Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
und küsste Glory innig, um ihr zu zeigen, dass sie zu ihm gehörte. Schließlich gab er sie frei. „Ich wünschte, wir müssten jetzt nicht gute Nacht sagen.“
„Wenn doch bloß …“ Sie sahen einander an und lachten über die Wortwahl.
In stillem Einvernehmen gingen sie zum Wagen. „Bist du sicher, dass dich niemand gesehen hat?“ fragte Santos nach einem Moment. „Dass deine Mutter keinen Verdacht schöpft?“
„Es hat mich niemand gesehen, und Mutter ist völlig ahnungslos. Sie hat heute Abend kaum Notiz von mir genommen, Gott sei Dank.“
Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. „Glory, wir müssen über deine Eltern sprechen.“
Sie legte ihm einen Finger an die Lippen. „Nicht heute Nacht. Bitte, Santos. Der Abend ist etwas Besonderes gewesen. Es ist unsere Nacht, und die möchte ich nicht verderben.“
Er nickte, doch die Situation belastete ihn. Er wünschte, seine Zweifel überwinden und ihr völlig vertrauen zu können. Aber er konnte es nicht. Dafür waren seine Lebenserfahrungen zu bitter gewesen. „Okay“, gab er leise nach und wich einen Schritt zurück. „Wir reden nach Mardi Gras über alles.“
Sie nickte. „In Ordnung. Nach Mardi Gras.“
Santos schloss ihr den Wagen auf, doch bevor Glory einstieg, nahm er ihre Hände und führte sie an seine Lippen. Er sah, wie besorgt sie war. „Uns kann niemand etwas tun, Glory. Nicht wenn wir wirklich aneinander glauben. Dann sind wir sicher, das verspreche ich dir.“
31. KAPITEL
„Mrs St. Germaine, hier ist ein Mädchen, das mit Ihnen sprechen möchte. Eine Bebe Charbonnet. Sie sagt, sie ist eine von Glorys Freundinnen von der Akademie.“
Hope tippte mit dem Zeigefinger auf den Goldrand ihrer Teetasse. In den letzten zwei Tagen seit dem Maskenball benahm Glory sich eigenartig. Aufgeregt. Nervös. Schuldbewusst, aber heiter. Und jetzt das.
Mrs Hillcrest eskortierte den Teenager herein. Hope ließ ihren Blick über das Mädchen schweifen. Sie trug eine A. I. C.-Uniform und sah wie die sprichwörtliche Katze aus, die an der Sahne genascht hat. Hope stand lächelnd auf. „Hallo, Bebe, meine Liebe. Komm herein.“
Bebe blieb vor ihr stehen, rang die Hände und hatte zwei rote Flecken auf den Wangen. „Hallo, Mrs St. Germaine.“
„Wie geht es deiner Mutter?“
„Sehr gut, vielen Dank.“
„Grüß sie von mir.“
„Werde ich.“
Hope setzte sich wieder, bot Bebe jedoch keinen Platz an. Sie trank einen Schluck Tee und betupfte die Lippen mit der Serviette. „Was kann ich heute Morgen für dich tun?“
„Nun ja, ich …“ Bebe räusperte sich, offenbar eingeschüchtert. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll – und ich wäre sicher nicht hier, wenn ich Glory nicht so sehr mögen würde. Ich kann nicht mit ansehen, wie sie sich wegen eines solchen Jungen ruiniert.“
Hope erstarrte. Das war es also – ein Junge. Sie hätte es wissen müssen. Glory war schließlich eine Pierron. Sie trug die Sünde in sich. „Fahre fort.“
„Es war auf dem Ball Samstagnacht, und ich sah …“ Bebe holte tief Luft, „… ich sah, wie sie das Hotel verließ, um sich mit diesem Jungen zu treffen. Gegen neun. Sie sind in seinem Wagen weggefahren.“
„Neun Uhr?“ Hope dachte nach. „Das kann nicht sein, Bebe. Ich habe sie um Viertel nach neun gesehen und später auch noch.“
„Das war nicht Glory. Das …“ Sie unterbrach sich und musste ein breites Grinsen unterdrücken. Dann räusperte sie sich und fuhr fort: „Ich glaube, das war Liz Sweeney. Denn ich habe Liz im Hotel gesehen, und sie wäre normalerweise nicht dort gewesen. Ich bin mir aber sicher, dass ich Glory gesehen habe, wie sie in Jeans das Hotel verließ. Minuten später habe ich Glory dann wieder gesehen.“ Triumphierend fügte sie hinzu: „Besser gesagt, ihr Kleid.“
Rollentausch. Glory und ihre Freundin hatten sie sauber hinters Licht geführt. Hinterhältige Gören!
Ein solcher Betrug konnte nicht ungestraft bleiben.
„Dir ist Samstagnacht eine Menge aufgefallen, liebe Bebe.“
Bebes Wangen röteten sich. „Wie gesagt, ich wäre nicht hier, wenn mir Glory nicht so am Herzen liegen würde.“
„Da bin ich sicher“, erwiderte Hope und verabscheute dieses verschlagene, wichtigtuerische Mädchen. Aber mit der würde sie sich später befassen.
Hope stand zornbebend auf, ging zum Fenster und sah in den hellen kühlen Tag hinaus. „Kennst du diesen Jungen? Geht er zu den Jesuiten oder den Christlichen Brüdern auf die Schule?“
Bebe schüttelte
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