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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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einfach... Oje, wie sollen wir es ausdrücken?«
    »Ein Verbrechen«, murmelte Sara.
    »Das ist sehr nett, liebe Sara, aber ein Verbrechen kann Spaß machen und kultiviert sein.« Katerina lächelte schmallippig, während die drei anderen Mädchen kicherten. »Es muss ein anderes Wort geben.«
    »Eine Schande«, schlug die Brünette neben Sara vor.
    Cassie nahm einen Schluck von ihrem Champagner. Die eisige Kühle traf auf ihre Zunge und ihre Kehle und stieg ihr direkt zu Kopf. Sie fühlte sich aber nicht betrunken. Nur kalt und grimmig. Es tat gut. Ranjits Arm lag um ihre Taille, sowohl beschützend als auch warnend. Doch sie brauchte seine Unterstützung nicht. In einem Zug leerte sie ihr Glas.
    »Mein Gott, das ist nicht das Stadtzentrum von Sheffield.« Saras englischer Akzent war wie geschliffenes Kristall. »Wir sind nicht hier, um Alkohol in uns hineinzukippen und uns zu übergeben, Miss Bell.«
    Katerina tippte sich noch immer sachte mit dem Finger aufs Kinn. Cassie betrachtete fasziniert die Narbe in ihrem Gesicht. Sie hatte sie ihr zugefügt, damals in dem dunklen, Tunnel, als sie vor dem perversen Ritual unter dem Arc de Triomphe geflohen war. Zum ersten Mal war sie richtig froh darüber. Ja, das war ein guter Augenblick gewesen. Tatsächlich hätte sie es gern wieder getan. Auf der Stelle.
    Aber Katerina hatte erneut das Wort ergriffen und lenkte sie ab.
    »Hmm, ich bin immer noch auf der Suche nach einem angemessenen Ausdruck. Schande beschreibt nicht einmal annähernd, was im letzten Trimester geschehen ist. Sir Alric ist in der Wertschätzung vieler Leute gesunken. Ein solcher Einbruch des Niveaus.«
    »Verschwinde, Katerina.« Ranjit stand absolut reglos da, aber seine Stimme klang belegt und drohend.
    »Ah! Ich hab’s«, rief Sara und ignorierte ihn. »Mal sehen: Ein nobler Geist in einem unwürdigen Körper. Ein ungleiches Paar. Ein Freak. Es hätte niemals passieren dürfen, Katerina Darling, genau wie dein Schulverweis. Es ist eine ... Abnormität.«
    Alle vier Mädchen gaben mit einem Seufzer ihre Zufriedenheit zu erkennen.
    »Ja«, meinte Katerina feixend. »Das trifft es genau. Eine Abnormität.«
    WIE HAT SIE UNS GENANNT?
    Der Stil von Cassies Champagnerflöte zerbrach in ihrer Hand. Sie hörte ein seltsames Knurren, aber es schien aus weiter Ferne zu kommen — oder vielleicht tief aus ihrem Inneren. Ihre Augen brannten heiß, so unglaublich heiß, und alles war rot angelaufen, als betrachte sie die Welt durch einen scharlachfarbenen Filter. Sie bemerkte, dass Ranjit sie erschrocken anstarrte.
    Aus der Brust der Mädchen leuchteten ihr deren Geister entgegen. Sie waren alle stark, besonders Katerina, aber Cassie stellte fest, dass es sie nicht kümmerte. Ihre eigene Aura der Macht umhüllte sie, unsichtbar, aber unwiderstehlich — und Cassie wusste plötzlich, dass sie mit dieser Macht tun konnte, was immer sie wollte. Sie musste nur die Kraft ihrer Gedanken einsetzen. Vollkommen reglos stand sie da, bewegte keinen Muskel.
    Und sie hob Sara hoch in die Luft.
    Das Mädchen holte Luft und schrie. Sie trat um sich und ruderte in hoffnungslosem Widerstand mit den Armen. Auf ihrem Gesicht stand abgrundtiefes Grauen.
    Cassie genoss es. Es war wie bei der Nahrungsaufnahme: ein Kitzel, der sie durchlief. Beinahe konnte sie Saras Furcht in der Luft schmecken. Sie schmeckte gut. So gut.
    Sie lächelte mit kalter Faszination, während die Gäste um sie herum zurückwichen. Bis auf ein gelegentliches Aufkeuchen oder einen erschrockenen Schrei waren alle zum Schweigen gebracht. Selbst Katerina und ihre Gefährtinnen waren entsetzt zurückgetreten.
    »Cassie!«, rief Ranjit. Seine Stimme drang kaum durch das Blut, das in ihren Ohren rauschte, und durch Estelles fiebrige Schreie zu ihr hindurch.
    »Töte sie! TÖTE SIE!«
    Ja. Sie war des jämmerlichen Mädchens müde, das wie eine Art Kammerzofe hinter Katerina herzottelte.
    Sie hat uns eine Abnormität genannt!
    Töte sie!
    Ja! Töte sie!
    »Cassie, nicht!«
    Die Leute in der Lounge stolperten übereinander, drängten verzweifelt aus dem abgeschirmten VIP-Bereich. Cassie ignorierte sie und beobachtete lachend, wie Sara mit den Armen ruderte. Das Gesicht des Mädchens! Lächerlich! Sie lachte abermals, und immer noch, ohne einen Finger zu rühren, schleuderte sie die schreiende Oberstufenschülerin quer durch den Raum.
    Das Mädchen schoss rückwärts und krachte heftig gegen die Wand. Katerina brüllte vor Zorn und die anderen Mädchen schrien - aber

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