Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
berührte die Fotografie leicht, neugierig und abgestoßen zugleich. Sahen alle Männer so aus? Hatten alle einen Cannelloni oberhalb ihrer Schenkel.
„Das ist nicht fair!“ Danny verrenkte sich den Hals. „Lass mich sehen … lass mich sehen!“
Glory riss den Blick mühsam von dem schönen und sonderbaren Bild. „Bist du sicher, dass du alt genug bist?“
„Wenn du es bist, bin ich es auch“, entgegnete Danny stolz.
„Ich bin zwei Jahre älter als du.“
„Aber ich bin ein Junge.“
„Angeber. Ich bin trotzdem älter als du.“
Er zog einen Schmollmund. „Du hast es versprochen.“
„Also gut. Aber mach mir keine Vorwürfe.“ Glory reichte ihm das Buch. Er sah die Seite verständnislos an.
„Was?“
„Das.“ Sie zeigte mit dem Finger darauf.
Er neigte den Kopf und betrachtete das Bild. „Was?“ fragte er wieder.
Mit brennenden Wangen stellte Glory sich auf die Zehenspitzen und wies mit dem Finger direkt auf die fragliche Stelle. „Das da!“
„Du meinst seinen Penis?“
Glory starrte ihn entgeistert an. Ein Penis? Das nannte man einen Penis?
„Ich habe auch einen. Alle Jungs haben den.“
Alle Jungs hatten einen … Penis. Sprachlos kletterte sie in den Sessel zurück und nahm Danny das Buch ab. Zugegeben, sie hatte wenig Kontakt mit Jungs. Sie ging auf eine reine Mädchenschule, und abgesehen von Danny und ein paar entfernten Cousins durfte sie nicht mit Jungs allein sein.
Ihre Mutter hatte gesagt, nette Mädchen würden sich nicht mit Jungs abgeben. Glory wusste jedoch, dass andere Mädchen und Jungen zusammen zur Schule gingen und auch miteinander spielten. Sie hatte es über die Mauer ihres Anwesens hinweg gesehen. Sie stiegen zusammen in den Schulbus, und sie fuhren zusammen Rad auf der Straße oder spielten Verstecken. Und sie hatte andere Mädchen in der Schule darüber reden hören, Mädchen, die sie immer für nett gehalten hatte.
Glory runzelte die Stirn. Es wurmte sie, dass der kleine Danny, der gerade mal dem Kindergarten entwachsen war, etwas so Wichtiges wusste. Und es wurmte sie noch mehr, dass er mit diesem Wissen so lässig umging, als wüsste jeder über Penisse Bescheid, jeder außer ihr natürlich.
Danny ist ein Junge, machte sie sich plötzlich klar. Deshalb weiß er davon.
Wahrscheinlich hatte er aber keine Ahnung, was Mädchen da hatten. Das sagte sie ihm und reckte sich dabei zu ihrer vollen Größe auf.
„Mädchen haben Vaginas“, erklärte er und nickte zur Betonung seiner Feststellung.
Sie stieß einen erstickten Laut der Verwunderung aus. „Woher weißt du das?“
„Meine Mom hat es mir gesagt. Jungs haben Penisse, Mädchen Vaginas. So hat Gott uns geschaffen, besonders und einzigartig.“
Verwirrt runzelte sie ärgerlich die Stirn. „Danny, ist das denn kein Geheimnis?“
„Aber nee.“ Er schüttelte den Kopf. „So was weiß jeder. Na ja, fast jeder“, räumte er ein. „Und mein Freund Nathan nennt seinen Penis eine Pfeife.“
„Pfeife“, wiederholte sie und versuchte, all die neuen Informationen zu verdauen. Warum hatte ihre Mutter das vor ihr verheimlicht? Und warum hatte Grandmère im Museum so seltsam reagiert und sie weggezerrt, als sie auf den nackten Mann gezeigt und sie danach gefragt hatte? Das ergab keinen Sinn.
Glory sah Danny an, und ihr kam eine Idee. „Kann ich deinen sehen?“ fragte sie und erstaunte sich selbst damit. „Ich meine, ich habe noch nie einen … einen Penis gesehen.“ Das Wort kam ihr merkwürdig vor, und sie errötete. „Wenn du mir deinen Penis zeigst, zeige ich dir meine Vagina.“
„Ich weiß nicht“, sagte er und schürzte die Lippen. „Du machst dich vielleicht lustig über mich. Und wenn wir überrascht werden?“
Glory schüttelte den Kopf. „Ich mache mich nicht lustig, das verspreche ich. Du bist mein Freund, und das wäre nicht nett. Und wir werden nicht erwischt. Ich will ihn nur sehen.“
Er überlegte einen Moment und nickte dann. „Okay.“
Er zog seine Shorts und die Unterhose herunter. Glory stieß einen erstaunten Laut aus und hockte sich vor ihn hin, um besser sehen zu können. Er hatte tatsächlich einen. Aber der sah anders aus als in dem Kunstband. Nicht wie Obst und ein Cannelloni. Sie lehnte sich etwas vor und betrachtete ihn genauer. Er war kleiner. Und knubbeliger. Wie ein knubbeliges kleines Cocktailwürstchen.
Ein entsetztes Japsen durchbrach die Stille. Glory riss den Kopf hoch. Ihre Mutter stand in der Tür, das Gesicht weiß und eingefallen, die Augen
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