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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ein Polizeiauto hinschicken sollen, für den Fall, dass
Sammy dort war. Dazu war es jetzt zu spät.
»Da ist er!«
Anderson hatte ihn entdeckt. Er war weit vor ihnen und an einer so dunklen Stelle, dass Rebus
noch nicht mal irgendwelche Umrisse ausmachen konnte, bis Reeve zu laufen anfing. Anderson lief
hinter ihm her, und Rebus versuchte heftig atmend mit ihm Schritt zu halten.
»Passen Sie auf, er ist gefährlich.« Rebus merkte, wie seine Worte ungehört verhallten. Er hatte
nicht die Kraft zu rufen. Plötzlich ging alles schief. Vor sich sah er, wie Anderson Reeve
einholte und wie Reeve zu einem fast perfekten Schwinger ausholte, so wie er ihn vor vielen
Jahren gelernt und nie mehr vergessen hatte. Andersons Kopf flog zur Seite, als der Schlag
landete, und er fiel gegen die Wand. Rebus war auf die Knie gesunken. Er keuchte heftig und
konnte kaum noch geradeaus schauen. Schlaf, er brauchte Schlaf. Der kalte, unebene Boden erschien
ihm behaglich, so behaglich wie das schönste Bett, das er sich vorstellen konnte. Er schwankte,
als ob er gleich umkippen würde. Reeve schien auf ihn zuzukommen, während Anderson an der Wand
herabglitt. Reeve wirkte jetzt riesig. Er war immer noch im Dunkeln, wurde aber mit jedem Schritt
größer, bis er Rebus zu erdrücken schien, und Rebus sehen konnte, wie er von einem Ohr zum
anderen grinste.
»Jetzt du«, brüllte Reeve. »Jetzt zu dir.« Rebus wusste, dass irgendwo über ihnen sich der
Verkehr wahrscheinlich mühelos über die George-IV-Brücke bewegte und Leute beschwingt nach Hause
gingen zu einem gemütlichen Familienabend mit Fernsehen, während er zu Füßen dieses Monsters
kniete, gestellt wie ein armes Tier am Ende der Jagd. Schreien würde ihm nichts nützen, dagegen
anzukämpfen allerdings auch nicht. Verschwommen sah er, wie sich Gordon Reeve vor ihm
herunterbeugte, das Gesicht krampfhaft zur Seite gedreht. Rebus erinnerte sich, dass er Reeve
recht wirkungsvoll die Nase gebrochen hatte.
Daran erinnerte sich auch Reeve. Er trat einen Schritt zurück und holte zu einem wuchtigen Schlag
gegen John Rebus' Kinn aus. Doch irgendetwas in ihm schien noch zu funktionieren, denn Rebus
gelang es, ein paar Millimeter auszuweichen, und der Schlag erwischte ihn nur an der Wange.
Dennoch kippte er um. Während er in einer fötusartigen Position dort lag, um sich ein wenig zu
schützen, hörte er Reeve lachen und spürte, wie sich Hände um seine Kehle schlossen. Er musste an
die Frau denken und wie er selbst die Hände um ihren Hals gelegt hatte. So sah also Gerechtigkeit
aus. Möge sie ihren Lauf nehmen. Und dann dachte er an Sammy, an Gill, an Anderson und dessen
ermordeten Sohn und an diese kleinen Mädchen, alle tot. Nein, er konnte Gordon Reeve nicht
gewinnen lassen. Das wäre nicht richtig. Es wäre nicht fair. Er spürte, wie seine Zunge und seine
Augen vor Anstrengung hervortraten. Er schob seine Hand in die Tasche, als Gordon Reeve ihm
zuflüsterte: »Du bist froh, dass es vorbei ist, nicht wahr, John? Du bist richtig
erleichtert.«
Und dann erfüllte eine weitere Explosion den Gang und schmerzte Rebus in den Ohren. Der Rückstoß
von dem Schuss ließ seine Hand und seinen Arm kribbeln, und er nahm wieder diesen süßlichen
Geruch wahr, der an den Geruch von kandierten Äpfeln erinnerte. Reeve erstarrte eine Sekunde lang
erschrocken, dann klappte er wie ein Taschenmesser zusammen und fiel auf Rebus. Er lastete so
schwer auf ihm, dass Rebus sich nicht bewegen konnte. Trotzdem beschloss er, dass er jetzt
endlich beruhigt schlafen könnte...
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Epilog
    Vor den Augen seiner neugierigen Nachbarn traten sie die Tür von Ian Knotts kleinem Bungalow
ein, einem ruhigen Vorstadthäuschen, und fanden Samantha Rebus, starr vor Angst, an ein Bett
gefesselt, den Mund mit Klebeband zugeklebt und umgeben von Fotos der toten Mädchen. Nachdem man
Samantha weinend aus dem Haus geführt hatte, war der Rest nur noch Routine. Die Einfahrt war
durch eine hohe Hecke vom Nachbarhaus verborgen, sodass niemand Reeve kommen und gehen gesehen
hatte. Er sei ein ruhiger Mann, sagten die Nachbarn. Er war vor sieben Jahren in das Haus
gezogen, zu der Zeit, als er angefangen hatte, als Bibliothekar zu arbeiten.
Jim Stevens war ganz zufrieden mit dem Ausgang des Falls. Der gab Geschichte für eine ganze Woche
her. Aber wie hatte er sich nur in John Rebus so täuschen können? Das verstand er einfach nicht.
Doch seine Drogengeschichte hatte er mittlerweile auch

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