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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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District, wie es nur sein konnte.
    „Netter Ort, was? Komm.“ Er führte sie an der Hand den Block hinunter. Adrenalin pumpte durch seine Venen. Er ging so schnell, dass sie laufen musste, um Schritt zu halten.
    „Unsere kleine Saga wird fortgesetzt, gleich hier, im weltberühmten French Quarter. Nach der unglücklichen Begegnung meines Alten mit einem Messer zogen Mama und ich hierher. Sie hatte eine Cousine hier, die behauptete, hier gäbe es jede Menge Arbeit und das Leben sei leicht. Als wir ankamen, war die Cousine natürlich weg, und Jobs für ungebildete, ungelernte Frauen Mangelware.“
    Sie bogen in die Bourbon Street ein. „Da wären wir. Die Straße, die niemals schläft. Heimat für Bars, Stripclubs und Sexshops. Heimat des Club 69.“ Er entdeckte ihn vor sich und zog Glory hin. „Da ist er.“
    Der Anheizer öffnete die Tür in Intervallen und ließ sie wieder zuschwingen. Glory, Santos und alle, die auf der Straße standen und glotzen wollten, erhaschten einen Blick auf eine fast nackte Frau, die sich provozierend vor einem betrunkenen Publikum drehte.
    Santos war nie zurückgekommen, weder zur Bourbon Street noch zum Club 69. Er hatte beides gemieden wie seine Erinnerungen daran, doch meistens überfielen sie ihn einfach.
    „Siehst du das, Glory? Schau es dir genau an. Das war die Arbeit meiner Mutter. So hat sie uns durchgebracht.“
    „Tu das nicht, Santos.“ Sie wollte sich abwenden. „Bitte, es ist nicht nötig. Es ist …“
    „Doch, es ist nötig.“ Er drehte sie an den Schultern zur Tür. Der Anheizer warf ihr lüsterne Blicke zu, und Santos schauderte. „Sieh dir das an, Glory. Kann man das glauben? Noch nicht mal zwei am Nachmittag, und der Laden ist gerammelt voll. Natürlich arbeitete meine Mutter in der Spätschicht. Da waren die Trinkgelder besser.“
    Er legte das Kinn auf Glorys dunklen Kopf und atmete tief durch. Der hässliche Geruch der Bar drang ihm in die Nase, aber auch der süße Duft von Glorys Shampoo. Beides grub sich in seine Erinnerung ein.
    „Riechst du das, Glory? So hat sie immer gerochen, wenn sie von der Arbeit kam: nach Schnaps, Zigaretten und dreckigen alten Männern. Ich weiß noch, wie ich den Sonntagmorgen geliebt habe, dann duftete sie immer nach Blüten.“
    Glory stieß einen Laut aus, der teils Ekel, teils Mitleid verriet. Er wusste nicht, was ihn mehr schmerzte, umfasste ihre Schultern fester und sah all dies mit ihren Augen: schmutzig, krass und herabwürdigend. Er stellte sich vor, wie Glory seine Mutter angesehen, was sie von ihr gehalten hätte. Und er wurde zornig. „Komm weiter.“
    Er packte sie am Arm und zog sie mit sich zum Wagen.
    „Lass mich los, du tust mir weh.“ Glory wollte sich ihm entwinden.
    Er ließ sie los, und sie wich zurück. „Möchtest du unsere kleine Tour fortsetzen, Prinzessin, oder willst du lieber zurück in die Stadt?“
    „Du Bastard!“ Sie presste kurz die Lippen zusammen, damit sie nicht bebten. „Warum tust du das?“
    „Damit du begreifst.“
    Er wandte sich schweigend ab und ging zum Wagen, allerdings langsamer, damit sie Schritt halten konnte. Santos schloss auf, und sie stiegen ein.
    Sie fuhren zum anderen Ende des Quarters. Das Herz schlug ihm im Hals, als er in die Ursuline Street einbog. Seit die Sozialarbeiter ihn vor vier Jahren weggebracht hatten, war er nicht mehr hier gewesen. Er begann zu schwitzen, zitterte leicht, und das Gefühl des Grauens war einen Moment so stark, dass er kaum atmen konnte.
    „Santos?“ Glory berührte ihn, doch er war sich dessen kaum bewusst. „Alles in Ordnung?“
    Er antwortete nicht. Er konnte nicht.
    Sie erreichten das Gebäude. Er hielt den Wagen mitten auf der schmalen Straße an und stieg aus. Santos starrte das Apartmenthaus an und sah, wie es in jener letzten Nacht gewesen war: die Menge, die Einsatzwagen, die Ambulanz, die Polizeiwagen mit ihren pulsierenden Lichtern.
    Santos schloss die Augen und durchlebte noch einmal die feuchte Hitze jener Nacht, den Geruch von Schweiß und Angst, seine eigene Panik und wie sich das alles zu einem irrealen Schwindel erregenden Albtraum vermengte.
    Es war jedoch kein Traum gewesen.
    Er hörte das Raunen der Menge, als die Sanitäter mit der Bahre aus dem Haus kamen.
    Glory trat neben ihn und umfasste sein Handgelenk. Er blickte sie an, ohne sie zu sehen. Er sah zwei Männer in Weiß und eine Bahre mit einer stillen Gestalt unter einem Laken.
    „Mein Gott.“ Glory musterte ihn besorgt. „Was ist das für ein

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