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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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deutete mit dem Kopf auf die beiden Männer. »Isabella, wir müssen sofort zu Jake.«
    »Lass uns die Treppe nehmen.« Isabella war bereits losgerannt. Immer zwei Stufen gleichzeitig, sprangen sie hinauf und standen binnen Sekunden keuchend vor Jakes Zimmer.
    »Jake!« Isabella hämmerte so heftig gegen die Tür, dass Cassie dachte, sie würde unter ihren Schlägen nachgeben. »Jake, bist du da? Bitte, Jake, mach auf.«
    Als die Tür tatsächlich geöffnet wurde, konnten sie es fast nicht glauben. Mit gewittriger Miene stand Jake vor ihnen.
    »Vergiss es, Isabella, ich kann jetzt nicht reden.«
    »Jake, hör zu ...«, begann Cassie.
    »Du auch? Nein, danke.« Jake machte einen Schritt an ihnen vorbei.
    »Das FBI«, platzte sie heraus. »Sie wissen, dass du dir ihre Akten angesehen hast.«
    »Das weiß ich bereits«, blaffte Jake. »Sie haben mich heute Nachmittag bis zum Haus meiner Eltern verfolgt. Deshalb bin ich hierher zurückgekommen.«
    »Tja, ich denke, jetzt sind sie hier.«
    Jake erstarrte. »Was?«
    »Bitte«, fuhr Cassie fort. »Ich glaube nicht, dass uns viel Zeit bleibt...«
    Bevor sie ihren Satz beenden konnte, öffneten sich die Aufzugtüren, und Schritte hallten durch den Flur.
    »Da kommt jemand«, zischte Isabella. »Jake!«
    »Verschwindet von hier, alle beide. Ich kümmere mich darum.«
    Die Schritte kamen näher und bogen um die Ecke. Cassie packte Isabellas Arm.
    »Er hat recht. Isabella, komm!«, sagte sie und zerrte ihre Freundin in die entgegengesetzte Richtung.
    »Jake ...« Isabella beugte sich flüchtig vor, um Jakes Hand berühren. Dann zog Cassie sie weg, zurück in das Nottreppenhaus. Von dort aus hörten sie, wie die Schritte Jakes Tür erreichten.
    »Jacob Johnson?«, erklang eine tiefe, strenge Stimme. »Federal Bureau of Investigation. Sie sind verhaftet.«
    Cassie wusste, dass nichts Isabella aus ihrer trostlosen Stimmung herausreißen konnte. Aber seit den Ereignissen am Nachmittag hatte sie sich geweigert, auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen, und sie wollte ihr Zimmer partout nicht mehr verlassen. Was sie brauchte, war etwas zu essen; Cassie wusste, wie schrecklich die Dinge durch einen Schleier des Hungers aussahen...
    Die Bagels in der Papiertüte waren noch warm und rochen köstlich. Gerade wollte sie mit ihrer behandschuhten Hand die Glastüren zur Akademie aufstoßen, als sie eine vertraute Gestalt an einer Limousine an der Ecke des Häuserblocks lehnen sah.
    Richard — seine Silhouette würde sie überall erkennen.
    Er hatte Cassie im gleichen Moment entdeckt und richtete sich auf. Im Licht der Straßenlaterne war es unmöglich, seine Miene zu deuten, aber der Wagen fuhr sofort los und schien mit bösartiger Befriedigung zu schnurren, als er an ihr vorbeikam.
    Cassie erstarrte. Die Scheiben waren getönt, aber ein Fenster war heruntergekurbelt — das, über das Richard sich gebeugt hatte -, und die Person im Wagen hatte es nicht eilig, es wieder hochzukurbeln. Cassie riss die Augen auf. Ein Gesicht lächelte sie mit absolut beängstigender Kälte an: ein bleiches, hübsches Gesicht. Eine Hand strich träge das silbrig blonde Haar hinters Ohr, sodass die vertraute, brutale Narbe sichtbar wurde. Dann schloss sich das schwarze Fenster lautlos und der Wagen verschwand in die Nacht der East Side.
    »Cassie!«, rief Richard panisch.
    Cassie ließ die Tüte mit den Bagels fallen und stürzte auf ihn zu. Roter Nebel trübte ihre Sicht.
    »Cassie, hör mal, es ist nicht so, wie du denkst...«
    »Gerade als ich dachte, meine Abscheu vor dir könnte nicht mehr größer werden, Richard«, knurrte sie, »bringst du es fertig, in meiner Achtung noch tiefer zu sinken.«
    Cassie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, während sich das vertraute, schimmernde Gefühl vor ihr ausbreitete, genau wie in der Carnegie Hall.
    Ja, Cassandra, es ist zu lange her, seit du uns erlaubt hast zu spielen...
    »Cassie?« Richard klang jetzt unsicher, aber seine Haltung war wachsam, als sei er darauf gefasst, sich verteidigen zu müssen.
    Sie wusste, dass sie etwas tun würde, was sie beide bedauern würden, wenn sie Richard auch nur eine Sekunde länger ansah. Mit ungeheurer Anstrengung wandte sie sich von ihm ab und das Schimmern verebbte. »Du bist es nicht wert.«
    Sie sagte es ziemlich leise, mehr zu sich selbst. Aber sie hatte das Gefühl, dass er sie trotzdem gehört hatte.

KAPITEL 19
    Ranjit war zu spät.
    Zum zwanzigsten Mal schaute Cassie auf ihre Armbanduhr. Isabella hatte sich

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