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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Abend?“
    „Sehr gut. Ruhig, wenn man bedenkt, dass wir zu fünfundsiebzig Prozent belegt sind.“
    „Und im Restaurant?“
    „Hektisch heute Abend, wie ich höre.“
    „Wo ist Marcus?“ fragte er und meinte den Nachtportier.
    Sie zögerte einen Moment. „Ich denke, er ist in der Bar.“
    Philip beugte sich vor. „Wir sind im Restaurant. Wenn er zufällig vorbeikommt, schicken Sie ihn zu mir.“
    Sie entfernten sich vom Tresen, und Glory blickte zu ihrem Vater auf. „Du bist böse auf Marcus, nicht wahr?“
    „Nicht böse, Glory. Enttäuscht. Er erfüllt seine Aufgaben nicht.“
    Glory schürzte die Lippen. „Er trinkt zu viel, stimmt’s?“
    Ihr Vater blickte erstaunt auf sie hinab. „Warum sagst du das?“
    „Als wir das letzte Mal hier waren, war er auch in der Bar.“ Sie zuckte die Achseln. „Ich weiß solche Sachen, Dad. Schließlich bin ich kein kleines Kind mehr.“
    Er lachte: „Das stimmt. Du bist schon fast acht. Beinahe erwachsen.“ Sie runzelte unwillig die Stirn über seine Belustigung, und er wuschelte ihr das Haar. „Da wären wir. Nach dir, Püppchen.“
    Sie gingen durch den Alkoven zum Pult des Maître. Philip sprach mit ihm und verzichtete darauf, sich von ihm zu ihrem Tisch begleiten zu lassen.
    Auf dem Weg durch das elegante Restaurant beobachtete Glory ihren Vater. Sein Blick schweifte aufmerksam durch den Raum, und sie wusste, dass ihm nichts entging, nicht die kleinste Unachtsamkeit. Er nickte den Gästen zu, die ihn anblickten, bei einigen blieb er stehen und begrüßte sie, weil er sie kannte, anderen stellte er sich vor. Jeden fragte er, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei, wünschte ihnen alles Gute und drückte die Hoffnung aus, dass sie bald wieder kämen.
    An ihrem Tisch angelangt, zog er Glory den Stuhl zurück, wartete, bis sie sich gesetzt hatte, und nahm dann selbst Platz. „Alles muss perfekt sein“, sagte er leise und lehnte sich vor. „Das erwarten die Leute vom St. Charles. Vergiss das nie.“
    „Werde ich nicht“, versprach sie atemlos. „Darauf kannst du dich verlassen.“
    Er lächelte über ihre Antwort. „Denk auch dran, wie wichtig die persönliche Note ist. Wir gehören keiner Hotelkette an. Wir müssen jeden Gast behandeln wie einen persönlichen Freund und Hausgast.“
    Sie nickte und hing geradezu an seinen Lippen. „Ja, Daddy.“
    „Siehst du den Tisch vor dir. Prüfe immer, ob alles in Ordnung ist. Auch der kleinste Makel ist inakzeptabel.“ Er nahm sein Besteck und begutachtete jedes Stück. Ein Ritual, das sie schon dutzende Mal durchexerziert hatten. „Es darf keine Fingerabdrücke, keine Wasserflecken und, Gott bewahre, keinen Schmutz aufweisen.“
    Dann prüfte er die Gläser. Sie folgte seinem Beispiel, inspizierte und schürzte ganz leicht die Lippen in perfekter Kopie seiner Mimik. Sie sah ihr Spiegelbild im Suppenlöffel und lächelte, weil sie so erwachsen wirkte.
    „Das Tischtuch muss sauber und glatt sein“, fuhr er fort, „und die Blumendekoration immer frisch. Wenn eine Blüte den Kopf hängen lässt, muss sie entfernt werden.“
    „Das Porzellan darf nicht angeschlagen sein“, fiel Glory ein. „Die kleinste abgestoßene Ecke ist …“ Sie suchte nach dem richtigen Wort.
    Er half ihr aus. „Inakzeptabel.“
    „Richtig. Inakzeptabel.“
    Er beugte sich wieder zu ihr hinüber. „Im St. Charles zahlen die Leute für das Beste, und das Beste ist Perfektion. Wir müssen es ihnen geben, wenn nicht, gehen sie woandershin.“
    Danach bestellten sie und genossen ihr Essen. Während der Mahlzeit erzählte ihr Vater weiter vom Hotel, von seinem Vater, seinem Großvater und den Tagen der Anfänge. Obwohl Glory das meiste bereits kannte, drängte sie ihn immer wieder, ihr noch mehr zu berichten.
    Erst nach dem Dinner, als abgeräumt wurde und man ihr das Dessert und ihrem Vater den Kaffee brachte, dachte Glory an ihre Mutter. Sie hatte sie seit ihrer Strafe nicht gesehen.
    „Wo ist Mama heute Abend?“ fragte sie.
    Philip trank einen Schluck Kaffee. „Sie ist zur Messe gegangen.“
    „Wir waren heute Morgen auch in der Messe.“ Glory blickte finster auf ihre Eiscreme. „Sie ist wohl immer noch böse auf mich. Wegen Mr. Riley und den Blumen.“
    „Das ist alles ausgestanden, Püppchen. Sie hat sich einfach geirrt mit den Blumen. Denk dran.“
    Glory sah ihn kurz an und wandte den Blick ab. „Ja, Daddy“, erwiderte sie schweren Herzens.
    „Deine Mama liebt dich sehr. Sie möchte eben nur, dass du zu einem guten Menschen

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