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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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haben alle möglichen Abnormitäten studiert. Du würdest es nicht fassen, Victor. Es ist total unglaublich, was es alles gibt.“
    Santos war ziemlich sicher, es zu fassen. Trocken schluckend, dachte er an das im Tod verzerrte Gesicht seiner Mutter und fürchtete, alles glauben zu können. „Ich bin ein bisschen müde“, sagte er. „Haben Sie was dagegen, wenn wir eine Weile schweigen?“
    „Kein Problem. Du siehst erledigt aus. Wenn du ’ne Runde pennen möchtest, tu’s ruhig. Ich verspreche, am Steuer nicht einzuschlafen.“
    Santos sah ihn kurz an und fand irgendetwas an dem Typ beunruhigend. „Danke, aber ich bin okay.“
    Rick zuckte die Schultern. „Wie du willst. Wir haben noch ’ne gute Stunde Fahrt vor uns.“ Er schaltete das Radio ein und ließ die Stationen durchlaufen, bis er die richtige fand. Plötzlich ertönte der Stones-Klassiker „Satisfaction“.
    Santos lehnte sich im Sitz zurück und sah aus dem Fenster auf den um diese Zeit schwachen Verkehr und die vorüberziehenden dunklen Gebäude.
    Die Minuten vergingen, und der Van legte ruhig Meile um Meile auf der Interstate zurück. Santos begann sich zu entspannen. Die Glieder wurden ihm schwer, und sein Kopf fiel gegen die Lehne. Zum ersten Mal seit einem Jahr schienen sich seine Muskeln zu lockern. Es war ein schönes Gefühl.
    Santos atmete tief und gleichmäßig, eingelullt von den Fahrgeräuschen des Van und des Highway. Diesmal kriegen sie mich nicht, dachte er schläfrig. Und wenn er älter war, würde er zurückkehren und den Mörder seiner Mutter finden.
    Santos erwachte mit einem Schrecken. Wie so oft hatte er von seiner Mutter geträumt. Und von Tina. Er rieb sich mit einer Hand über die Stirn und merkte, dass er schwitzte. In seinem Traum hatten ihn beide um Hilfe angerufen. Er hatte versucht, sie rechtzeitig zu erreichen, aber er war zu spät gekommen. Beide waren seinen Fingern entglitten und in einen tiefen dunklen Abgrund gestürzt, der ihr Tod gewesen war.
    Der Van fuhr durch ein Schlagloch. Santos wurde hellwach. Verwirrt und desorientiert sah er sich blinzelnd um.
    „Willkommen daheim, Mann.“
    Santos lächelte verlegen. „Tut mir Leid. Ich wollte nicht einschlafen.“ Er gähnte. „Wie lange war ich weg?“
    „Nicht lange. Dreißig Minuten.“
    Es kam ihm länger vor, viel länger. Er rollte die verspannten Schulter und dehnte den Nacken. Die Muskeln waren verkrampft, als hätte er lange fest geschlafen.
    Er sah aus dem Fenster. Sie schienen auf einer einsamen Landstraße zu sein. Er runzelte die Stirn, und eine leichte Unsicherheit befiel ihn. Hier stimmt etwas nicht. Bemüht, die restliche Schläfrigkeit loszuwerden, fragte er: „Wo sind wir?“
    „Auf der River Road. Nähe Vacherie.“
    „River Road“, wiederholte Santos. Er hatte die Karte studiert und seine Route geplant. Nach Baton Rouge ging es von New Orleans geradeaus – Interstate 10 nach Westen, die ganze Zeit.
    Warum sind wir auf der River Road?
    Als erriete er seine Gedanken, erklärte Rick: „Auf der Interstate ist vor uns ein Chemielaster umgekippt. Sie haben die verdammte Brücke gesperrt. Ich dachte, wir könnten die River Road direkt bis nach Baton Rouge nehmen.“
    Santos versuchte sich zu erinnern, ob die River Road überhaupt bis nach Baton Rouge führte. Er war sich nicht sicher, sie auf der Karte gesehen zu haben.
    „Hast du mal eines der alten Plantagenhäuser besucht, Victor?“ Santos schüttelte den Kopf, und Rick fuhr fort: „Sie stehen alle an der River Road und sind sehenswert. Seinerzeit brauchte man den Fluss als Hauptverkehrsader, um Lebensmittel zu holen, die Ernte wegzubringen und zum Reisen. Du solltest dir irgendwann eines ansehen.“
    Santos rieb sich die Stirn. Wie habe ich nur einschlafen können, schimpfte er im Stillen. Warum war ich so dumm, so vertrauensselig und naiv? Jetzt weiß ich nicht, ob er die Wahrheit gesagt hat. „Ist die River Road nicht ein ziemlicher Umweg?“
    „Jedenfalls dauert es nicht länger, als im Stau zu stehen und darauf zu warten, dass sie dieses Chemiezeugs wegschaffen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich lege keinen Wert darauf, vielleicht auch noch diesen giftigen Scheiß einzuatmen.“
    „Guter Gedanke“, erwiderte Santos leise und wollte seine Verunsicherung verdrängen. Rick war ganz okay. Die River Road zu nehmen war vernünftig.
    Warum werde ich dann das Gefühl nicht los, dass hier was nicht stimmt?
    „Alles okay mit dir, Victor?“ Rick sah ihn besorgt an. „Du siehst

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