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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Regungslosigkeit nicht narren. In Santos hatte immer ein Inferno an Gefühlen getobt. Und ein bodenloser Quell an Liebe gesprudelt.
    „Jeder geht irgendwann“, sagte sie sanft, die Stimme dünn und schmerzgequält. „Wenn dies meine Stunde ist, heiße ich sie willkommen.“
    „Du wirst nicht sterben.“ Er schloss die Arme fester um sie. „Ich lasse das nicht zu, Lily.“
    „Törichter Junge“, flüsterte sie, wollte ihm gern die Wange streicheln, fand aber nicht die Kraft dazu. „Ich möchte, dass du weißt … wie sehr ich dich liebe, Santos.“
    „Ich weiß es, Lily.“
    Sie schüttelte den Kopf, spürte es jedoch nicht. „Du bist für mich wie ein Sohn. Ohne dich …“ Sie keuchte, und das Sprechen wurde immer mühsamer. „Ich war schon tot, ehe du in mein Leben kamst. Du hast mir die Einsamkeit genommen. Du hast mir die Liebe gegeben, die ich nie bekommen hatte, Victor. Du bist ein guter Junge, und ich möchte, dass du alles erfährst, ehe … ehe ich sterbe.“
    „Lily, hör auf damit.“ Er presste das Gesicht in ihr Haar. „Du machst mir Angst.“
    „Du verdienst alles … Gute. Ich glaube, das weißt du gar nicht. Versprich mir … gut zu dir selbst zu sein. Betrüge dich nicht selbst, so wie ich es getan habe … Victor!“ Sie legte eine Hand auf die Brust. In ihrem Kopf war plötzlich Leere und Schmerz. Sie schloss die Augen.
    „Nein, Lily. Warte!“ Voller Panik presste er sie an sich. „Du hast mir unendlich viel gegeben, Lily, ein Heim und eine Familie. Du hast mir Liebe gegeben. Lily, tu mir das nicht an … stirb nicht! Bitte! Du darfst mich nicht verlassen. Ich brauche dich!“
    „Hope“, hauchte Lily wieder dünn und krallte die Finger in sein T-Shirt. „Ich muss sie sehen … muss Frieden … schließen. Mein Baby, ich …“
    Der Schmerz nahm ihr den Atem und die Sprache. Sie hörte die Sirene der Ambulanz, Santos’ hastiges Flehen, hörte das Weinen eines Babys. Und sie hörte Vögel, Gesang und süßes, süßes Rufen.
    Dann hörte sie nichts mehr.

 
45. KAPITEL
    Die nächsten zwei Stunden empfand Santos nur Panik. Lily hatte einen Herzinfarkt erlitten, das Ausmaß der Schädigung war jedoch noch nicht abzuschätzen. Der Arzt hatte ihr zur Schmerzlinderung die höchstmögliche Dosis Morphium gegeben und verabreichte dann, sobald die genaue Diagnose gestellt war, ein Mittel zur Auflösung von Blutgerinnseln.
    Obwohl Santos sich nie für einen besonders religiösen Menschen gehalten hatte, betete er im Stillen, Gott möge ihm Lily erhalten.
    Seine Gebete wurden erhört, obwohl ihm der Arzt keine Hoffnungen machte, dass Lily wieder ganz gesund werden würde. Sie war alt, von schwacher Konstitution, und sie hatte einen schweren Infarkt erlitten. Die Gefahr, dass sie einen zweiten bekam, war groß.
    Aber sie lebte. Santos betrachtete sie und hätte weinen mögen vor Dankbarkeit. Lily war schmerzfrei und ruhte. Der Arzt sagte ihm, dass sie zwölf Stunden schlafen würde, und riet Santos, sich ebenfalls etwas Schlaf zu holen, die nächsten Tage würden anstrengend werden.
    Santos gab Lily einen Kuss auf die Stirn und flüsterte, er werde bald zurück sein. Dann verließ er das Zimmer und suchte ein Telefon. Er rief das Dezernat an, Liz und schließlich Hope.
    Sie meldete sich nach dem dritten Klingeln und wirkte nicht erstaunt, als er sich zu erkennen gab. „Was kann ich für Sie tun, Detective Santos?“
    Er schauderte. Allein ihre Stimme hatte etwas Schlangenhaftes. „Ich habe schlechte Nachrichten, fürchte ich.“
    „Oh, und die wären? Wieder ein Mord im Hotel?“
    Sie war amüsiert, das hörte er. Wahrscheinlich dünkte sie sich über alles erhaben. Sie widerte ihn an. „Es geht um Ihre Mutter“, erklärte er steif und ließ seinen Zorn nur anklingen. „Sie hatte einen …“
    „Bedaure, Officer“, fiel sie ihm ins Wort. „Sie sind falsch informiert. Ich habe keine Mutter mehr. Sie starb vor vielen Jahren auf einer Auslandsreise.“
    Er sah Lily vor sich, blass und dem Tode geweiht, und dachte an ihre Bitte, Hope zu ihr zu bringen. Er wurde so wütend auf Hope, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. Nur die Ruhe, sagte er sich, tu es für Lily. „Sie können Ihr kleines Märchen vergessen, Mrs St. Germaine. Ich weiß, wer Sie sind. Und ich glaube, dass Sie es nicht wert sind, Lily die Stiefel zu küssen, aber sie bat mich, Sie anzurufen. Aus irgendeinem Grund glaubt sie, dass Sie einen Deut wert sind.“
    Hope lachte, und es klang fast mädchenhaft. „Ist das

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