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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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muss ich leider sagen.« Ein erwartungsvoller Schauder lief
durch den Raum. »Die Leiche von Sandra Adams, elf Jahre, wurde heute Abend um sechs Uhr auf einem
unbebauten Grundstück in der Nähe des Bahnhofs Haymarket gefunden und die von Mary Andrews um
zehn vor sieben in einem Schrebergarten im Stadtteil Oxgangs. An beiden Tatorten sind bereits
Beamte tätig, und am Ende dieser Besprechung werde ich diejenigen von Ihnen benennen, die die
Kollegen dort unterstützen sollen.«
Rebus bemerkte, dass mal wieder die übliche Hackordnung eingehalten wurde - Inspektoren im
vorderen Teil des Raums, Sergeants und der Rest im hinteren. Selbst mitten in einem Mordfall gibt
es eine Hackordnung. Die britische Krankheit. Und er war ganz unten gelandet, weil er zu spät
gekommen war. Ein weiterer Minuspunkt auf einer schwarzen Liste, die sicher irgendwer im
Hinterkopf führte.
Bei der Armee hatte er immer zu den Spitzenleuten gehört. Er war Fallschirmjäger gewesen, hatte
die Ausbildung für den Special Air Service gemacht und war in seinem Kurs der Beste gewesen. Dann
war er für eine Sondertruppe für Spezialaufgaben ausgewählt worden. Er hatte seinen Orden und
seine Auszeichnungen. Es war eine gute Zeit gewesen und gleichzeitig das Schlimmste, was er je
erlebt hatte, eine Zeit voller Stress und Entbehrungen, voll Betrug und brutaler Gewalt. Und als
er den Dienst quittierte, hatte die Polizei ihn nur widerwillig aufgenommen. Mittlerweile wusste
er, dass das mit dem Druck zu tun hatte, den die Armee ausgeübt hatte, damit er den Job bekam,
den er haben wollte. Einige Leute nahmen so etwas übel, und die hatten ihm seitdem immer wieder
Bananenschalen in den Weg geworfen. Doch er war ihren Fallen ausgewichen, hatte seinen Job
gemacht und auch hier seine, wenn auch nur widerwillig erteilten, Auszeichnungen erhalten. Aber
es bestand wenig Aussicht auf Beförderung, und das hatte ihn dazu veranlasst, einige missliebige
Dinge zu sagen, und die wurden ihm immer wieder vorgehalten. Und dann hatte er einmal nachts in
einer Zelle einem widerspenstigen Kerl eins auf die Rübe gegeben. Gott möge ihm vergeben, er
hatte einfach für einen Augenblick den Kopf verloren. Wegen dieser Sache hatte es dann nochmehr
Ärger gegeben. Nun ja, die Welt war halt so, wie sie war, und schön war sie bestimmt nicht. Er
lebte in einem alttestamentarischen Land, einem Land der Barbarei, und das Motto hieß Auge um
Auge, Zahn um Zahn.
»Morgen, sobald die Obduktionen durchgeführt sind, werden wir Ihnen natürlich weitere
Informationen zur Verfügung stellen können. Aber ich denke, dass es für den Augenblick genügt.
Ich gebe jetzt das Wort an Chief Inspector Anderson weiter, der Ihnen Ihre vorläufigen Aufgaben
zuteilen wird.«
Rebus bemerkte, dass Jack Morton, der in einer Ecke saß, eingenickt war. Wenn ihn keiner weckte,
würde er gleich anfangen zu schnarchen. Rebus lächelte, doch dieses Lächeln wurde sofort wieder
von einer Stimme vorne im Raum erstickt, der Stimme von Anderson. Das hatte Rebus gerade noch
gefehlt. Anderson, der Mann, der im Mittelpunkt seiner missliebigen Bemerkungen gestanden hatte.
Einen furchtbaren Augenblick lang glaubte er die Vorsehung am Werk. Anderson leitete die
Ermittlungen. Anderson verteilte die Aufgaben. Rebus nahm sich vor, in Zukunft nicht mehr zu
beten. Vielleicht würde Gott diesen Wink ja verstehen und einen der wenigen Anhänger, die ihm auf
diesem fast völlig gottlosen Planeten noch geblieben waren, nicht mehr so schinden.
»Genmill und Hartley werden die Befragungen von Haus zu Haus übernehmen.«
Gott sei Dank, dass ihm das nicht aufs Auge gedrückt worden war. Es gab nur eines, was noch
schlimmer war als Von-Haus-zu-Haus...
»Eine erste Durchsicht der einschlägigen Akten werden die Detective Sergeants Morton und Rebus
übernehmen.«
... und das war's dann auch schon.
Danke, lieber Gott, vielen Dank. Genauso habe ich mir den heutigen Abend vorgestellt. Es war mein
sehnlichster Wunsch, die Fallgeschichten von sämtlichen verdammten Perversen und
Sexualstraftätern in Ost-Mittel-Schottland durchzuackern. Du musst mich wirklich abgrundtief
hassen. Bin ich Hiob oder was? Ist es das?
Aber es war keine himmlische Stimme zu vernehmen, nur die Stimme des satanischen, anzüglich
grinsenden Anderson, dessen Finger langsam im Personalverzeichnis blätterten. Er hatte feuchte,
volle Lippen, es war allgemein bekannt, dass seine Frau ihn betrog, und sein Sohn war zu allem

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