Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
„Haben wir das getan, Jackson?“
„Nicht, dass ich mich erinnere, Partner. Vielleicht denkt sie an einen anderen Kriminalbeamten oder vielleicht an einen aus einem Fernsehspiel.“
„Ja“, meinte Santos. „Das ist es bestimmt. Zu viel Fernsehen.“
„Beleidige meine Intelligenz nicht!“ stieß sie heftig hervor. „Ich habe genug von deinen Einschüchterungsspielchen. Das nächste Mal gehe ich direkt zu Chief Pennington.“
„Nicht so eilig, Prinzesschen. Fühlt sich dein Angestellter wegen irgendetwas schuldig? Warum ist er so nervös?“
„Er ist nicht nervös. Er war nur erschüttert von deinen Anschuldigungen.“
„Entschuldigung, Ma’am“, wandte Jackson leise, aber entschieden ein. „Wir haben keine Anschuldigungen vorgebracht. Wir haben ihn befragt. Das ist unser Job.“
„Dann haben Sie es eben angedeutet. Jeder wäre nervös nach einem solchen Verhör.“
Santos betrachtete sie mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. „Hast du vielleicht eine Schwäche für den Knaben, Miss St. Germaine?“
Sie schnappte empört nach Luft. „Was fällt dir ein! Wie kannst du es wagen …“
Santos schnitt ihr das Wort ab. „Und was macht dich so sicher, dass er nicht unser Killer ist?“ Er verfolgte aufmerksam ihre Reaktion. „Vielleicht kennst du den Schneewittchen-Killer. Vielleicht bist du es selbst.“
„O bitte.“ Sie wollte sich von ihm abwenden, doch er hielt sie am Arm fest.
„Du ahnst nicht mal, mit was du es hier zu tun hast“, sagte er leise, aber eindringlich. „Du glaubst, man kann einen Serienkiller aus der Menge herauspicken. Man sieht ihn an und erkennt das Monster.“ Er beugte sich grimmig lächelnd zu ihr vor. „Denn er ist ein Monster, Miss St. Germaine. Kalt, brutal und berechnend. Eine Killermaschine ohne Mitgefühl und Achtung vor dem menschlichen Leben.“ Er sah mit Genugtuung, dass sie Angst bekam. Das wollte er. Ihre Anschuldigungen und Forderungen waren so arrogant, dass sie es verdiente, zu schmoren. Er wollte sie strafen für ihr Verhalten – nicht nur für das von heute, sondern auch für die Vergangenheit.
„Aber wir sehen das Monster nicht“, fuhr er fort. „Es trägt eine Maske, es narrt uns. Es will uns glauben machen, dass es ein netter Junge ist … ein vorbildlicher Angestellter.“
Glory war leichenblass. Jackson räusperte sich. „Santos …“
Santos brachte ihn mit einer abwinkenden Geste zum Schweigen. „Dein Pete hatte die Gelegenheit. Er lebt im Quarter. Er mag … Nutten. Und bedenke, Miss St. Germaine, er ist die ganze Nacht mobil. Er parkt Autos. Er könnte eines benutzen, weil er genau weiß, dass es in den nächsten Stunden nicht gebraucht wird.“
Ihr Blick wanderte von Santos zu Jackson und zurück. Sie befeuchtete sich nervös die Lippen. „Was sagst du da? Behauptest du, dass Pete … dass er …“
„Was ich sage, ist: Komm nie wieder hierher, um mir zu erzählen, wie ich meinen Job zu machen habe. Ich nehme meinen Job ernst, und ich mache ihn verdammt gut. Wenn also weiter nichts anliegt, Prinzessin, ich muss noch einen Killer finden.“
„Nenn mich nicht so!“ Bebend entriss sie ihm ihren Arm.
„Warum?“ fragte er gespielt verwundert. „Bevorzugst du, Eure Hoheit?“
„Fahr zur Hölle!“ zischte sie und wandte sich ab. In der Bewegung schweifte ihr Blick über die auf dem Tisch liegenden Fotos. Unwillkürlich wich sie erschrocken zurück und legte eine Hand an die Kehle.
„Miss St. Germaine.“ Jackson sprang auf und stützte sie am Ellbogen. „Setzen Sie sich einen Moment.“
Sie riss den Blick von den Fotos los und rang, wie Santos sah, um Fassung. Doch er sah auch, wie ihr Schutzpanzer allmählich wieder seine Funktion erfüllte. Vor wenigen Momenten jedoch, als sie zornig gewesen war, hatte sie geradezu Funken gesprüht. In solchen Momenten erinnerte sie ihn an das Mädchen, das sie einmal gewesen war.
„Danke, Detective“, sagte sie steif zu Jackson und entzog ihm ihren Ellbogen. „Aber es geht schon. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“
Sie wandte sich ab und ging erhobenen Hauptes davon, obwohl Santos vermutete, dass sie heute Nacht nicht gut schlief. Das Bild des toten Mädchens würde sie verfolgen, wie es auch ihn verfolgte.
„Einen Moment, Miss St. Germaine“, rief er ihr nach, „wegen Ihres Angestellten …“
Sie blieb stehen und blickte ärgerlich zurück.
„Er ist sauber. Er hat ein wasserdichtes Alibi.“ Santos gab ihr lächelnd zu verstehen, dass er die erste Runde
Weitere Kostenlose Bücher