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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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die Lobby bevölkerte, bis zu der über allem liegenden Duftmischung aus Möbelpolitur und Blumen.
    Und alle liebten sie. Hier durfte sie lachen und hüpfen und so viele Mintschokoladentäfelchen essen, wie sie wollte. Hier konnte sie herumtollen, wie sie wollte, ohne gescholten zu werden.
    Außerdem mochte sie das Hotel, weil es ganz ihrem Vater gehörte. Er hatte hier alles schon berührt, und es trug seine Handschrift. Im Hotel fühlte sie sich sicher, als wären die Arme ihres Vaters schützend um sie gelegt.
    Glory glaubte manchmal, dass ihre Mutter das St. Charles genauso hasste, wie Dad und sie es liebten. Denn hier hatte sie keinen Einfluss, und sie hatte kein Mitspracherecht, wie Philip das Hotel führen sollte. Ein paar Mal hatte Glory gehört, wie ihre Mutter einen Vorschlag bezüglich des Hotels machte. Jedes Mal hatte ihr Dad so scharf geantwortet, wie sie ihn sonst nie mit der Mutter sprechen hörte.
    Der Page kam herbei und öffnete die Wagentür. Er lächelte: „Hallo, Miss Glory. Wie geht es Ihnen heute?“
    Sie erwiderte sein Lächeln und fühlte sich ganz wie eine erwachsene Lady. „Sehr gut, vielen Dank.“
    Ihr Vater kam um den Wagen und reichte dem Pagen seinen Autoschlüssel. „Wir werden einige Stunden bleiben, Eric.“ Ihr Vater nahm sie bei der Hand. „Fertig, Püppchen?“
    Sie nickte, und sie überquerten den Gehweg zu den großen, bleiverglasten Türen des Hotels. Der Page an der Tür grüßte sie mit einem breiten Lächeln. „Guten Abend, Miss St. Germaine. Es ist schön, Sie wieder mal zu sehen.“
    Sie erwiderte seinen Gruß und verhielt sich so erwachsen, wie sie konnte. „Danke, Edward. Es ist schön, auch Sie wieder zu sehen. Wir sind zum Dinner gekommen.“ Sie senkte ehrfürchtig die Stimme. „Wir gehen in den Renaissanceraum.“
    „Sehr gut.“ Er öffnete ihr die Tür. „Ich höre, die Erdbeercreme ist heute ausgezeichnet.“ Er zwinkerte ihr zu, und sie kicherte.
    Ihr Vater verschränkte seine Finger mit ihren, und zusammen betraten sie die geräumige Lobby. Wie immer nahm ihr der erste Moment im Hotel fast den Atem, so schön und großartig war alles. Ein riesiger Kristalllüster über ihren Köpfen glitzerte wie tausend Diamanten. Dicke Orientteppiche unter ihren Füßen dämpften jeden Schritt. Das Messinginventar glänzte, und die soliden Einbauten aus Zypressenholz waren auf Hochglanz poliert.
    Ihre Mutter bezeichnete das Dekor des Hotels als geschmackvolle Opulenz. Für Glory war es einfach nur wunderschön.
    „Das hast du sehr gut gemacht da draußen, Glory“, lobte ihr Vater und drückte ihr die Hand. „Ich bin stolz auf dich. Du wirst eines Tages eine wunderbare Chefin sein.“
    Glory strahlte ihn an und fürchtete, vor Stolz zu platzen. Ihr Vater nahm sie mit hierher, seit sie alt genug war, neben ihm zu gehen. Er hatte sie mit allen alltäglichen Aspekten der Hotelführung vertraut gemacht. Vieles verstand sie noch nicht, doch sie lauschte immer eifrig, geradezu hingerissen, von dem, was er sagte, und der Tatsache, dass er es zu ihr sagte.
    Nach vielen Jahren aufmerksamen Zuhörens wusste sie heute eine Menge über das Hotel, über seine Geschichte, seinen Wert und wie ihr Vater es tagein, tagaus reibungslos am Laufen hielt.
    Das St. Charles hatte hundertfünfundzwanzig Räume oder Suiten und ein Penthouse, das die gesamte obere Etage einnahm. Drei Präsidenten hatten unter seinem Dach genächtigt: Roosevelt, Eisenhower und Kennedy. Außerdem jeder Gouverneur von Louisiana mindestens ein Mal während seiner Amtszeit, seit das Hotel seine Pforten geöffnet hatte. Zahllose Filmstars hatten bei einem Besuch in New Orleans im St. Charles gewohnt von Clark Gable über Marilyn Monroe bis Robert Redford. Dieses Jahr war Elton John hier gewesen, obwohl die Horde kreischender Teenager, die im Hotel eingefallen war, um einen Blick auf den Star zu werfen, ihren Vater nicht gerade fröhlich gestimmt hatte.
    Glory durchquerte mit ihrem Vater das Foyer und kam in die Hauptlobby. Die Rezeption war geradeaus rechts. Links befand sich die offene Lobbybar. Dort wurde am Nachmittag der Tee serviert – Glory mochte am liebsten die Hörnchen und die Marmelade – und am Abend Cocktails. Dahinter, der Eingang in einem Alkoven verborgen, lag der Renaissanceraum.
    Ihr Vater blieb am Empfangstresen stehen, wie er das immer machte. Die Frau dahinter lächelte. „Guten Abend, Mr. St. Germaine, Miss St. Germaine.“
    „Hallo, Madeline. Wie läuft’s denn so heute

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