Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
„Robichaux führt Akten über alle seine Kunden. Über Geschäfte, das Datum der Geschäfte … über geleistete Dienste und ihre Kosten. Die Akten deiner Mutter reichen zurück bis 1970.“
Da war ich drei Jahre alt. Vater lebte noch. Er war ein junger Mann. Glory wurde übel. Es ist nicht wahr! Es kann nicht sein!
Sie ging zum Sessel, nahm den Umschlag und öffnete ihn trotzig.
„Glory!“ Santos machte mit ausgestreckter Hand einen Schritt auf sie zu. „Bitte, Liebes, glaube mir einfach. Wenn du dir die Fotos einmal angesehen hast … gibt es kein Zurück mehr. Verstehst du? Wenn du sie einmal so gesehen hast, wirst du sie nie …“
„Schweig!“ Sie holte zittrig Luft und merkte, dass sie nah daran war, hysterisch zu werden. „Sprich nicht mit mir. Sprich mich nie mehr an!“
„Ich habe das alles nicht getan, Glory, ich habe es nur aufgedeckt. Wenn du dir diese Fotos ansiehst, wirst du sie nie mehr vergessen. Tu dir das bitte nicht an. Es ist nicht nötig. Glaube mir einfach.“
Sie griff in den Umschlag und zog ein Foto hoch, den Blick jedoch auf Santos gerichtet. Sie zitterte, ihre Augen waren feucht. Der Umschlag entglitt ihren Händen, und sie klappte schluchzend zusammen.
Santos nahm sie in die Arme und hielt sie aufrecht. „Glory, Liebes, es wird alles gut.“
„Nein … wird es nicht“, schluchzte sie an seiner Schulter. „Wie kann es jemals wieder gut werden? Meine Mutter … ist meine Mutter …“
Sie weinte lange, ihr Schmerz war unerträglich. Santos hielt sie, flüsterte leisen Trost und strich ihr übers Haar. Erschöpft hob sie schließlich den Kopf und sah ihn an. „Was soll ich tun, Santos? Wie soll ich damit … weiterleben?“
„Lebe einfach weiter“, raunte er und wischte ihr mit dem Daumen die restlichen Tränen ab. „Aber zuerst musst du zu ihr fahren. Du hast nicht viel Zeit.“
Sie wischte sich die tropfende Nase mit dem Handrücken. „Was meinst du?“
„Es wurde ein Haftbefehl für sie ausgestellt.“
„Haftbefehl?“ wiederholte sie, und ihre Knie gaben nach. Santos hielt sie erneut fest. „Wie lautet die Anklage?“
„Verschwörung. Ich habe ein bisschen Zeit für dich herausgeschlagen. Ich wusste, dass du sie sehen wolltest, ehe …“
Ehe sie verhaftet wird. Ehe ihre Geschichte bekannt wird und die Medien sich darauf stürzen.
Glory fürchtete, ihr Herz bliebe stehen. „Wie lange weißt du das alles schon? Wie lange … folgst du ihr bereits?“ Sie brachte die Worte kaum heraus, so bizarr, so unglaublich war das alles.
„Fünf Tage.“
„Fünf … Tage.“ Sie rechnete zurück, wie oft sie inzwischen zusammen gewesen waren, und erkannte, was sein Schweigen bedeutete.
Sie befreite sich aus seinen Armen, als ein ungeheurer Zorn sie erfasste. „Du weißt das seit fünf Tagen und hast mir nichts gesagt? Seit fünf Tagen gibt es Verdachtsmomente und …“
„Und bis heute waren sie auch nichts weiter als das. Was hätte ich dir also sagen können?“
„Die Wahrheit beispielsweise. Wir sind zusammen gewesen, wir haben miteinander geschlafen, und trotzdem hast du es vor mir verheimlicht.“ Fassungslos fügte sie hinzu: „Und du hast nicht mal ein Unrechtsbewusstsein dabei, nicht wahr?“
„Was hätte ich dir ohne Beweise schon sagen können? Dass ich vermute, dass deine Mutter mir eine Falle stellen ließ? Dass sie sich mit einem Kriminellen eingelassen hat? Bitte. Sie ist deine Mutter, Glory.“
„Eben!“ Glory schob sich bebend das Haar aus der Stirn. „Sie ist meine Mutter, und deshalb hättest du mir die Wahrheit sagen müssen. Du hättest mir sagen müssen, was los war. Verdammt, Santos, das habe ich verdient.“
„Wenn ich das getan hätte, hätte ich die Ermittlungen gefährdet.“
„Verstehe“, entgegnete sie wütend. „Du hattest Angst, ich könnte meiner Mutter einen Tipp geben und sie würde die Stadt verlassen. Du hattest Angst, ich würde deine Ermittlungen verhindern, vielleicht sogar deinem Captain von deinen Aktivitäten erzählen?“
Er schwieg einen Moment und seufzte dann: „Ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest. Ich wollte dir Beweise bringen. Was ist daran auszusetzen?“
Sie liebte ihn und hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Er vertraute ihr nicht, er liebte sie nicht und würde sie nie lieben.
Das ist daran auszusetzen.
Sie ging an ihren Schreibtisch, nahm ihre Handtasche aus der unteren Schublade und wandte sich wieder an Santos: „Wie viel Zeit habe ich noch?“
„Nicht viel.“ Er sah
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