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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Rebus?«
Ein junger Constable, glatt rasiert und mit Akne am Hals, stand in der offenen Tür.
»Ja.«
»Nachricht vom Chef, Sir.«
Er reichte Rebus ein gefaltetes blaues Blatt Papier.
»'ne gute Nachricht?«, fragte Morton.
»Tja, Jack, eine wunderbare Nachricht. Unser Boss schickt uns die folgende überaus freundliche
Botschaft: »irgendwelche Hinweise aus den Akten?« Ende der Nachricht.«
»Möchten Sie eine Antwort schicken, Sir?«, fragte der Constable.
Rebus knüllte das Blatt zusammen und warf es in einen nagelneuen Aluminiumpapierkorb. »Ja, mein
Sohn, das möchte ich«, sagte er, »aber ich bezweifle sehr, dass Sie die überbringen
wollen.«
Jack Morton wischte sich Asche von der Krawatte und lachte.

Es war mal wieder eine von diesen Nächten. Als Jim Stevens sich endlich auf den Heimweg machte,
hatte er seit seinem Gespräch mit Mac Campbell, das bereits vier Stunden zurücklag, nichts
Interessantes mehr erfahren. Er hatte Mac erzählt, dass er seine privaten Ermittlungen über
Edinburghs gut florierenden Drogenhandel nicht aufgeben wollte, und das entsprach (auch) der
Wahrheit. Es wurde für ihn allmählich zu einer Manie, und mochte sein Boss ihn auch für einen
Mordfall abstellen, so wurde er seine bisherigen Ermittlungen heimlich in seiner spärlichen
Freizeit weiterverfolgen, Zeit, die er spät in der Nacht fand, wenn die Druckmaschinen liefen,
und die er in immer finstereren Spelunken immer weiter außerhalb der Stadt verbrachte. Denn er
wusste, dass er nahe dran war an einem großen Knüller, aber noch nicht nahe genug, um die Hilfe
der Gesetzeshüter in Anspruch zu nehmen. Er wollte, dass die Geschichte wasserdicht war, bevor er
die Kavallerie herbeirief.
Und er kannte auch die Gefahren. Er wusste, dass er sich auf unsicherem Boden bewegte und
durchaus an einem dunklen stillen Morgen zwischen den Docks von Leith landen oder gefesselt und
geknebelt in einem Autobahngraben in der Nähe von Perth aufwachen könnte. Doch das machte ihm
nichts aus. Es war nur so ein Gedanke, der ihm ab und zu kam, wenn er müde war oder ihn die
Edinburgher Drogenszene, der absolut nichts Glamouröses anhaftete, total deprimierte, eine Szene,
die in erster Linie in den wild wuchernden Wohnsiedlungen und schäbigen Kneipen mit verlängerter
Schanklizenz zu Hause war und nicht in den glitzernden Diskotheken und plüschigen Wohnungen der
New Town.
Was er am meisten an der ganzen Sache hasste, war die Tatsache, dass die eigentlichen Drahtzieher
so still und heimlich operierten und mit der Szene selbst nichts zu tun hatten. Seiner Meinung
nach sollten Verbrecher sich auch die Hände schmutzig machen, im passenden Milieu leben und einen
entsprechenden Lebensstil pflegen. Ihm gefielen die Glasgower Gangster der fünfziger und
sechziger Jahre, die in den Slums von Gorbals lebten und von dort aus operierten, die ihren
Nachbarn illegales Geld liehen und, wenn es nötig war, schon mal einen dieser Nachbarn
aufschlitzten. Das war so was wie eine Familienangelegenheit. Überhaupt nicht zu vergleichen mit
den Dingen heute. Das hier war etwas völlig anderes und aus diesem Grund hasste er es.
Sein Gespräch mit Campbell war durchaus interessant gewesen, wenn auch aus anderen Gründen. Mit
diesem Rebus schien irgend etwas faul zu sein. Und das galt auch für seinen Bruder. Vielleicht
steckten sie ja gemeinsam darin. Und wenn die Polizei in diese Sache verwickelt war, dann wäre
seine Aufgabe noch viel schwieriger, dafür allerdings auch viel befriedigender.
Doch jetzt brauchte er erst mal einen Durchbruch, einen netten kleinen Durchbruch in seinen
Recherchen. Und der konnte nicht mehr weit sein. Für so etwas sagte man ihm nicht umsonst einen
Riecher nach.
----
V
    Um halb zwei gönnten sie sich eine Pause. Im Gebäude gab es eine Kantine, die selbst zu dieser
unchristlichen Zeit noch auf hatte. Draußen wurde gerade die Mehrzahl der Bagatelldelikte des
Tages verübt, aber drinnen war es angenehm warm und gemütlich, und es gab genug Essen und
literweise Kaffee für die fleißigen Polizisten.
»Das ist das absolute Chaos«, sagte Morton, während er Kaffee von seinem Unterteller zurück in
die Tasse schüttete. »Anderson hat nicht die leiseste Ahnung, was er eigentlich tut.«
»Kann ich 'ne Zigarette von dir haben? Ich hab keine mehr.« Rebus klopfte überzeugend auf seine
Taschen.
»Mein Gott, John«, sagte Morton und hielt ihm, schnaufend wie ein alter Mann, die Zigaretten hin,
»an dem Tag, an

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