oben herab! >Meine Gefühle kontrollieren