Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
…“ Liz konnte nicht weitersprechen. Wenn Santos Glory ansah, tat ihr das Herz weh, weil sie wünschte, jemand würde sie einmal so ansehen. Doch sie fürchtete, es kam nie dazu.
Ich werde nie die Prinzessin sein, und ich werde den Prinzen nicht bekommen. Er gehört Glory.
„Wenn Santos dich ansieht“, wiederholte sie leise und wehmütig, „sehe ich, was er fühlt. Er ist verrückt nach dir.“
„Warum sagt er es mir dann nicht?“ fragte Glory mit tränenerstickter Stimme. „Wenn ich wüsste, dass er mich liebt, könnte ich es mit allen aufnehmen, Liz. Sogar mit meiner Mutter.“
Liz wusste darauf keine Antwort. Und erst nachdem Glory zu ihrem Treffen mit Santos gegangen war und Liz den Ballsaal erreichte, fragte sie sich, was Glory gemeint hatte, ob sie das Richtige tue. Was hatte sie vor?
29. KAPITEL
Hope schlüpfte mit wildem Herzklopfen aus dem Ballsaal. Unter dem aufwendig mit Perlen bestickten Kleid trug sie ein altmodisches schwarzes Korsett, Strümpfe und sonst nichts. Die Korsettstangen bissen ihr strafend ins Fleisch, und sie war dankbar für den Schmerz.
Sie verdiente die Strafe. Sie war schwach und böse. Sie verdiente, von der Hand des Allmächtigen niedergestreckt zu werden. Sie hörte die Worte der Heiligen Schrift in ihrem Kopf, die sie baten, innezuhalten und zurückzugehen.
Sie versuchte es, doch die Stimme der Sünde trieb sie weiter und forderte Bezahlung. Das Böse verlangte nach Befriedigung.
Hope fuhr mit dem Fahrstuhl in die fünfte Etage. Sie ging den Flur ohne Angst vor Entdeckung entlang. Falls ihr jemand begegnen sollte, würde sie erklären, dass sie sich ein Zimmer genommen hatte, damit sie sich während des Balls ausruhen konnte. Wie sie überall kundgetan hatte, litt sie schon seit über einer Woche unter dem Wetter.
Sie näherte sich dem Raum. Das Flüstern des Kleiderstoffes an ihren Beinen war wie ein verbotenes Lied. Mit jedem Schritt schien das Korsett enger zu werden, und der Schmerz wurde irrsinnig erotisch. Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren erreichte ein betäubendes Crescendo.
Nummer 513. Sie blieb vor der Tür stehen und holte tief und zittrig Atem. Ihr Zuhälter, ein grober, aber schlauer kleiner Mann, würde für alles gesorgt haben. Er hatte das schon viele Male für sie arrangiert.
Ein Schild „Bitte nicht stören“ hing an der Tür. Sie klopfte trotzdem, sie wurde erwartet.
Von drinnen kam ein Laut, der nicht eigentlich menschlich war. Hope ergriff den Türknauf und drehte. Die Tür schwang auf, und Hope schlüpfte ins Zimmer. Es war dunkel, aber nicht leer. Sie hörte das leise Keuchen des männlichen Wesens.
Während sie sich dem Bett näherte, erkannte sie seine Umrisse. Er war nackt, lag auf dem Bauch und war mit Bändern ans Bett gefesselt.
Mit einem kehligen Schrei fiel sie über ihn her.
30. KAPITEL
Santos stand in der Tür des Badehäuschens am Pool und fand ihn unglaublich schön im kalten Mondlicht. Vom erwärmten Wasser stieg leichter Dunst auf und hüllte die Umgebung in einen zarten Nebel, der eine magische, intime Welt schuf.
Santos hatte gezögert, hierher, ins Haus ihrer Eltern, zu kommen. Glory hatte jedoch beteuert, dass sie ungestört sein würden, da ihre Eltern auf dem Maskenball waren und die Bediensteten freihatten.
Er war froh, hergekommen zu sein. Es war wunderbar gewesen, unbekümmert bei ihr zu liegen, sich auszustrecken und das Beisammensein zu genießen.
Er atmete tief durch, fast betrunken von der Nachtluft, von Glorys Duft auf seiner Haut und dem Bewusstsein, dass sie nun wirklich ihm gehörte.
Ich liebe sie. Santos verengte nachdenklich die Augen. Gütiger Himmel, wie hat das nur geschehen können?
Er schaute über die Schulter. Die Tür war noch geschlossen. Er hörte das schwache Rauschen von Wasser. Sie war jetzt schon einige Minuten da drin. Länger, als sie brauchte, um Haar und Gesicht wieder in Ordnung zu bringen.
„Verdammt“, raunte er und wusste, dass er sie gekränkt hatte. Sie sehnte sich nach einer Liebeserklärung von ihm. Schon lange. Er sah es ihr an, wenn sie zusammen waren, und hörte es an ihrem sehnsüchtigen Ton, wenn sie ihm ihre Liebe gestand. Nun, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, sehnte sie sich umso mehr danach.
Unsere Liebesnacht. Noch so etwas, das er nicht hätte zulassen dürfen.
Er stopfte die Hände in die Jeanstaschen. Aber Glory hatte sich ihm so lieb und leidenschaftlich angeboten, dass er nicht mehr imstande gewesen war, ihr zu widerstehen. Noch
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