Verborgene Sehnsucht
Knie-Innenseite an Knie-Innenseite.
Den Dolch in der einen, hob Bastian die freie Hand. »Gib mir deine rechte Hand.«
Noch immer mit gesenktem Kopf hob Forge den Arm. Die Muskeln in seinem Unterarm zuckten, als Bastian den Handrücken des Kriegers umfasste. Das Messer fuhr nach oben, Stahl blitzte im dämmrigen Licht auf, als Bas die rasiermesserscharfe Klinge über Forges Handfläche zog. Blut quoll hervor, floss ungehindert auf seinen Ellbogen zu. Bastian zögerte keine Sekunde, sondern wandte den Dolch gegen sich selbst und fügte seiner eigenen Hand eine identische Wunde zu. Als Rikar die Waffe entgegennahm, verschränkte sein Kommandant seine Hand mit der Forges und presste die Wunden aufeinander.
Rote Tropfen fielen zu Boden, während ihr Blut sich vermischte, und färbte den Beton zu ihren Füßen. Mit einem Heulen erhob sich die Magie und hüllte die beiden in eine trichterförmige Wolke. Unsichtbar und doch majestätisch erhob sich der Meridian. Die Energie ergriff sie, verband die beiden Männer, die Knie an Knie dasaßen, Hand an Hand. Und jetzt … Herz an Herz.
»Blut meines Blutes«, rezitierte Bastian leise die alten Worte des Bluteids. »Wir teilen eine Seele. Sind Brüder im Kampf und für alle Zeit.«
Forge hob den Kopf und wiederholte die Formel. Als sein Blick auf den Bastians traf, loderte die Verbindung auf und klinkte sich ein, verband sie nach dem Ritus ihrer Art … der uralten Kriegertradition. Bastian nickte knapp, dann ließ er Forge los und trat beiseite. Rikar schnitt sich in die eigene Handfläche und nahm den Platz seines Kommandanten ein. Verbunden durch Magie und Berührung vollendete er das Ritual, sprach die Worte mit hämmerndem Herzen. Das Blutband zwischen ihnen erbebte, als er Forge anerkannte und im Gegenzug selbst seine Anerkennung erfuhr.
Die anderen Nightfury traten über die Schwelle in den Raum. Jeder Krieger kniete vor Forge nieder. Zuerst Venom und dann Wick. Sloan. Und schließlich Mac.
Als das letzte Wort gesprochen und der letzte Blutstropfen vergossen war, trat Bastian vor. Er stand vor dem noch immer knienden Forge und streckte die Hand aus. Der Krieger ergriff sie und erlaubte es Bas, ihn auf die Beine zu ziehen.
»Willkommen, Bruder«, sagte Bastian.
Forge blinzelte und kämpfte gegen das verräterische Glitzern in seinen Augen an. » Merviaz , Kommandant.«
»Gut gemacht, zi kamir. « Erfüllt von wildem Stolz auf den Krieger, legte Rikar Forge eine Hand in den Nacken. Das neueste Mitglied des Nightfury-Clans sah ihn an und nickte, ein wortloser Dank. Rikar versetzte ihm einen leichten Stoß, dann ließ er los, trat zurück und zeigte mit dem Kopf Richtung Flur. »Jetzt geh … lerne deinen Sohn kennen.«
Forges Blick schnellte zur Frontseite der Zelle. Rikars Mund verzog sich zu einem Lächeln. Gott sei Dank für Daimler. Wie immer kam der Kerl genau richtig und stand vor der Zelle neben dem Haufen Sitzkissen. Mit einem breiten Lächeln auf dem elfischen Gesicht und einem wertvollen Bündel auf dem Arm, murmelte der Numbai einen Gruß, dann präsentierte er Gregor-Mayhem seinem Vater.
Forges Augen füllten sich mit Tränen. Rikar wandte den Blick ab, ein Brennen in den eigenen Augen, und es schnürte ihm die Brust zu, als das neueste Mitglied des Nightfury-Clans auf Daimler zuging, um zum allerersten Mal seinen Sohn in die Arme zu schließen.
Unordentliche Papierstapel lagen auf dem Küchentisch verteilt. Lothair tippte mit der Spitze seines Stifts auf das Ende seiner neuen Liste. Die neueste. Nummer einhundertvierzigplus.
Mit einem Seufzer warf Lothair den Kugelschreiber auf den Tisch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Jetzt schien es ungefähr zu stimmen, auch wenn er langsam begann, Listen zu hassen. Und Familienstammbäume, aber … derr’mo. Das Resultat wollte er nicht anfechten. Oder die Tatsache, dass sich drei Tage voller Zettel – all das Prüfen und noch mal Prüfen – endlich gelohnt hatten. Letzte Nacht hatte er den Jackpot geknackt.
Zwillinge. Freunde der Frauen, die bereits in Zellenblock A warteten. Blond. Hübsch. Hochenergetisch. Das Paar war genau nach Ivars Geschmack. Unnötig zu erwähnen, dass er den Boss letzte Nacht sehr, sehr glücklich gemacht hatte.
Und sich selbst auch.
Doch das Vergnügen, die beiden in Zellenblock A zu sperren, trat im Moment etwas in den Hintergrund. Das Licht des Nachmittags schwand, und er brauchte ein neues Ziel. Mehrere neue Ziele. Ihm fehlten immer noch drei der sieben Frauen, die
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