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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gerichtet. »Ist ja ein klasse Kampf«, sagte
er. »Ich schätze, Mailer gewinnt.« Mac Campbell hatte eine Idee.
»Nein, ich tippe auf Maxwell, der wird haushoch gewinnen. Hast du Lust zu wetten?« Der stämmige
Mann suchte in seiner Tasche nach Zigaretten und beäugte den Polizisten.
»Wie viel?«, fragte er.
»Einen Fünfer?«, sagte Campbell.
»Abgemacht. Tom, mach mir doch mal bitte ein Pint. Möchtest du auch noch was, Mac?«
»Noch mal das Gleiche, danke.«
Eine Zeit lang saßen sie schweigend da, tranken Bier und sahen dem Kampf zu. Hinter ihnen waren
ab und zu gedämpfte Jubelschreie zu hören, wenn einer der Kämpfer einen Treffer landete oder
einem Schlag auswich.
»Sieht gut aus für deinen Mann, wenn der Kampf über alle Runden geht«, sagte Campbell und
bestellte noch mehr Bier.
»Ja, aber lass uns erst mal abwarten. Wie läuft's übrigens bei der Arbeit?«
»Prima, und bei dir?«
»Zurzeit ist es 'ne verdammte Schinderei, wenn du's unbedingt wissen willst.« Während er redete,
fiel etwas Asche auf seine Krawatte. Er nahm die Zigarette die ganze Zeit nicht aus dem Mund,
obwohl sie manchmal gefährlich wackelte. »Eine absolute Schinderei.«
»Bist du immer noch hinter dieser Drogengeschichte her?«
»Nicht so richtig. Man hat mir die Entführungssache aufs Auge gedrückt.«
»Ach ja? Da sitzt Rebus jetzt auch dran. Pass auf, dass du dem nicht auf die Nerven gehst.«
»Zeitungsleute gehen allen auf die Nerven, Mac. Das gehört einfach dazu.«
Obwohl Mac Campbell Jim Stevens gegenüber immer ein wenig misstrauisch war, war er dennoch
dankbar für diese Freundschaft, so angespannt und schwierig sie auch manchmal war, denn dadurch
hatte er schon eine ganze Reihe Informationen bekommen, die ihm beruflich weitergeholfen hatten.
Die pikantesten Happen behielt Stevens natürlich für sich. Daraus bestanden schließlich
»Exklusivberichte«. Aber er war immer bereit, mit sich handeln zu lassen, und Campbell hatte den
Eindruck, dass häufig gerade die harmlosesten Informationen, vermischt mit ein bisschen Klatsch,
Stevens' Bedürfnissen durchaus entsprachen. Er war wie eine Elster. Er sammelte wahllos, was ihm
in die Quere kam, und bewahrte viel mehr auf, als er je brauchen würde. Aber bei Reportern konnte
man nie wissen. Campbell war jedenfalls froh, Stevens zum Freund und nicht zum Feind zu
haben.
»Und was passiert jetzt mit deinem Drogendossier?«
Jim Stevens zuckte mit seinen zerknitterten Schultern.
»Im Augenblick steht da eh nichts drin, was euch Jungs viel nutzen könnte. Ich werde die Sache
allerdings nicht völlig fallen lassen, falls du das meinst. Das ist ein zu großes Schlangennest,
diese Typen darf man nicht ungeschoren davonkommen lassen. Ich werde die Augen weiter offen
halten.«
Eine Glocke läutete die letzte Kampfrunde ein. Zwei schwitzende, völlig erschöpfte Körper
stürzten sich aufeinander und wurden zu einem einzigen Knoten aus Armen und Beinen.
»Sieht immer noch gut aus für Mailer«, sagte Campbell, den allmählich ein ungutes Gefühl
beschlich. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. So etwas würde Rebus ihm doch nicht antun.
Plötzlich wurde Maxwell, der langsamere und schwerere der beiden Kämpfer, von einem kräftigen
Schlag ins Gesicht getroffen und taumelte zurück. In der Bar brach ein riesiges Getöse aus, man
roch Blut und Sieg. Campbell starrte in sein Glas. Maxwell wurde stehend ausgezählt. Es war
vorbei. Eine Sensation in den letzten Sekunden des Kampfes, nach Meinung des Kommentators.
Stevens streckte seine Hand aus.
Ich bringe diesen verdammten Rebus um, dachte Campbell. Ich werde ihn einfach umbringen.
Später, über etlichen Bieren, die von Campbells Geld bezahlt wurden, erkundigte sich Jim Stevens
nach Rebus.
»Sieht also so aus, als würde ich ihn endlich kennen lernen?«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Er versteht sich nicht gerade gut mit Anderson, kann
also sein, dass er die Scheißarbeit aufs Auge gedrückt bekommt und den ganzen Tag am Schreibtisch
sitzt. Allerdings kommt John Rebus eigentlich mit niemandem so richtig gut aus.«
»Ach?«
»Na ja, ich nehme an, so schlimm ist er gar nicht, aber er macht es einem nicht leicht, ihn zu
mögen.« Um dem fragenden Blick seines Freundes auszuweichen, begann Campbell die Krawatte des
Reporters zu studieren. Die jüngste Schicht Zigarettenasche hatte sich wie ein Schleier über
diverse, bereits recht alte Flecken gelegt. Einiges sah aus wie Ei, dazu Fett und Alkoholflecken.

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