Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
hielt sich mit einer Hand fest, stellte sich auf die Zehenspitzen, streckte die andere Hand so hoch sie konnte und kam trotzdem nicht heran.
    „Verdammt“, sagte sie noch mal. Diesmal lauter und ohne Rücksicht auf die Heimlichkeit ihrer Aktion.
    Hinter ihr ertönte ein Gähnen und das Knarren von Leder. Erschrocken fuhr sie herum und kippte fast samt Papierkorb um. Danny Cooper, der Enkel der Haushälterin, schaute schläfrig über die Rückenlehne eines ledernen Ohrensessels.
    Sie blickte ihn wütend an. „Du hast mich zu Tode erschreckt! Was tust du hier?“
    „Ich bleibe aus dem Weg.“ Er gähnte wieder. „Mom musste zum Doktor, und Grandma hat gesagt, ich soll brav sein. Das sagt sie immer, wenn ich hier bin. Ich wollte spielen, aber ich konnte dich nicht finden.“
    „Mama hat heute Kopfschmerzen. Grandmère ist mit mir zum Beignetsessen ausgegangen.“
    Er stützte das Kinn auf die Sessellehne. „Hast du Lust zu spielen?“
    Glory neigte den Kopf zur Seite und betrachtete den Sechsjährigen. Sie hatte mit Danny gespielt, seit er krabbeln konnte. Obwohl er eigentlich zu jung war, um ihr bester Freund zu sein, hielt sie ihn dennoch insgeheim dafür.
    Sie hüpfte vom Papierkorb. „Ich habe eine bessere Idee. Kannst du ein Geheimnis bewahren?“
    „Klar.“ Ein Nicken unterstrich seine Antwort.
    „Ich brauche deine Hilfe, um an eines der Bücher zu kommen.“ Sie deutete auf die vierte Regalreihe, die für sie immer noch unerreichbar war.
    Er senkte die Stimme zum Flüstern. „Wieso?“
    Sie blickte nach rechts und links. „Grandmère war gestern mit mir im Museum“, begann sie in übertriebenem Flüstern, „und ich habe etwas gesehen, das …“ Mit erhitzten Wangen schüttelte sie den Kopf. „Egal. Jedenfalls, als ich Grandmère danach fragte, wurde sie rot und sagte, wir sollten besser heimgehen. Dabei waren wir gerade erst gekommen.“
    Er hob den Blick zu der Regalreihe mit Kunstbänden. „Was du gesehen hast, ist in den Büchern da?“
    „Hm.“ Sie folgte seinem Blick. „Und ich will es noch einmal sehen.“
    „Ich kann Granny holen, damit sie uns hilft.“
    „Nein!“ Glory streckte beide Hände aus, um ihn davon abzuhalten. „Das geht nicht.“ Sie legte einen Finger an die Lippen und schlich auf Zehenspitzen zu ihm. „Ich darf diese Bücher nicht sehen. Sie sind mir verboten.“
    „Oh.“ Seine Augen strahlten. „Darf ich sie auch sehen?“
    „Du darfst sie ansehen, wenn du mir hilfst. Aber es muss ein Geheimnis bleiben. Kannst du schweigen?“
    Er nickte feierlich. „Großes Indianerehrenwort.“
    „Wenn wir geschnappt werden, kriegen wir Schwierigkeiten. Große Schwierigkeiten.“ Beim Gedanken, ihre Mutter könnte ihren Ungehorsam entdecken, durchfuhr sie ein Zittern. Glory nagte an ihrer Unterlippe und blickte zur geschlossenen Bibliothekstür. Ihre Mutter war heute Morgen nicht aufgestanden, das tat sie nie, wenn sie diese Kopfschmerzen hatte. Dann sah man sie meistens erst zum Dinner oder gar nicht.
    Mit neuem Mut wandte sie sich wieder Danny zu und reckte leicht das Kinn vor. „Schaffst du das?“
    Er straffte sich und warf sich in die schmale Brust. „Wenn du das kannst, kann ich es auch.“
    „Gut.“ Glory rieb sich die Hände. „Als Erstes müssen wir diesen Sessel vor die Regale schieben. Wenn wir beide drücken, schaffen wir das bestimmt.“
    Er kletterte vom Sessel. Kichernd schoben und zogen sie das Möbelstück quer durch den Raum. Sie stellten es direkt unter das Michelangelo-Buch. Glory kletterte hoch, und einen Augenblick später schlossen sich ihre Finger um den Band.
    Er war groß und schwer, und Glory bekam ihn fast nicht vom Regal. Sie zerrte ihn zum Rand. Er entglitt ihrer Hand und krachte laut zu Boden. Ihr Herz setzte einen Schlag aus vor Schreck. Sie sah Danny an und er sie. Beide wandten sich der Bibliothekstür zu, halb starr, in der Gewissheit, gleich entdeckt zu werden.
    Doch die Sekunden verstrichen ereignislos, und Glorys Aufregung ließ nach. Sie legte einen Finger an die Lippen, kletterte vom Sessel und nahm das Buch auf. Sie öffnete es, blätterte und fand, was sie suchte. Die Skulptur hieß David. Er hatte lockiges Haar und ein hübsches Gesicht.
    Und er war nackt.
    Mit brennenden Wangen blickte sie tiefer, ängstlich, was sie entdecken oder nicht entdecken würde. Doch da war es, oberhalb der Schenkel des Mannes, wie Früchte und ein Cannelloni.
    Glory schaute genauer hin. Es sah so komisch aus, so seltsam und fehl am Platze. Sie

Weitere Kostenlose Bücher