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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dem du das Rauchen aufgibst, wechsle ich meine Unterwäsche.«
Jack Morton war kein alter Mann, doch wenn er seine Exzesse weiter in diesem Tempo durchzog,
würde er vorzeitig einer werden. Er war fünfunddreißig, sechs Jahre jünger als Rebus. Auch er
hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich. Seine vier Kinder lebten zurzeit bei der Großmutter,
während ihre Mutter sich mit ihrem derzeitigen Liebhaber auf einer verdächtig langen Reise
befand. Das Ganze war ein einziges Trauerspiel, hatte er Rebus anvertraut, und dieser hatte ihm
zugestimmt, weil er selber eine Tochter hatte, die ihm ein schlechtes Gewissen bereitete.Morton
war schon seit zwei Jahrzehnten bei der Polizei, und im Gegensatz zu Rebus hatte er ganz unten
angefangen und sich durch pure Plackerei zu seinem gegenwärtigen Rang hochgearbeitet. Er hatte
Rebus seine Lebensgeschichte erzählt, als die beiden mal für einen Tag zum Fliegenfischen in der
Nähe von Berwick gefahren waren. Es war ein strahlend schöner Tag gewesen, beide hatten einige
gute Fänge gemacht, und im Laufe des Tages waren sie Freunde geworden. Rebus war allerdings nicht
mit seiner Lebensgeschichte herausgerückt. Jack Morton kam es so vor, als lebte dieser Mann in
einer selbstgezimmerten kleinen Gefängniszelle. Besonders zugeknöpft schien er in Bezug auf seine
Jahre bei der Armee. Morton wusste, was die Armee bei manchen Männern anrichten konnte, und
akzeptierte Rebus' Schweigen. Vielleicht hatte er aus dieser Zeit ein paar Leichen im Keller. Mit
so was kannte Morton sich nämlich aus; ein paar seiner spektakulärsten Verhaftungen waren nicht
gerade »streng nach Vorschrift« gelaufen.
Heutzutage kümmerte Morton sich nicht mehr um Schlagzeilen und spektakuläre Verhaftungen. Er
machte seine Arbeit, kassierte sein Gehalt, dachte ab und zu an seine Rente und die darauf
folgenden Jahre, die er hauptsächlich mit Angeln verbringen würde, und soff derweil Frau und
Kinder aus seinem Gedächtnis.
»Das ist eine angenehme Kantine«, quetschte Rebus neben seiner Kippe heraus, um irgendwie ein
Gespräch in Gang zu setzen.
»Ja, das stimmt. Ich bin ab und zu hier. Ich kenne einen von den Typen aus dem Computerraum.
Weißt du, es ist ganz praktisch, jemand, der sich mit diesen Terminals auskennt, in der Tasche zu
haben. Die stöbern für dich ein Auto auf, einen Namen oder eine Adresse, so schnell kannst du
nicht mit den Augen zwinkern. Und das kostet dich nur ab und zu mal einen Drink.«
»Dann lass die doch unseren Kram aussortieren.«
»Wart's ab, John. Irgendwann werden alle Akten im Computer sein. Und dann dauert es nur noch eine
Weile, bis die feststellen, dass sie so Arbeitstiere wie uns gar nicht mehr brauchen. Dann gibt's
nur noch ein paar Detective Inspectors und einen Computer-Arbeitsplatz.«
»Ich werd's im Auge behalten«, sagte Rebus.
»Das ist der Fortschritt, John. Wo wären wir ohne den? Dann säßen wir immer noch mit der Pfeife
im Mund und einem Vergrößerungsglas in der Hand da und würden Vermutungen anstellen.«
»Da hast du vermutlich Recht, Jack. Aber denk dran, was der Super immer sagt: Gebt mir lieber
ein Dutzend guter Männer und schickt eure Maschinen zu ihren Schöpfern zurück. «
Während er sprach, schaute Rebus sich im Raum um und stellte fest, dass eine der beiden Frauen,
die er bei der Besprechung gesehen hatte, allein an einem Tisch saß.
»Und außerdem«, sagte Rebus, »wird es immer einen Platz für Leute wie uns geben, Jack. Die
Gesellschaft kommt ohne uns nicht aus. Computer haben keine Intuition. Da sind wir ihnen locker
überlegen.«
»Vielleicht, ich weiß nicht. Jedenfalls sollten wir langsam mal wieder zurück, was?« Morton sah
auf seine Uhr, trank seine Tasse aus und schob den Stuhl zurück.
»Geh schon mal vor, Jack. Ich komme gleich nach. Ich will nur mal eine Intuition
überprüfen.«
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand zog Rebus den Stuhl gegenüber der Polizeibeamtin
heraus. Ihr Gesicht war hinter der Tageszeitung verborgen. Ihm fiel die schreiende Schlagzeile
auf der ersten Seite auf. Offenbar hatte jemand den lokalen Medien ein paar Informationen
gesteckt.
»Bitte sehr«, sagte sie, ohne aufzublicken.
Rebus grinste in sich hinein und setzte sich. Dann nippte er an der trüben Instantbrühe.
»Viel zu tun?«, fragte er.
»Ja. Sie doch wohl auch. Ihr Kollege ist vor ein paar Minuten gegangen.«
Scharfsinnig beobachtet, das musste man ihr lassen. Rebus begann

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