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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Die schmuddeligsten Reporter waren stets die gewieftesten, und Stevens war gewieft, so gewieft,
wie man nach zehn Jahren bei einer lokalen Zeitung nur sein konnte. Es hieß, er hätte schon
Stellen bei Londoner Zeitungen abgelehnt, bloß weil er gerne in Edinburgh lebte. Und am meisten
liebte er an seinem Job, dass dieser ihm die Gelegenheit gab, die finsteren Abgründe dieser Stadt
aufzudecken - Verbrechen, Korruption, Gangs und Drogen. Er war ein besserer Detektiv als jeder
andere, den Campbell kannte, und das war vielleicht auch der Grund, weshalb die hohen Tiere bei
der Polizei ihn nicht mochten und ihm misstrauten. Und das war wohl Beweis genug dafür, dass er
seine Arbeit gut machte. Campbell beobachtete, wie etwas Bier aus Stevens' Glas auf dessen Hose
tropfte.
»Dieser Rebus«, sagte Stevens und wischte sich den Mund ab, »das ist doch der Bruder von dem
Hypnotiseur, oder etwa nicht?«
»Muss er wohl. Ich hab ihn zwar nie danach gefragt, aber es kann nicht allzu viele Leute mit so
einem Namen geben, oder?«
»Das hab ich mir auch gedacht.« Er nickte vor sich hin, als würde er etwas äußerst Wichtiges
bestätigen.
»Na und?«
»Ach, nichts. Fiel mir nur so auf. Und er ist nicht sehr beliebt, hast du gesagt?«
»So hab ich das nicht gemeint. Im Grunde tut er mir sogar Leid. Der arme Kerl hat genug Mist am
Hals. Und jetzt kriegt er auch noch Briefe von irgend so einem Spinner.«
»Briefe von einem Spinner?« Stevens zündete sich eine weitere Zigarette an und war für einen
Augenblick in Rauch eingehüllt. Zwischen den beiden Männern hing der übliche blaue
Pubdunst.
»Ich hätte dir das eigentlich gar nicht erzählen dürfen. Das war streng vertraulich.«
Stevens nickte.
»Selbstverständlich. Es interessiert mich halt nur. Solche Sachen kommen also tatsächlich
vor?«
»Nicht oft. Und schon gar nicht so merkwürdige wie die, die er kriegt. Ich meine, da stehen keine
Beschimpfungen drin oder so. Sie sind einfach... merkwürdig.«
»Erzähl mal. Was ist das denn?«
»Nun ja, in jedem ist ein Stück Schnur mit einem Knoten in der Mitte und dann so eine Nachricht,
dass überall Anhaltspunkte wären.«
»Verdammt. Das ist in der Tat seltsam. Die sind schon eine seltsame Familie. Der eine ist
Hypnotiseur und der andere kriegt anonyme Briefe. Er war doch bei der Armee, oder?«
»John, ja. Woher weißt du das?«
»Ich weiß alles, Mac. Das ist mein Job.«
»Was auch noch komisch ist, er will nicht darüber reden.«
Der Reporter wirkte erneut interessiert. Und wenn ihn etwas interessierte, dann fingen seine
Schultern leicht an zu beben. Er starrte auf den Fernseher.
»Er will nicht über die Armee reden?«
»Kein Wort. Ich hab ihn schon mehrmals danach gefragt.«
»Wie ich schon sagte, Mac, das ist eine seltsame Familie. Trink aus, ich hab noch reichlich von
deinem Geld übrig.«
»Du bist ein Schweinehund, Jim.«
»Durch und durch«, sagte der Reporter und lächelte zum zweiten Mal an diesem Abend.
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III
    »Meine Herren, und natürlich auch meine Damen, danke, dass Sie sich so rasch hier eingefunden
haben. Das hier wird für die Zeit der Ermittlungen das Operationszentrum sein. Wie Ihnen allen
bekannt ist...«
Detective Chief Superintendent Wallace verstummte mitten im Satz, als die Tür zum
Ermittlungszimmer abrupt aufging und John Rebus, dem sich sofort alle Blicke zuwandten,
hereinkam. Er schaute sich verlegen um und schenkte seinem Vorgesetzten hoffnungsvoll, aber
vergeblich, ein entschuldigendes Lächeln. Dann setzte er sich auf einen Stuhl in der Nähe der
Tür.
»Was ich gerade sagen wollte«, fuhr der Superintendent fort.
Rebus rieb sich die Stirn und betrachtete die anwesenden Beamten. Er wusste, was der alte Knabe
sagen würde, und was er im Augenblick am wenigsten brauchen konnte, waren altväterliche
aufmunternde Worte. Der Raum war voller Leute. Viele von ihnen wirkten müde, als ob sie schon
eine ganze Zeit an dem Fall arbeiteten. Die frischeren und aufmerksameren Gesichter gehörten den
neuen Jungs, die zum Teil aus Polizeistationen außerhalb der Stadt geholt worden waren. Zwei oder
drei von ihnen hielten Notizbuch und Stift bereit, fast so, als wären sie wieder in der Schule.
In der ersten Reihe saßen zwei Frauen mit übereinander geschlagenen Beinen und schauten zu
Wallace auf, der jetzt so richtig in Fahrt war und vor der Tafel auf und ab stolzierte wie ein
shakespearescher Held in einer schlechten Schulaufführung.
»Zwei Todesfälle also. Ja. Todesfälle,

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