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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eigentlich waren.
»Ah, ihr seid beide eurer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten«, bemerkten Onkel und Tanten
gelegentlich in ihren trübseligen kalten Zimmern. Das war aber auch schon alles. John Rebus
wusste, dass das Braun seiner Haare eine Spur heller war als das von Michael und das Grün seiner
Augen eine Spur dunkler. Er wusste außerdem, dass die Unterschiede zwischen ihnen so groß waren,
dass die Ähnlichkeiten dagegen völlig bedeutungslos schienen. Sie waren Brüder ohne Sinn für
Brüderlichkeit. Brüderlichkeit gehörte der Vergangenheit an.
Er winkte einmal vom Auto aus und war fort. In etwa einer Stunde würde er wieder in Edinburgh
sein und eine halbe Stunde später dann im Dienst. Er wusste, warum er sich in Michaels Haus
niemals wohl fühlen würde. Es lag an Chrissies Hass auf ihn, an ihrem unerschütterlichen Glauben,
dass er allein für das Scheitern seiner Ehe verantwortlich sei. Vielleicht hatte sie ja sogar
Recht. In Gedanken versuchte er, die Aufgaben abzuhaken, die in den nächsten sieben oder acht
Stunden mit Sicherheit auf ihn zukommen würden. Er musste den Papierkram zu einem Fall von
Einbruch mit schwerer Körperverletzung erledigen. Das war eine ziemlich üble Sache gewesen. Die
Kriminalpolizei war ja schon unterbesetzt, und durch diese Entführungen würde alles noch enger
werden. Diese beiden Mädchen, Mädchen im Alter seiner Tochter. Am besten gar nicht darüber
nachdenken. Inzwischen würden sie tot sein oder wünschen, sie wären tot. Gott sei ihnen gnädig.
Und das ausgerechnet in Edinburgh, in seiner geliebten Stadt.
Ein Wahnsinniger lief frei herum.
Die Menschen blieben in ihren Häusern.
Und ein Schrei tauchte in seiner Erinnerung auf.
Rebus zuckte die Achseln und spürte leichte Verschleißerscheinungen in einer seiner Schultern.
Jedenfalls war es nicht sein Fall. Noch nicht.
Im Wohnzimmer schenkte Michael Rebus sich einen weiteren Whisky ein. Er drehte die Stereoanlage
voll auf, dann griff er unter seinen Sessel und zog nach einigem Tasten einen Aschenbecher
hervor, der dort versteckt gewesen war.
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Teil 1
»Überall sind Anhaltspunkte«
I
    Auf den Stufen zur Polizeistation Great London Road in Edinburgh zündete sich John Rebus seine
letzte für diesen Tag erlaubte Zigarette an, bevor er die imposante Tür aufstieß und
hineinging.
Das Gebäude war alt, der Fußboden marmoriert und dunkel. Es hatte etwas von der verblassenden
Grandezza einer toten Aristokratie an sich. Es hatte Charakter.
Rebus winkte dem Dienst habenden Sergeant zu, der gerade alte Fotos vom Anschlagbrett riss und
durch neue ersetzte. Er stieg die große geschwungene Treppe zu seinem Büro hinauf. Campbell
wollte gerade gehen.
»Hallo, John.«
McGregor Campbell, wie Rebus Detective Sergeant, war dabei, Hut und Mantel anzuziehen.
»Was gibt's Neues, Mac? Wird's eine hektische Nacht werden?« Rebus begann, die Nachrichten auf
seinem Schreibtisch durchzusehen.
»Ich hab keine Ahnung, John, aber heute war hier die Hölle los, das kann ich dir sagen. Da ist
ein Brief für dich vom Chef persönlich.«
»Ach ja?« Rebus schien mit einem anderen Brief beschäftigt zu sein, den er gerade geöffnet
hatte.
»Ja, John. Mach dich auf was gefasst. Ich glaube, du sollst für diesen Entführungsfall abgestellt
werden. Viel Glück. Ich geh jetzt ins Pub, den Boxkampf in der BBC ansehen. Müsste noch
rechtzeitig dort sein.« Campbell sah auf seine Uhr. »Ja, ist noch reichlich Zeit. Ist was nicht
in Ordnung, John?«
Rebus fuchtelte mit dem leeren Umschlag vor ihm in der Luft herum. »Wer hat den hergebracht,
Mac?«
»Keinen Schimmer, John. Was ist damit?«
»Schon wieder so ein Spinnerbrief.«
»Ach ja?« Campbell schielte Rebus über die Schulter und betrachtete die mit Schreibmaschine
getippte Notiz.
»Sieht nach demselben Kerl aus, findest du nicht?«
»Sehr scharfsinnig beobachtet, Mac, wenn man bedenkt, dass es haargenau dieselbe Nachricht
ist.«
»Und was ist mit der Schnur?«
»Die ist auch dabei.« Rebus nahm ein kurzes Stück Schnur von seinem Schreibtisch. In der Mitte
war ein einfacher Knoten.
»Verdammt merkwürdige Angelegenheit.« Campbell ging zur Tür. »Dann bis morgen, John.«
»Ja, ja, bis dann, Mac.« Rebus wartete, bis er hinausgegangen war. »Ach, Mac!« Campbell erschien
wieder in der Tür.
»Ja?«
»Maxwell hat gewonnen«, sagte Rebus lächelnd.
»Was bist du doch für ein Fiesling, Rebus.« Mit zusammengebissenen Zähnen stolzierte Campbell aus
der

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